ein Lehrer übt mit einem kleinen Mädchen Klavierspiel.
Durch das Jeki-Programm konnten bereits viele Grundschüler ein Instrument lernen. (Symbolbild) Bildrechte: imago images/Shotshop

Honorare eingefroren Musikschulprogramm "Jeki" finanziell am Limit

13. Dezember 2022, 18:15 Uhr

Vom Jeki-Programm profitieren seit vielen Jahren Tausende von Grundschülern in Sachsen. Die Abkürzung "Jeki" steht für "Jedem Kind ein Instrument". Mit dem Programm wird es Erst- und Zweitklässlern ermöglicht, kostenfrei beziehungsweise kostenvergünstigt ein Instrument zu erlernen. Doch die Bezahlung der Lehrkräfte verharrt seit 13 Jahren auf gleichem Niveau. Sollte sich daran nichts ändern, könnte das Projekt sterben.

Dem erfolgreichen Musikschulprojekt Jeki in Sachsen könnten bald die Lehrkräfte weglaufen. Das befürchtet der Leiter der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig, Tilman Deutscher. Grund: Seit 13 Jahren hat sich an der Bezahlung für die Musiklehrinnen und -lehrer des Jeki-Programms nichts verändert.

Was ist das Jeki-Programm? Durch das Jeki-Programm werden an teilnehmenden Grundschulen zusätzliche Musikstunden angeboten. In den Jeki-I-Klassen können Erstklässler Instrumente kennenlernen und ausprobieren. Dieser Unterricht ist kostenlos. Im zweiten Schuljahr (Jeki II) können die Schülerinnen und Schüler der zweiten Klassenstufe ein ausgewähltes Instrument erlernen. Das kostet im Jahr 120 Euro.

Nach Angaben des Sächsischen Kultusministeriums konnten seit Beginn des Programms im Jahr 2009 über 20.000 Schülerinnen und Schüler davon profitieren. Über 5,7 Millionen Euro Fördermittel sind seitdem laut Ministerium in das Jeki-Projekt in Sachsen geflossen.
Quelle: Verband deutscher Musikschulen

Die Musikschule Landkreis Leipzig kooperiert mit 13 Grundschulen im Rahmen des Jeki-Programms, erklärt Deutscher. Die Schule erhalte dafür 72.500 Euro Fördermittel. Der größte Teil der Summe fließe dabei in die Honorare der 42 Lehrkräfte, die Jeki-Unterrichtsstunden geben.

Doch bald könnten Lehrkräfte abspringen, warnt Deutscher. Der Musikschulleiter bemerkt bereits jetzt an manchen Schulen einen häufigen Wechsel an Jeki-Lehrkräften. Vor zehn Jahren hätten die Honorare für Jeki-Unterrichtsstunden von 28 Euro pro Stunde Musiklehrkräfte noch motiviert. Das habe an der damals vergleichsweise schlechten Bezahlung zwischen 15 bis 18 Euro für eine normale Unterrichtsstunde an den Musikschulen gelegen, so Deutscher. Mittlerweile würden pro Stunde an den Musikschulen zwischen 25 und 30 Euro bezahlt.

Aufwand lohnt nicht bei schlechter Bezahlung

Dabei spiele nicht nur die aufwendigere Vorbereitung eine Rolle, so Deutscher. Weil die Jeki-Stunden meistens in ländlichen Gemeinden gehalten werden, hätten die Lehrkräfte weite Anfahrtswege. Da lohne sich der Aufwand für viele immer weniger.

Tilman Deutscher, Leiter Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig
Tilman Deutscher ist Leiter der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig. Bildrechte: Anika Dollmeyer

Der Jeki-Unterricht ist viel aufwendiger. Der Unterricht an der Musikschule findet hingegen in kleinen Gruppen oder Einzelunterricht statt.

Tilman Deutscher Leiter der Musik- und Kunstschule Landkreis Leipzig

Wenn sich an der Situation nichts ändere, dann könnte in ein paar Jahren an manchen Grundschulen das Jeki-Programm nicht mehr angeboten werden, mutmaßt Deutscher. Dann würde der Anspruch des Projekts, jedem Kind das Erlernen eines Instruments zu ermöglichen, obsolet werden. Dabei müsse gerade dieser Anspruch erfüllt bleiben, weil es das Programm auszeichne, so Deutscher: "Es ist ein sehr erfolgreiches Programm, das schon seit 13 Jahren aus Steuermitteln finanziert wird."

Hoffnung auf höhere Honorare

Auch für den Landesvorsitzenden des Verbandes Deutscher Musikschulen, Klaus Dieter Anders, ist Jeki ein großer Erfolg: "Wir haben mehr als 25.000 Kinder vor allem im ländlichen Raum erreicht." Das sei auch der Grundgedanke: Dort Musikstunden anbieten, wo es wenig Nachmittagsangebot für Kinder gibt. Vor allem Kinder in kleinen Gemeinden im ländlichen Raum würden von dem Projekt profitieren, sagt Anders. Für den Erfolg des Projekts sprächen die Teilnehmendenzahlen, so Anders. Von den Erstklässlern, die die Jeki-1-Klassen besuchten, würde die Hälfte bei Jeki 2 weitermachen. Von den Schülerinnen und Schülern von Jeki 2 würden dann wiederum die Hälfte in Musikschulen und Musikvereinen weiter musizieren.

Kind mit Geige
Durch die Ausbildung von Jeki profitieren unter anderem auch Musikvereine in ländlichen Regionen. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Dass die Honorare seit 13 Jahren eingefroren sind, sieht auch Anders sehr kritisch. Doch der Verbandsvorsitzende blickt zuversichtlich auf den kommenden Doppelhaushalt 2023/2024. In diesem sollen laut Anders höhere Zuschüsse für das Jeki-Programm eingeplant werden. Bei höheren Förderungen rechnet Anders damit, dass die Musikschulen die Honorare um bis zu 20 Prozent schrittweise 2023 und 2024 erhöhen könnten. Diese Erhöhung könne schließlich nur unter dem Vorbehalt erfolgen, dass den eingeplanten Geldern im Doppelhaushalt zugestimmt werde.

Kultusministerium will Erfolgsprogramm fortführen

Auf Anfrage von MDR SACHSEN wollte sich das Kultusministerium nicht zu möglichen höheren Fördermittelzuschüssen für das Programm äußern. Es verwies auf den noch ausstehenden Beschluss zum Doppelhaushalt am 20. Dezember im Landtag. Zugleich bekenne sich das Ministerium zum Erfolg des Projekts und dessen Fortführung.

MDR (phb/sys)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 12. Dezember 2022 | 15:30 Uhr

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