Umwelt Torgau: Ist die Landestalsperrenverwaltung schuld am Tod von Hunderten Fischen?

01. Januar 2023, 12:35 Uhr

Damit das Wasser ordnungsgemäß gestaut und abgelassen werden kann, hat die Landestalsperrenverwaltung am Großen Teich in Torgau Reparaturarbeiten durchgeführt. Allerdings gab es dabei einen Zwischenfall. Am Ende starben Hunderte Fische. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm.

Eigentlich wollte die Landestalsperrenverwaltung Mitte Dezember am Großen Teich in Torgau nur sogenannte Staubohlen - 1,70 Meter lange Holzbalken, mit denen das Wasser gestaut wird - erneuern. Doch dann waren auf einmal Hunderte Fische tot. Wie die "Torgauer Zeitung" zuerst berichtete, soll dabei vor allem der Lärm der Bauarbeiten im Bereich des sogenannten Grundablasses, wo das Wasser abgelassen wird, eine Rolle gespielt haben.

Baulärm versetzt Fische in Panik

Laut Teichwirtschaft Wermsdorf, die den Teich bewirtschaftet, haben die Geräusche die Fische aufgescheucht, was wiederum dazu führte, dass sie den Schlamm im Wasser aufwühlten und dabei Schwefelwasserstoff freigesetzt wurde. Weil es kurz vor Weihnachten gleichzeitig frostig kalt war und sich auf dem Teich eine Eisdecke befand - saßen die Fische gewissermaßen in der Falle.

Der Schwefelwasserstoff konnte nicht entweichen, während der Sauerstoffgehalt immer weiter abnahm. Viele Fische verendeten daraufhin. Den Angaben zufolge liegt der Schaden bei mindestens fünf Tonnen. Bei einem Verkaufspreis von mindestens 3.000 Euro pro Tonne ist der wirtschaftliche Schaden für die Teichwirtschaft enorm. Bereits im Sommer 2021 musste sie ein massives Fischsterben im Teich verkraften. Ursache waren damals verwesende Algen, die den Sauerstoff im Teich verbraucht hatten. Insgesamt befinden sich in dem 175 Hektar großen Teich während der Saison reichlich 80 Tonnen Fisch, vor allem Karpfen.

Talsperrenverwaltung: Mehrere Gründe für tote Fische

Unverständlich ist für die Verantwortlichen der Teichwirtschaft besonders, warum bei den Arbeiten ein Bagger eingesetzt wurde. Man selbst würde in dem Bereich nicht baggern, ist aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören. Auf Anfrage von MDR SACHSEN hat die Landestalsperrenverwaltung zu dem Sachverhalt Stellung genommen. Demnach mussten beim Austausch der acht morschen Staubohlen am 12. Dezember 2022 auch Sedimente und Abflusshindernisse beseitigt werden. Dafür seien ein Bagger und eine Tauchpumpe eingesetzt worden.

"Größtenteils wurden die Sedimente jedoch händisch entfernt", teilte eine Sprecherin mit. Dass die Fische allein wegen der Bauarbeiten gestorben sind, will die Behörde nicht einräumen. Ihrer Meinung nach ist es gewissermaßen eine Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände.

Morsche Staubohlen mussten ersetzt werden

Zum einen habe die Teichwirtschaft beim Abfischen Anfang November aufgrund der warmen Temperaturen nicht genügend Fische fangen können, da diese noch recht mobil gewesen seien. "Daher wurden vom Fischereibetrieb im November weitere Fischzüge bei deutlich kälteren Temperaturen durchgeführt." Der Teich habe aufgrund dieser Verzögerung erst ab Dezember wieder aufgestaut werden können. Wegen der trockenen Witterung sei der Zulauf an Wasser aber nur gering gewesen.

Diese Faktoren hätten in Verbindung mit dem strengen Frost zu dem Fischsterben geführt, hieß es von der Landestalsperrenverwaltung, die ihre Bauarbeiten nach eigenen Angaben schon mehrfach verschoben hatte, nun aber aus Sicherheitsgründen dringend handeln musste.

Wer zahlt den Schaden? - Behörde schweigt

Doch wer kommt nun für den Schaden auf? "Zu einer möglichen Schadensregulierung kann die Landestalsperrenveraltung keine Angaben machen", informierte die Behörde. Es existiere ein Pachtvertrag zwischen dem Fischereibetrieb und dem Freistaat Sachsen, vertreten durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, hieß es.

MDR (sth)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 27. Dezember 2022 | 07:30 Uhr

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