Fans der Niners Chemnitz
Die Fans der Niners Chemnitz unterstützen ihr Basketballteam bei jedem Spiel lautstark von den Rängen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO/Eibner

Basketball Kollektiver Freudentaumel: Wie die Niners Chemnitz ihre Fans mitreißen

04. April 2024, 15:24 Uhr

Die Basketballer der Niners Chemnitz feiern gerade einen Erfolg nach dem anderen. Nicht nur, dass sie aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz der 1. Basketball Bundesliga stehen, am Mittwoch konnten sie sich auch vor ausverkaufter Halle über den Einzug ins Finale des Europe Cup freuen. Stets an ihrer Seite: lautstarke Fans. Was fasziniert sie an diesem Ballsport und dieser Mannschaft? MDR SACHSEN hat sich beim Halbfinalspiel auf Spurensuche begeben.

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Schon 90 Minuten vor Spielbeginn strömen die ersten Fans der Niners Chemnitz in die Messehalle. Es soll der Traum vom Einzug ins Finale des Europe Cup wahr werden. Der Chemnitzer Erik Haase-Burkhardt kommt immer mit der Familie. Seit 2015 ist er bei jedem Heimspiel seines Vereins dabei. Schon seit 2007 besuchte er unregelmäßig die Basketballspiele. "Alle in meiner Familie teilen die Leidenschaft für Basketball und die Niners", erzählt er. "Die Atmosphäre in der Halle reißt einen einfach mit."

Jubel und Trubel - gerne im Stehen

Mit Atmosphäre meint der 43-Jährige die lautstarke Fankulisse. Das beginnt schon beim Einlauf der Mannschaft kurz vor Spielbeginn: Alle Zuschauer stehen, klatschen, der Hallensprecher kündigt die Spieler mit ihren Vornamen an und die Halle brüllt reflexartig voller Inbrunst den Nachnamen. All dies so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht.

Die meisten Fans bleiben auch während des ganzen Spieles stehen. Sie sind mit Emotionen dabei. Da wird im Rhythmus der Fanclub-Trommeln geklatscht, "Defense!" in der Verteidigung gerufen und lautstark gejubelt, wenn ein Wurf des Teams den Korb trifft. Geht ein Ball mal daneben, stöhnt das Publikum kollektiv auf. Doch sofort danach feuert es die Mannschaft an.

"Es ist auch der Teamspirit der Mannschaft, der mich begeistert", sagt Haase-Burkhardt. "Dieses Jahr stimmt einfach die Chemie zwischen den Spielern."

Ein Fan im Stadion
Erik Haase-Burkhardt kommt seit vielen Jahren immer mit der ganzen Familie zu den Heimspielen der Niners Chemnitz. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Niners-Spiele als Mutter-Tochter-Zeit

Sara Weiß unterstützt auch schon jahrelang "ihre" Niners. "Ich gehe immer mit meiner Mutter", erzählt die 14-Jährige. "Das ist unser Mutter-Tochter-Ding." Auch für sie ist die Stimmung in der Halle das Highlight bei jedem Spiel. "Die Fans sind einfach wundervoll." Sie selbst feuere die Mannschaft bei jedem Spiel laut an.

Ich gehe immer mit meiner Mutter. Das ist unser Mutter-Tochter-Ding.

Sara Weiß Niners-Fan

Ein Fan im Stadion
Für die 14 Jahre alte Sara Weiß ist die Stimmung in der Halle immer das Highlight jedes Spiels. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Basketballhalle als zweites Zuhause

Der Chemnitzer Ingo Löffler kann sich gar nicht mehr genau erinnern, wie lange er schon Fan der Niners ist. "Ich würde sagen 15 Jahre plus." Er liebt die Spielweise der Chemnitzer. "Da gibt es nicht ein oder zwei Superstars, sondern es wird richtiger Teambasketball gespielt", versucht er die Faszination zu erklären.

Neben dem Sport an sich, gehe es aber vor allem um das ganze Drumherum, warum er zu jedem Spiel wiederkommt. "Wenn ich in die Halle komme, ist es wie nach Hause kommen", sagt der 44-Jährige. Auf dem Weg zu seinem Stammplatz hält er immer wieder an, um andere Fans abzuklatschen, zu umarmen oder um ein kurzes Schwätzchen zu halten. "Hier haben sich tiefe Freundschaften gebildet."

Wenn ich in die Halle komme, ist es wie nach Hause kommen. Hier haben sich tiefe Freundschaften gebildet.

Ingo Löffler Niners-Fan

Seit rund zehn Jahren ist Löffler im Fanclub der Niners, der "Chemnitz Crew". "Ich trommle, zuerst nur bei den Auswärtsfahrten, aber seit einer Weile auch bei den Heimspielen", sagt er. Außerdem unterstützt er beim Fahnenschwenken, organisiert Räumlichkeiten für Fanaktionen und bemalt Banner mit Sprüchen wie "Einmal Chemnitz, immer Chemnitz".

"Egal, was gerade gebraucht wird, ich bin da", erzählt Löffler lachend. Sein Fan-Dasein lebt er unabhängig von der aktuellen Mannschafts-Zusammensetzung (beim Basketball herrscht eine hohe Fluktuation der Spieler), aber "für den Verein und die Struktur".

Ein Fan im Stadion
Ingo Löffler trommelt bei Heim- und Auswärtsspielen im Fanclub. Bildrechte: MDR/Anett Linke

In über 20 Jahren nicht mehr als 20 Heimspiele verpasst

So geht es auch Maxi Ottlinger, die bereits seit mehr als 20 Jahren treuer Fan der Basketballer ist. "Ich bin jetzt länger als die Hälfte meines Lebens Fan und habe in der Zeit weniger als 20 Heimspiele verpasst", erzählt die 36-Jährige. Sie hat alle Höhen und Tiefen mit der Mannschaft erlebt. "Die Tiefen schweißen uns Fans noch mehr zusammen."

Wenn man zusammen Tränen vergießt, weil der Aufstieg zweimal nicht geschafft wurde und dann sogar die Spieler versuchen, die Fans zu trösten, sind das schon besondere Momente.

Maxi Ottlinger Niners-Fan

Wenn man zusammen Tränen vergieße, weil der Aufstieg zweimal nicht geschafft wurde und dann sogar die Spieler versuchen, die Fans zu trösten, seien das besondere Momente. Auch für sie ist die Spielstätte der Niners eine Art Zuhause. "Du kommst hierher und setzt dich quasi auf deinen Sessel", sagt sie. "Es ist wie Familie. Die Niners bringen Menschen zusammen und ich habe Freunde fürs Leben gefunden."

Ein Fan im Stadion
Maxi Ottlinger hat in mehr als 20 Jahren nicht mehr als 20 Heimspiele ihrer Mannschaft verpasst. Bildrechte: MDR/Anett Linke

Positive Außenwirkung für die Stadt Chemnitz

Einig sind sich alle vier Fans, dass der Erfolg der Niners positiv auf Chemnitz wirke. "Chemnitz wird dadurch von außen differenzierter und anders wahrgenommen", sagt Löffler. "Es wird gesehen, dass wir offen und vielfältig sind." Auch Ottlinger freut sich über ein positiveres Image ihrer Stadt. "Dieser Erfolg der Niners ist ein anderes Aushängeschild als das der letzten Jahre."

Am Mittwochabend steht am Ende auf den großen Anzeigetafeln in der Messehalle eine Niederlage. 73:82 zeigen die roten Zahlen. Trotzdem setzt nach und nach Jubel ein. "Es hat gereicht. Die Niners sind im Finale des Europe Cups", ruft der Hallensprecher. So richtig fassen können es Haase-Burkhardt, Weiß, Löffler und Ottlinger noch nicht. Doch die Freude strahlt aus ihren Augen. Und sie singen gemeinsam mit der ganzen Halle: "Finale, ooh oh. Finale ooh oh".

MDR (ali)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 03. April 2024 | 19:00 Uhr

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