Bewerberzug im Leipziger Hauptbahnhof
Der Bewerberzug am Leipziger Hauptbahnhof zog am Dienstag viele Jobbewerber an. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Personaloffensive Nächster Halt Berufswechsel: DB-Bewerberzug in Leipzig

30. Januar 2024, 21:16 Uhr

Zugausfall wegen Personalmangel: ein alltäglichen Bild an deutschen Bahnhöfen. Die Bahn wirbt daher derzeit offensiv unter anderem mit einer Serie von Plakaten um Auszubildende und Quereinsteiger. Und sie legt mit einer ungewöhnlichen Aktion den Schienenverkehr selbst lahm - zumindest an einem Bahnsteig.

Am Leipziger Hauptbahnhof hat am Dienstag ein Bewerberzug gehalten. Berufs- oder Quereinsteiger konnten sich dort über Jobs und Ausbildungsmöglichkeiten bei der Deutschen Bahn informieren. Auch Vorstellungsgespräche waren in dem umgebauten Elektrotriebwagen am Bahnsteig 17 möglich.

Vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bemüht sich die DB derzeit verstärkt um Bewerber für die Berufsausbildung, ein Studium und um Quereinsteiger. In diesem Jahr sollen in den drei Ländern nach Angaben der Bahn rund 775 Auszubildende und Studierende eingestellt werden.

Quereinsteiger bei Bahn willkommen

An Ständen entlang des Bahnsteigs konnten sich Job-Interessierte über die einzelnen Berufsbilder informieren. In den Abteilen des Bewerberzugs berichtete erfahrenes Personal aus dem Berufsalltag und es wurden Bewerbungsgespräche geführt.

Daniel Rosche aus Leisnig nutzte die Gelegenheit. Er interessiert sich für eine Umschulung. "Ich bin gelernter Industriemechaniker für Betriebstechnik. Damals noch bei der Reichsbahn, die dann zur Deutschen Bahn gewandelt ist." Im Anschluss war er lange Zeit im Karrosseriebau tätig. Sein Traumberuf ist eigentlich Lokführer. Die Bahn braucht ihn allerdings in der Werkstatt. Dafür kann er sofort anfangen. Eine Entscheidung, die Rosche erstmal sacken lassen muss.

Bewerberzug im Leipziger Hauptbahnhof
Daniel Rosche beim Bewerbungsgespräch im Abteil. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Neuer Job mit Ende Fünfzig

Ivo Reitmajer war ebenfalls erfolgreich. Ab Herbst hofft er eine Ausbildung als Triebwagenführer im Bereich Südost beginnen zu können. Der Leipziger ist seit seiner Kindheit fasziniert von der Eisenbahn. "Später hat es dann nochmal eingesetzt, als das MDV-Netz und der Citytunnel in Betrieb gegangen sind." Obwohl er Ende Fünfzig ist, hat er die Gelegenheit ergriffen und sich als Lokführer beworben. "Da ich aus meinem jetzigen Beruf demnächst ausscheide, habe ich mir gedacht: Für die Rente bist du noch zu jung. Machst du lieber was Sinnvolles und probierst mal einen Quereinstieg."

Die erste Hürde ist genommen: Er verlässt den Bahnsteig mit einer der roten Taschen, die die Bahn an neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgibt. In einem Jahr ist es dann vielleicht soweit und Reitmajer steuert seinen ersten Zug in den Leipziger Hauptbahnhof.

Knapp 200 Anmeldungen von Bahn-Bewerbern allein in Leipzig

Die Leiterin für Personalgewinnung der DB Region Südost, Anne-Kathrin Hackbeil, konnte 188 Anmeldungen für ein Bewerbungsgespräch für den Bewerbertag in Leipzig verzeichnen. Die Aktion sei aber auch offen gewesen für spontane Besucherinnen und Besucher, die sich über eine Karriere bei der Bahn informieren wollen, sagte sie.

Bewerberzug im Leipziger Hauptbahnhof
Anne-Kathrin Hackbeil, Leiterin für Personalgewinnung der DB Region Südost. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Gesucht werden insbesondere Lokführer, aber auch andere, die im operativen Bereich tätig sein wollen. Bewerber wie Reitmajer sind da jederzeit willkommen, sagt Hackbeil. "Wir haben keine Alterbeschränkungen. Wir bewerben ja auch intensiv Quereinsteiger, die vielleicht mal was anderes gemacht haben im Leben, aber Interesse haben und vielleicht auch ein großes technisches Verständnis."

Wirtschaftskybernetiker aus Ukraine beginnt Lokführerlehre

Der ein oder andere hat den Bahnsteig am Dienstag mit der Aussicht auf einen neuen Job verlassen. Auch Serhii Feshchuk. Der studierte Wirtschaftskybernetiker floh vor dem Krieg aus der Ukraine. Jetzt will er Züge fahren. Die Sprachbarriere ist da kein Problem, sagt Anne-Kathrin Hackbeil. "Wir haben Recruiting-Team-Mitarbeiter, die die ukrainische Sprache sprechen und spezielle Sprachklassen, wo sie für den Beruf fit gemacht werden. Sie helfen auch dabei, Zeugnisse anerkennen zu lassen und in Deutschland anzukommen." Die nächste Station für Feshchuk ist also jetzt der Deutschkurs B2. Danach will er eine Lehre als Lokführer angehen.

Bewerberzug im Leipziger Hauptbahnhof
Serhii Feshchuk versucht sich am Zugsimulator. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Nächster Halt, Dresden: Bewerber zu Gleis 5

Mit mehr als 11.000 Nachwuchskräften über alle Ausbildungsjahre gehört die DB nach eigenen Angaben zu den bundesweit größten Ausbildungsbetrieben. Rund 50 Ausbildungsberufe und 25 Duale Studiengänge gebe es im Konzern. Schwerpunktmäßig verteilten sich die Ausbildungsplätze auf vier Bereiche: eisenbahnspezifische Berufe, kaufmännisch-serviceorientierte Berufe, gewerblich-technische Berufe und IT-Berufe.

Der Bewerberzug ist weiter unterwegs. Am Mittwoch hält er am Dresdener Hauptbahnhof an Gleis 5.

MDR (ltt, rok)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 30. Januar 2024 | 14:30 Uhr

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