Ein Regionalzug steht an einem Bahnsteig
Am Haltepunkt in Lauter-Bernsbach im Erzgebirge wurde am Mittwoch ein Lokfüher angegriffen. Die Polizei ermittelt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Erzgebirge Nach Angriff auf Lokführer: Richter schickt 15-Jährigen in U-Haft

07. Juli 2023, 18:19 Uhr

Ein Video sorgt derzeit für große Aufregung und wird in den sozialen Netzwerken geteilt. Es zeigt den Angriff auf einen Lokführer im Erzgebirge. Die Polizei hat den mutmaßlichen Täter inzwischen gefasst - und auch einen ersten Gerichtsentscheid gibt es schon in dem Fall.

Nach einem Angriff auf einen Lokführer der Erzgebirgsbahn hat ein Ermittlungsrichter am Freitag für einen 15 Jahre alten Jugendlichen Untersuchungshaft angeordnet. Wie die Bundespolizei in Klingenthal mitteilte, war dieser zuvor in Aue aufgegriffen worden. Er sei bei der Polizei bereits wegen ähnlicher Delikte bekannt, hieß es.

Attacke nach Streitschlichtung

Zu dem Angriff sei es am Mittwochabend an einem Haltepunkt in Lauter-Bernsbach im Erzgebirge gekommen, teilte die Polizei mit. Der Jugendliche soll den 50 Jahre alten Lokführer attackiert haben, nachdem dieser einen Streit zwischen zwei Reisenden schlichten wollte.

"Der Zugführer hat nach den Angaben, die uns bekannt sind, zunächst verbal auf die Streithähne eingewirkt und dann den Zug verlassen, um tatsächlich vor Ort einzugreifen", sagte Eckhard Fiedler von der Bundespolizeiinspektion Klingenthal. Der Lokführer sei dann unvermittelt von dem Jugendlichen angegriffen worden.

Ein Mann mit Polizeimütze und Uniform schaut in die Kamera
Bundespolizeisprecher Eckhard Fiedler berichtet, dass der Lokführer unvermittelt von dem Jugendlichen angegriffen wurde. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Der Zugführer hat nach den Angaben, die uns bekannt sind, zunächst verbal auf die Streithähne eingewirkt und dann den Zug verlassen, um tatsächlich vor Ort einzugreifen.

Eckhard Fiedler Bundespolizeiinspektion Klingenthal

Verletzter Lokführer muss sich selbst Hilfe holen

Der Mann erlitt laut Polizei neben einem Schock einen Nasen- und Schlüsselbeinbruch, konnte das Krankenhaus inzwischen aber verlassen. Von den restlichen fünf Fahrgästen im Zug habe keiner den Notruf gewählt. Obwohl der 50-jährige Lokführer schwer verletzt war, musste er sich nach Polizeiangaben selbst Hilfe über die Fahrdienstleitung holen.

Hasskommentare rufen Polizei auf den Plan

Der Vorfall löste Empörung aus. Im Internet kursiert ein Video, das den Angriff zeigen soll. Die Diskussionen darüber beschäftigen nun ebenfalls die Polizei. Sie ermittelt eigenen Angaben zufolge wegen zahlreicher Hasskommentare.

"Die Chemnitzer Kriminalpolizei hat bis dato etwa 15 Kommentare ausfindig gemacht, die strafrechtlich relevant sind. Dahingehend werden jetzt Ermittlungen zu den Urhebern geführt und diese dann auch zur Verantwortung gezogen", sagte Polizeisprecherin Jana Ulbricht. Es werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung und des Verdachts der Androhung von Straftaten ermittelt, so die Polizeisprecherin weiter.

Eine Frau in Uniform mit blonden Haaren und Brille schaut freundlich in die Kamera
Laut Polizeisprecherin Jana Ulbricht ermittelt die Polizei Chemnitz wegen zahlreicher Hasskommentare im Netz. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Chemnitzer Kriminalpolizei hat bis dato etwa 15 Kommentare ausfindig gemacht, die strafrechtlich relevant sind.

Jana Ulbricht Chemnitzer Polizeisprecherin

Der 15 Jahre alte Tatverdächtige stammt laut Polizei aus Afghanistan. Die rechtsextreme Kleinstpartei "Freie Sachsen" hatte auf ihrem Twitter-Kanal das Video aufgegriffen und zu einer Demonstration am Freitagabend aufgerufen. Die Erzgebirgsbahn hat nach dem Vorfall in Lauter angekündigt, künftig für mehr Sicherheit sorgen zu wollen - mit zusätzlicher Security und Videoüberwachung.

MDR (ben/sth/mur)/afp

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 07. Juli 2023 | 08:30 Uhr

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