Selbsttest Auf Rollschuhen durch die Nacht: Erste Roller-Skate-Disko in Chemnitz
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04. März 2023, 12:33 Uhr
Am Wochenende findet die erste "Roller-Skate-Disko" in Chemnitz statt. Drei Tage lang gibt es Partys mit unterschiedlichen Musikthemen, aber auch einen Familientag und Anfängerkurse. MDR SACHSEN-Reporterin Anett Linke hat sich selbst einen Abend auf die Rollen gewagt.
- Zu Musik aus den 1990-er Jahren macht MDR SACHSEN-Reporterin Anett Linke die ersten unsicheren Schritte bei der Rollschuh-Disko.
- Neben einer Vorführung von Rollschuh-Schleuder-Akrobatik gibt es auch eine Rollschuh-Polonaise.
- Der Toilettenbesuch auf Rollschuhen wird zum Abenteuer.
Als Kind bin ich leidenschaftlich gern Rollschuh gelaufen. Fast jeden Tag war ich mit meinen Freundinnen auf den Rollen unterwegs. Später sind wir dann zu Inlineskates gewechselt und die Ausflüge wurden länger. Doch mit Umzug, Studium und dem Start ins Berufsleben blieben meine Inlineskates lange im Keller vergraben. In der Pandemie überkam mich der unbändige Wunsch, wieder Rollschuhe zu besitzen. Gesagt, getan. Doch mehr als zwei Mal wurden sie dann doch nicht benutzt. Als ich nun die Ankündigung für die erste "Roller-Skate-Disko" in Chemnitz las, war klar: Da muss ich hin.
Im Gebäude werde ich von Thomas Waldheim, dem Geschäftsführer der Eventlocation "Kraftverkehr", begrüßt. Schon am Einlass kann ich die große "Tanzfläche" sehen, die die ganze Halle ausfüllt. An den Seiten sind Tische mit Stühlen aufgebaut, sodass man Jacken und Schuhe abstellen kann. Alles sei komplett mit Rollschuhen zugänglich, erklärt mir Waldheim, auch der Barbereich. Mit meinen Rollschuhen über der Schulter suche ich mir einen Platz. Die Jacke landet über dem Stuhl und meine Turnschuhe darunter. Den Rest des Gebäudes will ich direkt auf Rollschuhen erkunden.
Wacklige erste Schritte zu Musik aus den 1990-er Jahren
Die ersten Schritte sind dann doch noch etwas wackelig. Ich bin eben wirklich zu selten gefahren. Erstmal langsam vortasten, denn das Anhalten war schon immer das Schwierigste. So fahre ich langsam außen an der Tanzfläche vorbei, wo zu lauter Musik aus den 1990-er Jahren schon die ersten unter einer riesigen Diskokugel ihre Runden drehen. Ein breiter Gang führt von der Tanzfläche zum Barbereich. Auf der anderen Seite gibt es unter anderem auch einen Tischkicker und eine Tischtennisplatte. Auch das alles mit Rollschuhen nutzbar.
Nachdem ich meine Rollschuhe noch einmal neu geschnürt habe - der richtige Halt ist alles - traue ich mich für eine erste Runde auf die Tanzfläche. Im Takt bin ich bestimmt nicht, doch ich schaffe alle Kurven ohne jemanden anzurempeln oder umzufallen. Ein erstes Erfolgserlebnis. So langsam bin ich nicht mehr nur mit mir selbst beschäftigt und schaue mir auch die anderen Rollschuhfahrerinnen und -fahrer an. Das Alter bewegt sich geschätzt zwischen acht Jahren und Mitte vierzig. Neben Rollschuhen fahren viele auch mit Inlineskates (der Unterschied liegt in der Anordnung der Rollen) und sogar zwei Roller sind auf der Fläche unterwegs.
Rollschuh-Schleuder-Akrobatik und Polonaise
Bunt gemischt ist auch das Erfahrungslevel. Während manche sich ähnlich langsam vortasten wie ich, führen andere Kunststücke auf der Fläche vor. Ins Gehege kommt sich aber niemand und alle passen aufeinander auf. Im Laufe des Abends sehe ich zwar einige Stürze, die Gefahr besteht auf Rollschuhen leider immer. Schlimm sind sie aber nicht, für Notfälle sind den ganzen Abend Sanitäter vor Ort.
Nach einiger Zeit kündigt der DJ eine Vorführung an. Das Sportensemble Chemnitz will Rollschuh-Schleuder-Akrobatik zeigen. Die Tanzfläche wird geräumt und alle finden sich als Zuschauer zusammen. Die Mädchen des Sportensembles drehen sich in Windeseile, machen Hebefiguren und verblüffen damit alle Zuschauer. Nach großem Applaus regt der DJ eine Rollschuhpolonaise mit allen Anwesenden an. Unter großem Gelächter wird das in die Tat umgesetzt. Ich halte mich lieber raus und mache ein paar Fotos. Um im Gleichtakt mit anderen zu laufen, bin ich doch noch nicht sicher genug unterwegs.
Ich komme mit Johanna und Daniel ins Gespräch. Sie verbringen ihren Jahrestag in der Roller-Skate-Disko. Daniel kann leider aus gesundheitlichen Gründen nicht die ganze Zeit mitfahren, dreht aber immer wieder mal eine Runde Hand in Hand mit Johanna. Die ist begeistert von der Veranstaltung. "Es ist sogar noch besser, als ich es mir vorgestellt habe", verrät sie mir. Später lerne ich Susi, Janine und Doreen kennen. Sie haben sichtlich Spaß an diesem Abend und tanzen auf ihren Rollschuhen zur Musik. "Leider kann man hier in der Gegend draußen nicht so gut Rollschuhlaufen", sagen sie und wollen den Abend deswegen umso mehr ausnutzen.
Abenteuer Toilettenbesuch
Nach einigen weiteren Runden steht mir das größte Abenteuer des Abends bevor: der Toilettenbesuch. Auch das ist mit Rollschuhen möglich und natürlich probiere ich es aus. Hinrollen und Hinsetzen sind kein Problem. Der schwierigste Moment kommt, als ich wieder aufstehen will. Doch die Kabine ist nicht allzu groß und ich kann mich gut an der Tür halten. Am Waschbecken treffe ich eine andere Frau und wir tauschen uns lachend über dieses Erlebnis aus. Ähnlich wie ich hatte sie am meisten Respekt vor dem Moment des Aufstehens. Doch wir haben es gut gemeistert und schaffen es auch unfallfrei wieder auf die Tanzfläche.
Weitere Rollschuh-Disko-Abende geplant
Je weiter der Abend fortschreitet desto mehr wird auf der Tanzfläche auch mit Rollschuhen getanzt. Die Musik aus den 1990-er und 2000-er Jahren tut ein Übriges, um für eine gute Stimmung in der Halle zu sorgen. Thomas Waldheim, der sich auch selbst mit Inlineskates auf die Fläche getraut hat, zeigt sich zufrieden. Laut ihm sind mehrere Hundert Gäste über den Abend verteilt gekommen. "Es macht sehr viel Spaß", sagt er und hofft auf viele weitere Besucher am restlichen Wochenende.
Zukünftig soll es öfter "Roller-Skate-Diskos" im Kraftverkehr geben. "Die Halle verlangt einfach danach", sagt Waldheim. Das sehe ich auch so. Sturzfrei schlüpfe ich nach rund drei Stunden aus meinen Rollschuhen und muss mich erstmal wieder ans normale Gehen gewöhnen. Bestimmt werde ich den Abend mit einer Menge Muskelkater bezahlen, aber bei der nächsten Rollschuh-Disko bin ich auf jeden Fall wieder dabei.
Matthi am 05.03.2023
Ich fand es in den Siebzigern als Kind Super mit Rollschuhen unterwegs zu sein, da wir im Thal der Ahnungslosen DD gelebt haben waren wir Kinder, Jugendliche sowieso nach der Schule draußen. Der Musical-Film Xanadu war natürlich auch ein Anreiz so fahren zu können. Aber wie das so ist mit Eintritt ins Berufsleben änderten sich die Prioritäten. Ich finde es aber schön das es wieder populär wird, vor Corona gab es auch schon solche Veranstaltungen in Berlin.