Tag 2: Besuch bei Landwirten und Biologen

16:04 Uhr | Das steht morgen an

Morgen sind wir als erstes in der Region Edlau im Salzlandkreis unterwegs und sprechen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern darüber, wie sie persönlich die geplante Stromtrasse wahrnehmen. Konnten sie sich daran beteiligen? Sind sie aktiv geworden, wie beispielsweise die Menschen in Zöschen? Dahin fahren wir dann nämlich als nächstes. Dort gibt es eine Initiative, die es mit ihren Demonstrationen geschafft hat, dass die Stromtrasse nicht so verläuft wie ursprünglich geplant.

Und wir möchten gerne von Ihnen wissen, welche Fragen Sie noch zum Südostlink haben. Die wollen wir gezielt morgen ebenfalls beantworten.

15:17 Uhr | Diese Eindrücke nehmen wir von heute mit

Von außen hat man oft das Gefühl, dass Projekte wie der Südostlink super lange dauern und man fragt sich, wieso. Zum Beispiel dauern die Planungen für dieses Projekt bereits fünf Jahre. Wenn man jetzt aber mal hinter die Kulissen schaut, wie bei unserer Strom-Tour, wird uns bewusst, wie viel Aufwand in die jeweiligen Planungs-Aufgaben gesteckt wird und gesteckt werden muss.

Besonders beeindruckt hat uns vor Ort, dass alleine ein Jahr lang aufwendig Tiere gezählt werden, wie die Kröten durch Biologe Stefan Andrees und sein etwa 25-köpfiges Team. Genauso verhält es sich in unseren Augen mit den vielen Menschen, mit denen über den Verlauf der Trasse gesprochen werden muss.

Wir waren heute bei Cord Rose-Borsum, einem Landwirt, durch dessen Acker ein Erdkabel verlegt werden muss. Er ist exemplarisch für viele Tausende Gespräche, die es zu führen gibt. Und das sind nur zwei Themen von vielen, die geregelt werden müssen, bis der Bau beginnen kann.

zwei Männer und eine Frau sitzen in einem Auto
Im Hörmobil ist das MDR-Reporter-Team unterwegs und berichtet aus unterschiedlichen Orten über die geplante Stromtrasse Südostlink. Bildrechte: Johanna Daher

14:59 Uhr | Krötenzählung in der Hohen Börde

Im Reel können Sie Biologe Stefan Andrees beim Zählen von Kröten und anderen Tieren, die entlang der geplanten Trasse leben, begleiten.

14:41 Uhr | So beeinflussen die Tiere den Bau der Trasse

Neben dem Krötenzaun befindet sich ein Feldweg. Der könnte Baustraße werden, da würden dann Bagger und Co. lang rollen. Indem Stefan Andrees und sein Team jetzt die Tiere zählen, finden sie zunächst mehr über die Natur dort heraus. Im nächsten Schritt müssen Umweltplaner daraus dann ihre Schlüsse ziehen. So könnte es zum Beispiel sein, dass die Bauarbeiten wegen zum Schutz dieser Tiere nur zu bestimmten Zeiten stattfinden dürfen, etwa dann, wenn die Kröten hier nicht entlang wandern.

Ein Mann steht vor einem Feld.
Biologe Stefan Andrees prüft, ob die Natur den Bau der Stromtrasse verkraften kann. Bildrechte: MDR/Johanna Daher

14:10 Uhr | Nicht nur Kröten werden gesucht

Biologe Stefan Andrees ist für Amphibien zuständig. Neben ihm sind aber noch etwa 25 weitere Kolleginnen und Kollegen am Werk und suchen Tiere. Wie er erklärt, geht es dabei vor allem um europäisch geschützte Arten. Neben der Kröte zählt er folgende Tiere auf:

  • Brutvögel
  • Zauneidechsen
  • Fledermäuse
  • Holzkäfer
  • Fischotter
  • Hamster
  • Libellen
  • Haselmaus

Da es um so unterschiedliche Tierarten geht, sucht und kartiert das Gutachter-Büro einen gesamten Jahresverlauf lang. "Die einen wandern zu der einen Zeit und zum Beispiel die Zugvögel sind wieder in einem anderen Zeitraum unterwegs", so Andrees.

13:43 Uhr | Kommen Sie mit auf Kröten-Suche

MDR-Reporter Tom Gräbe hat auf der Krötensuche sein Mikrofon dabei. Fürs Radio hat er wieder einen Beitrag, in dem er mit Biologe Stefan Andrees über seine Arbeit und die Amphibien am Zaun spricht. Hören Sie rein und kommen Sie so mit uns in die Hohe Börde:

13:18 Uhr | Finden wir eine Kröte?

Superneugierig gehen wir die Krötenzäune mit Biologe Stefan Andrees ab und schauen mit ihm ihn die Eimer. In dem ersten befinden sich einfach Gras und ein Holzstab, an dem zum Beispiel Käfer, die fälschlicherweise im Eimer gelandet sind, leichter wieder herausfinden können. Im nächsten Eimer befinden sich eben genau diese Käfer. "Die haben den Stab wohl nicht benutzt", schmunzelt Andrees. So geht es noch eine Weile weiter. Aber eine Kröte finden wir bei unserem Besuch in der Hohen Börde leider nicht.

Ein Mann interviewt einen anderen Mann mit einem Mikrofon.
MDR-Reporter Tom Gräbe geht mit Biologe Stefan Andrees auf Krötensuche. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

12:53 Uhr | Wie zählt man die Kröten denn?

Anders als in Zoos oder großen Schafherden, wo die Tiere klarer sichtbar sowie größer sind und in einem bestimmten Bereich leben, ist die Arbeit von Biologe Stefan Andrees deutlich schwieriger. Um ihn dabei zu unterstützen, gibt es sogenannte Krötenzäune, neben denen Eimer stehen. In diesen befindet sich unter anderem Gras.

Da die Kröten gerade auf Wanderschaft sind – das machen sie vom Winter zum Sommer immer, da sie zum Laichen an einem anderen Ort sind – landen die Tiere immer wieder in den Eimern. Der Biologe checkt sie regelmäßig und lässt die Kröten danach natürlich weiterziehen. "Wir haben hier zwei Zäune. Pro Tag sind das so zehn bis 20 Tiere pro Zaun", erzählt er. Seine Zählungen notiert er. "Sie sind die Grundlage, damit die Umweltplaner Maßnahmen treffen können. Wir sind mit unserer Arbeit also einen Teil des gesamten Prozesses."

Die Deckel von Eimern, die in die Erde eingelassen sind, sind mit Stöcken befestigt.
Die Erdkröten landen auf ihrer Wanderschaft immer wieder in Eimern. Bildrechte: MDR/Johanna Daher

12:21 Uhr | Hohenwarsleben: Wo die Kröten wandern

Von einem Feld in der Natur geht es für uns zum nächsten. Wir fahren von Plötzkau aus nach Hohenwarsleben in der Börde – etwa 64 Kilometer entfernt. Dort treffen wir Stefan Andrees. Er arbeitet als Biologe in einem Gutachter-Büro. Was er mit dem Südostlink zu tun hat? "Wir sind für den Abschnitt 1 der Stromtrasse, also das Stück zwischen Wolmirstedt bis etwa Könnern, zuständig. Unser Team erfasst und kartiert hier die Natur und ihre Tiere", erklärt Andrees.

Das bedeutet: Als Gutachter halten Adrees und sein Team vor allem nach bestimmten, bedrohten Tierarten Ausschau, um dann einschätzen zu können, welche Tiere dort vorkommen und welche Maßnahmen für den Bau der Stromtrasse und seine Zufahrtsstraßen getroffen werden müssen. Stefan Andrees hat sich auf Amphibien spezialisiert. Deshalb zählt er zum Beispiel die Erdkröten, die in seinem Bereich vorkommen. Aktuell sind diese auf Wanderschaft.

Ein Mann greift in eine in den Boden eingelassene Plastikdose.
Biologe Stefan Andrees zählt die Erdkröten, die im Bereich der künftigen Trasse vorkommen. Bildrechte: MDR/Johanna Daher

11:37 Uhr | So können sich Stromkabel auf die Ernte auswirken

Noch sind die Auswirkungen der unterirdischen Stromkabel auf die Ernte nicht vorherzusehen. Landwird Cord Rose-Borsum geht aber davon aus, dass Früchte im Bereich der Kabel sich schneller erwärmen und damit auch schneller reifen. Das hätte unterschiedliche Erntetermine zur Folge. Mehr dazu hören Sie im Video.

10:49 Uhr | Das wünscht sich Landwirt Rose-Borsum

Dass die Stromtrasse hier kommen wird, steht fest. Was wünscht sich der Landwirt also mit Blick auf den Bau durch den Betreiber 50Hertz, den wir gestern besucht haben? "Mir ist die Kommunikation wichtig", erklärt Cord Rose-Borsum und verweist auf die bisher gemachten Bodenuntersuchungen. Dabei habe er klar kommuniziert bekommen, wann zum Beispiel die Ernte möglich ist und wann was auf seinen Feldern passiert.

"Und ich hoffe, dass wir den Schaden, den wir hier haben, auch entsprechend bezahlt bekommen", sagt Rose-Borsum. Je nachdem, was hier wann wächst, würde ein unterschiedlich hoher Schaden entstehen. Neben dem Weizen, der hier aktuell wächst, sei diese Region auch bekannt für ihren Majoran, zeigt und Rose-Borsum und empfiehlt, dass dieser besonders gut als Gewürz auf einer Pizza schmeckt.

Samentüte Landwirt Plötzkau Interview
Seinen Majoran empfiehlt Landwirt Cord Rose-Borsum als Pizza-Gewürz. Bildrechte: MDR/Johanna Daher

10:10 Uhr | Landwirt hofft auf möglichst kurze Bauzeiten

Die ersten Auswirkungen durch Bodenproben spürt Landwirt Cord Rose-Borsum auf seinem Acker schon. Er hat Angst, dass die Erdkabel des geplanten Südostlinks auch seine Ernte negativ beeinflussen könnten. Für seinen Boden wünscht sich Rose-Borsum, dass die Bauarbeiten nicht zu lange dauern. Mehr dazu hören Sie im Radio-Beitrag von Tom Gräbe.

9:42 Uhr | Landwirt zwischen Angst und Ungewissheit

Wie geht es Landwirt Cord Rose-Borsum damit, dass durch seinen Acker ein Erdkabel verlegt werden wird? "Der Acker ist unser Grundkapital – wir haben etliche Einbußen", erzählt er und erinnert sich an die bereits erfolgten Bodenuntersuchungen: "Das tut weh, wenn die schweren Bagger hier drüber fahren."

Außerdem, beschreibt Rose-Borsum weiter, ist er ängstlich und ungewiss: Er befürchtet, dass seine Pflanzen durch die zusätzliche Wärme geschädigt werden oder unnatürlich früher reifen könnten, was wiederum alles Auswirkungen auf seine Ernte haben könnte.

Ich habe Angst, ob der entnommene Boden dann auch wieder richtig eingesetzt wird. Und keiner weiß um die Erwärmung des Kabels.

Cord Rose-Borsum Landwirt

Könnte die geplante Trasse hier dann nicht auch als Freileitung, also mit einem Mast, anstatt mit einem Erdkabel umgesetzt werden? Theoretisch ja. Aber: "Die Bevölkerung will keine Masten haben, die Gemeinde hat das abgelehnt. Einen Mast will ich auch nicht." Dem Landwirt wäre es am liebsten, wenn seine Ackerfläche gar nicht von den Baumaßnahmen betroffen wäre. Er weiß aber auch, wie wichtig die Trasse für die Energiewende sein könnte.

9:04 Uhr | Erdkabel führt durch seine Ackerfläche – Erste Bodenproben entnommen

Für Landwirt Cord Rose-Borsum wird sich jetzt einiges ändern. Seit 30 Jahren hat er die Ackerfläche bei Plötzkau an der A14 gepachtet und bewirtschaftet. Dann hörte er in den Medien, dass es drei Varianten geben wird, wie die Stromtrasse Südostlink verlaufen kann. Schnell wurde ihm klar: Meine Landwirtschaft wird davon betroffen sein. Und genau so kam es – ein Erdkabel muss durch seine Ackerfläche gelegt werden.

Ein Mann mit Brille und grauem Haar auf einem Acker
Landwirt Rose-Borsum auf seinem Weizenacker. Bildrechte: Johanna Daher

Dafür gab es bereits archäologische Bodenuntersuchungen auf seinem Feld. "Die Bauarbeiten sind alles andere als schön und begrüßenswert. Auf der anderen Seite müssen wir bei der Energie autark werden. Das Verständnis ist da", sagt Rose-Borsum. Etwa 14 Hektar Land waren von den Untersuchungen betroffen. Die Folge: Der Weizen, der aktuell auf seinem Feld wächst, ist unterschiedlich hoch gewachsen, weil er wegen der Bodenuntersuchungen nicht zeitgleich ausgesät werden konnte.

Weizengräser auf einem Feld
Der Weizen von Landwirt Rose-Borsum ist unterschiedlich hoch gewachsen. Bildrechte: Johanna Daher

8:27 Uhr | Wie wirken sich Erdkabel auf den Boden und die Pflanzen aus?

An der Uni Halle wird schon länger geforscht – und zwar passend zum heutigen Thema der Stromtour: Die Forschenden wollen herausfinden, wie sich Erdkabel auf den Boden und die landwirtschaftlichen Erträge auswirken. Mit einem Landwirt, durch dessen Acker genau so ein Erdkabel wegen der geplanten Stromtrasse Südostlink gehen soll, spricht unser Reporter-Team heute. Vorab hier der Radio-Beitrag von Tom Gräbe zum Forschungsprojekt der Uni Halle:

7:41 Uhr | 👋 Guten Morgen an Tag 2

Unser Reporterteam startet den zweiten Tag der Stromtour in der Region Alsleben im Salzlandkreis. Genauer gesagt: Auf dem gepachteten Acker von Landwirt Cord Rose-Borsum. Der liegt bei Plötzkau an der A14. Hier soll ein Erdkabel durch den Acker verlegt werden für die Stromtrasse Südostlink.

Eine Frau und zwei Männer auf einem Feld
Johanna Daher, Jonas Dahmen und Tom Gräbe besuchen den Acker von Landwirt Cord Rose-Borsum. Bildrechte: Johanna Daher

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 29. April 2022 | 07:42 Uhr

10 Kommentare

Opa gegenLinks am 27.04.2022

Von ihnen als Stadtkind habe ich auch nichts anderes erwartet. Das Land darf euch versorgen, mit Nahrung, Energie und am besten noch mit einer schönen Umwelt als Ausflugsziel. Ihr saugt wie Blutegel die Kraft aus dem Land und leistet dagegen gar nichts. Wir dagegen werden bestraft, mit Auflagen, Steuern und Abgaben. Und ihr erfreut euch dann euren grünen Strom die nette Kobolde liefern. Schon klar.

Denkschnecke am 27.04.2022

Die Verlegung als Erdkabel gibt es ja vor allem deshalb, weil die anliegende Bevölkerung das fordert. Die Südniedersachsen protestieren seit 10 Jahren schon gegen Freileitungen für SüdLink, so nach dem Motto "Sieht man nicht, dann schadet es auch nicht." Eine Freileitung wäre vermutlich nebenwirkungsärmer, ganz sicher aber deutlich billiger.

Denkschnecke am 27.04.2022

Falsch. Der Grund ist ein zunehmender Bedarf. Den soll in der Tat Windenergie liefern. Aber den benötigten und transportierten Ampere ist das egal, aus welcher Quelle sie kommen.

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