Migration Bis zu 3.000 neue Ukraine-Flüchtlinge pro Monat in Thüringen

16. Oktober 2022, 11:27 Uhr

Die Thüringer Kommunen verzeichnen keinen wesentlichen Rückgang bei Flüchtlingen aus der Ukraine. Seit Juli sind nach Angaben des Landes jeweils bis zu 3.000 Menschen im Freistaat angekommen. So hat Erfurt bislang 2.500 Flüchtlinge aufgenommen, Gera rund 1.800 und Jena etwa 1.600.

Fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine suchen weiter jeden Monat Tausende Menschen aus dem Land Schutz in Thüringen. "Die Zahl variiert jeden Monat", sagte ein Sprecher des Thüringer Landesverwaltungsamts.

Knapp 30.000 Flüchtlinge aus Ukraine offiziell registriert

In den vergangenen drei Monaten seien jeweils zwischen 2.500 und 3.000 Flüchtlinge im Freistaat angekommen. Insgesamt sind bisher offiziell 28.850 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Thüringen gemeldet. Nach Angaben der Arbeitsagentur seien bisher in Thüringen rund 460 Kriegsflüchtlinge in Arbeit vermittelt worden, 1.900 Ukrainer nehmen auch Sprach- oder Weiterbildungskursen teil.

Den Sprechern der jeweiligen Kommunen zufolge wurden in Erfurt bisher rund 2.500 Menschen aufgenommen. In Jena und im Wartburgkreis wurden jeweils rund 1.600 registriert, im Kreis Altenburger Land etwa 1.400. In Gera lag die Zahl bei rund 1.800 und in Weimar bei knapp 900.

Zahl ankommender Ukrainer liegt höher

Bei den Zahlen über die neu ankommenden Flüchtlinge handele sich aber nur um diejenigen, die sich in Kommunen oder Erstaufnahmeeinrichtungen registrierten, sagte der Sprecher. Hinzu kommen eine unbekannte Anzahl von Menschen, die privat untergekommen sei. Da für die Einreise nach Deutschland nur ein Touristenvisum nötig sei, gibt es keine belastbaren Überblickszahlen für die einzelnen Länder.

Nur wenige davon sind den Angaben zufolge bislang in ihre Heimat zurückgekehrt, einige reisten weiter. Grundsätzliches Ziel sei es, alle ukrainischen Flüchtlinge dezentral unterzubringen, erklärte ein Sprecher der Stadt Erfurt. Die Menschen würden übergangsweise auch in Gemeinschaftsunterkünften wie Turnhallen untergebracht, bis entsprechende Einzelunterkünfte verfügbar seien. Ähnlich ist das Vorgehen auch in anderen Kommunen.

Acht Gemeinschaftsunterkünfte in Jena

In Jena wurden demnach acht Gemeinschaftsunterkünfte hergerichtet, darunter eine Turnhalle. Zudem habe die Stadt Wohnungen angemietet. In Weimar wurden einem Sprecher zufolge keine Turnhallen zu Unterkünften umfunktioniert. Dort gebe es drei Gemeinschaftsunterkünfte. Das Altenburger Land verfügt über zwei Erstaufnahmeeinrichtungen in Altenburg und Meuselwitz. Von dort aus werden die Ankommenden demnach in Wohnungen verteilt. In Gera würden Geflüchtete grundsätzlich in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, erklärte eine Sprecherin.

Ukrainer schnell auf Kommunen verteilt

Wiederholt hatten zuletzt einzelne Landkreise erklärt, mangels Kapazitäten die Aufnahme von Geflüchteten zeitweilig auszusetzen. Auch die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Suhl sei aktuell stark ausgelastet, sagte der Sprecher des Landesverwaltungsamtes. Zum 1. Oktober hätten in der auf 1.200 Menschen ausgelegten Einrichtung knapp über 1.000 Flüchtlinge gelebt, rund 40 davon seien Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gewesen.

Die Weiterverteilung auf die Kommunen gehe bei Menschen aus der Ukraine schnell, da sie anders als Geflüchtete aus anderen Krisengebieten nicht das Antragsverfahren für Asylsuchende durchlaufen müssen. Sie werden rechtlich wie Hartz-IV-Empfänger behandelt. Im Schnitt würden sie nach etwa fünf Tagen auf die Kommunen verteilt.

Land plant eigene Unterkünfte

Seit Monaten fordert der Thüringische Landkreistag, dass das Land selbst Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge zur Verfügung stellen soll. Eine vom Land eingerichtete Halle in Hermsdorf im Saale-Holzland-Kreis mit 700 Plätzen ist nach Angaben des Landesverwaltungsamtes zwar grundsätzlich betriebsbereit. Einem Behördensprecher zufolge gibt es hier aber Verzögerungen bei den Ausschreibungen für Betreuungspersonal.

Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) hatte am Freitag nach einem Treffen mit den Vertretern der Kommunen die Bereitstellung weiterer Gebäude für die Aufnahme von Geflüchteten zugesagt.

MDR (dpa/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

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