Beschilderung eines Radwegs in Arnsdorf in Sachsen.
Nur 28 Kilometer Radweg sind in Sachsen in den letzten drei Jahren an Bundes- und Staatsstraßen entstanden. Bis 2025 sind eigentlich 540 Kilometer geplant. Bildrechte: imago images/photothek

Nachhaltige Mobilität Enttäuschende Bilanz für Ausbau der Radwege in Sachsen

28. Dezember 2022, 12:54 Uhr

Alle reden von der Mobilitätswende: Raus aus dem privaten Auto, rein in Bus und Bahn, ins Carsharing oder aufs Rad. Doch das klappt natürlich nur, wenn Bund, Länder und Kommunen investieren. Zum Beispiel in Radwege. In Mitteldeutschland entstehen jährlich jedoch nur wenig neue Radwege, zeigen Recherchen von MDR AKTUELL. Besonders schlecht geht es in Sachsen voran.

Wer zum Beispiel bei Weinböhla mit dem Fahrrad in Richtung Dresden unterwegs ist, der braucht Mut: Auf der schmalen und viel befahrenen Staatsstraße 81 gibt es keinen Radweg. Autos donnern nah und mit 100 km/h an einem vorbei. Ein Radweg wäre wünschenswert, meint Konrad Krause vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).

Stadt und Land: Steigende Nachfrage

Krause kritisiert, dass gerade im ländlichen Raum Sachsens zu wenig Radwege gebaut werden, obwohl die Nachfrage steige. Er sagt, überall dort, wo es Bundes- und Staatsstraßen mit einem höheren Verkehrsaufkommen gibt, sei vermutlich auch für den Radverkehr ein Potential da: "Das heißt, wir haben den Bedarf und das Potenzial ein Radwegenetz zu bauen zwischen den vielen Städten und Dörfern. Und dann würden die Leute dort auch viel mehr Radfahren." So sorgten E-Bikes dafür, dass selbst im Erzgebirge das Radfahren im Alltag einen Aufschwung erlebe.

In Städten boomt das Fahrradfahren noch stärker als auf dem Land, sagt Ralf Leimkühler vom Sächsischen Städte- und Gemeindetag. Auch er sieht enormen Bedarf, das Radwegenetz auszubauen: "Zurzeit sehen wir gerade in den Großstädten einen wirklich enormen Anstieg der Fahrradpendler, das führt gerade auf den gemeinsam genutzten Radwegen zu Konflikten." Daher brauche es mehr und bessere Radwege.

28,5 Kilometer Radweg in drei Jahren

Dem Bedarf steht eine enttäuschende Bilanz gegenüber. Sachsen wird seine selbstgesteckten Ziele nicht erreichen. 540 Kilometer Radwege sollen an Bundes- und Staatsstraßen im Bundesland bis Ende 2025 eigentlich entstehen, so sieht es die Radverkehrskonzeption vor, die die Landesregierung 2014 verabschiedet hatte.

Zeit war genug, doch bis heute sind gerade mal 110 Kilometer gebaut worden. Das Tempo nahm zuletzt sogar ab: In den vergangenen drei Jahren entstanden 28,5 Kilometer. Selbst in Thüringen und Sachsen-Anhalt, wo weniger Menschen wohnen, wurde mehr gebaut.

Zu viel Bürokratie, zu wenig Personal

Doch woran liegt es, dass Sachsen hinterherhinkt? Das Verkehrsministerium teilt schriftlich mit, dass der Bau infolge rechtlicher Rahmenbedingungen sehr viel Zeit erfordere. Je nach Komplexität, Länge der Strecke, örtlichen Verhältnissen sowie gegebenenfalls Widerstand von Betroffenen lägen zwischen Planungsbeginn und Baubeginn erfahrungsgemäß sieben bis zehn Jahre.

Nicht nur die Bürokratie bremst den Ausbau aus. Dass es in Sachsen nicht voran geht, das liege auch am Personalabbau in der Landesregierung, so Konrad Krause vom ADFC: "Es ist das eine, ob ich etwas plane und ins Konzept schreibe. Das andere ist, dass ich den Personalbestand an Radverkehrsplanern und den Landeshaushalt entsprechend ausstatte, um das auch umsetzen zu können. Und da haben wir ein Riesenproblem."

Krause zufolge gibt es viel zu wenige Radwegeplaner und ein viel zu geringes finanzielles Budget in Sachsen. Besser, aber nicht gut, sehe es laut ADFC beim Radtourismus aus. Zwischen 2019 und 2021 entstanden 54 Kilometer an Tourismus-Radwegen – das ist doppelt so viel wie an Bundes- und Staatsstraßen. Dennoch sei Sachsen im bundesweiten Vergleich nicht konkurrenzfähig.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 28. Dezember 2022 | 05:00 Uhr

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