Energiekrise Stadt Leipzig will mit Stufenplan 15 Prozent Energie sparen
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28. Juli 2022, 11:27 Uhr
Leipzig rüstet sich für die kalte Jahreszeit, sollte es kein Gas mehr aus Russland geben. Am Mittwoch hat die Stadtverwaltung einen Maßnahmenplan vorgestellt, der helfen soll, Energie einzusparen.
Auf dieser Seite:
- Die Stadt Leipzig will mit dem Maßnahmenplan 15 Prozent Energie einsparen.
- Einige Maßnahmen werden sofort umgesetzt, wie das Absenken der Raumtemperatur.
- Vier Stufen umfasst der Plan der Stadt Leipzig.
- Chemnitz setzt ebenfalls Sofort-Maßnahmen um, um Energie einzusparen.
- In Reichenbach und Plauen wurden kommunale Krisenstäbe eingesetzt.
- In Dresden wird noch an einem Maßnahmenplan gearbeitet
Angesichts der aktuellen politischen Lage und der unsicheren Entwicklung hinsichtlich der Versorgungssicherheit Deutschlands mit Erdgas, hat die Stadt Leipzig einen mehrstufigen Maßnahmenplan vorgestellt, der Energie einsparen soll. Er orientiert sich am Notfallplan Gas für die Bundesrepublik Deutschland und dem Notfallplan der EU-Kommission.
Jung: 15 Prozent Energie müssen eingespart werden
Unter dem Motto "Jede kleine Maßnahme zählt!" listet der Plan verschiedene Handlungsfelder auf. Diese reichen von der Motivation zu energiesparenden Maßnahmen durch die Bürgerinnen und Bürger über das Abschalten der "Effekt-Beleuchtung“ von Gebäuden bis hin zur Überprüfung aller Gebäudeinnenbeleuchtungen der Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte bei der Vorstellung: "Das Ziel unserer gemeinsamen Anstrengungen muss es sein, 15 Prozent an Energie einzusparen. Ich beziehe dies nicht alleine auf Gas, sondern auf alle fossilen Energieträger (...)."
Das Ziel unserer gemeinsamen Anstrengungen muss es sein, 15 Prozent an Energie einzusparen.
Im Vordergrund soll dabei die Sicherung des kommunalen Betriebes stehen. Vor allem gelte es, die Wärmeversorgung der kritischen Infrastrukturen über den gesamten Winter abzusichern, erklärte Jung.
Effektbeleuchtung bleibt ab sofort aus
Laut dem Plan gilt aktuell die Stufe B. Einige der Maßnahmen werden daher umgehend umgesetzt, kündigte die Verwaltung an. So werden zum Beispiel kommunale Gebäude ab sofort nachts nicht mehr angestrahlt. Auch mobile Klimageräte und Warmwasserboiler sind abzuschalten und in Verwaltungsobjekten wird die Raumtemperatur auf 19 Grad abgesenkt. "Die Pläne für den Schul- und den Kulturbereich und den Betrieb der Schwimmbäder werden erarbeitet und Ende August vorgelegt,“ erklärte Jung.
Die Pläne für den Schul- und den Kulturbereich und den Betrieb der Schwimmbäder werden erarbeitet und Ende August vorgelegt.
In der Stufe C ist die Stilllegung einzelner Objekte im freiwilligen Aufgabenbereich eine mögliche Maßnahme. Die Prüfung hierzu erfolgt laut Stadt bis Beginn der Heizperiode, eine finale Entscheidung wird in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters getroffen.
Die Maßnahmen im Überblick
Stufe A: Geringer Eingriff in der Versorgung:
- Motivation zur eigenverantwortlichen Umsetzung energiesparender Maßnahmen durch persönliche Ansprache an Mitarbeitende und objektnutzende Personen.
- Nutzersensibilisierung zu richtigem Lüftungsverhalten, Raumtemperaturen und Nutzung von Beleuchtung und Elektrogeräten
- Optimierungen durch technisches Personal in den Objekten (z. B. Nutzungszeiten prüfen, Absenkbetrieb ausweiten)
- Ausdehnung der Leistungsminderung der Straßenbeleuchtung, Ampelschaltung soll nicht reduziert werden
- Abschaltung der "Effekt-Beleuchtung" von Gebäuden
- Überprüfung aller Gebäudeinnenbeleuchtungen auf zwingende Notwendigkeit
- Motto: Jede kleine Maßnahme zählt
Stufe B: Starker Eingriff in der Versorgung
- Umsetzung der Maßnahmen aus Stufe A
- Einschränkung der Warmwasserversorgung (z. B. Verwaltung, Schulen, Sporthallen usw.) und damit Änderung von Warmwassernetzen hin zu Kaltwassernetzen / Abschalten von Durchlauferhitzern an Handwaschbecken / Absenkung der Raumtemperatur – bspw. 19 °C für Verwaltungsobjekte
- Handlungsrahmen wird bis zu Beginn der Heizperiode geklärt
- Weiterbetrieb aller Gebäude
Stufe C: Stilllegung einzelner Objekte
- Fortsetzung der Maßnahmen aus den Stufen A und B
- Stilllegung einzelner Objekte im freiwilligen Aufgabenbereich. Eine Prüfung hierzu erfolgt bis Beginn der Heizperiode und wird im Falle einer Schließung generell vom Stadtrat beschlossen. Das könnte dann auch Freizeit- und Sportstätten wie Schwimmhallen betreffen.
- Kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser, Kitas oder Einrichtungen für gehandicapter Menschen bleiben offen
- Frühzeitige Information der Nutzer
Stufe D: Krisenfall ohne Entscheidungsspielraum der Stadt Leipzig
- Umsetzung der Maßnahmen aus den Stufen A, B und C
- Weitere Regelungen erfolgen durch hoheitliches Instrumentarium (z. B. Zuteilung von Versorgung durch die Bundesnetzagentur)
- Unterteilung der kommunalen Gebäude in geschützte und nicht geschützte Kunden
Sofort-Maßnahmen auch in Chemnitz
Gegen die drohende Energiekrise hat die Stadt Chemnitz ebenfalls Maßnahmen festgelegt, um Energie einzusparen. Dazu gehört eine verlängerte Sommerschließzeit der Sauna im Stadtbad, vorerst bis zum 16. Oktober. Zudem wird in den städtischen Hallenbädern die Wassertemperatur um ein Grad auf 27 Grad gesenkt. Ein verwaltungsinterner Energie-Stab wurde inzwischen gebildet. Er soll weitere Sparpotentiale aufspüren und bis Ende August ein Maßnahmenpaket vorlegen. Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) sagte MDR SACHSEN: "Alltagseinschränkungen gehören in diesen Zeiten dazu. Jede gesparte Kilowattstunde hilft, um über den Winter zu kommen."
Alltagseinschränkungen gehören in diesen Zeiten dazu. Jede gesparte Kilowattstunde hilft, um über den Winter zu kommen.
Stollberg im Erzgebirge hat als eine der ersten Kommunen einen Notfallplan aufgestellt, um auch bei einem Gasmangel gut durch den Winter zu kommen. So hat die Stadt unter anderem 300.000 Liter Heizöl als Reserve für den Winter angeschafft.
Kommunale Krisenstäbe in Reichenbach und Plauen
Auch die beiden Vogtland-Städte Plauen und Reichenbach haben Vorkehrungen für eine mögliche Gasknappheit getroffen. Kommunale Krisenstäbe sollen dabei Hilfskonzepte erarbeiten. In Reichenbach hatte Oberbürgermeister Raphael Kürzinger (CDU) Vertreter von Strom und Gasversorgern, Wohnungsgesellschaften sowie aus Industrie und Handel an einen Tisch geholt. Das Gremium soll die Auswirkungen eines Gaslieferstopps für die Stadt erörtern und Hilfsmöglichkeiten prüfen. "Wenn es Probleme gibt, dann werden die Leute nicht nach Berlin fahren, sondern erwarten von uns Erklärungen", sagt Kürzinger.
Ein mögliches Black Out Szenario verlangt schnelle, zielgerichtete Entscheidungen.
Ähnlich sieht es in Plauen aus. Dort soll der Krisenstab für besondere Ereignisse im September die Arbeit aufnehmen. "Ein mögliches Black Out Szenario verlange schnelle, zielgerichtete Entscheidungen", sagte Oberbürgermeister Steffen Zenner (CDU). Dafür werde der Stab die Vorbereitungen treffen.
Dresden will im August Pläne vorstellen
In der Landeshauptstadt Dresden wird derzeit noch überlegt, wie Strom und Gas eingespart werden kann. Anfang Juli hatte die Stadt zwar unter anderem angekündigt Warmwasser und Flutlicht in den Sportstätten abzudrehen, Oberbürgermeister Dirk Hilbert kassierte aber den Maßnahmenkatalog ein. Die Schritte seien nicht mit ihm und der Runde der Beigeordneten abgestimmt worden, so seine Begründung. Eine Task Force wurde daraufhin eingesetzt, die Einsparpotentiale prüfen und konkrete Vorschläge im August in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters unterbreiten soll.
MDR (bbr)
Dieses Thema im Programm: Radioreport | 27. Juli 2022 | 18:04 Uhr