Lehrermangel Junge Lehrer in Thüringen sollen Sonderzuschläge erhalten

07. September 2022, 09:13 Uhr

Junge Lehrer in Thüringen sollen künftig mehr Gehalt bekommen, wenn sie dort unterrichten, wo der Lehrermangel groß ist. Auf der Klausur auf Schloss Ettersburg bei Weimar hat das Kabinett den Weg dafür freigemacht. Kritik gibt es vom Lehrerverband und von der CDU.

Im Kampf gegen Lehrermangel in Thüringen sollen ab Oktober Zulagen an junge Lehrer ausgezahlt werden. Für eine entsprechende Verordnung habe das Kabinett bei seiner Klausur auf Schloss Ettersburg bei Weimar den Weg freigemacht, sagte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) am Dienstag. Die Zuschläge gehen an Lehrer, die nach Ende der Ausbildung dort unterrichten, wo der Lehrermangel besonders groß ist.

Thüringen stellt 1,6 Millionen Euro bereit

Der Zuschlag solle für fünf Jahre gewährt werden und zwar dann, wenn an einer Schule oder in einer Region oder in einem bestimmten Fach ein Lehrermangel besteht. Allein für das Jahr 2023 seien dafür 1,6 Millionen Euro aus der Landeskasse vorgesehen.

Die jungen Lehrer sollen einen Gehaltszuschuss von zehn Prozent (etwa 450 Euro) erhalten. Beginnen sollen die Zahlungen voraussichtlich in diesem Oktober. Holter rechnet mit jährlich etwa 400 Pädagogen, die davon profitieren würden. Damit stiegen die Landesausgaben dafür bis 2027 auf rund elf Millionen Euro.

Zudem sollen in den Kreisen Schmalkalden-Meiningen und Kyffhäuser zwei Pilotprojekte gestartet werden, bei denen Verwaltungsassistenzen einzelnen Schulleitungen zur Seite gestellt werden, um sie von bürokratischen Aufgaben zu entlasten. Für einen Zeitraum von drei Jahren sollen dafür in den beiden Kreisen jeweils fünf Assistenzstellen vom Land finanziert werden.

Ein Schüler vor einer leeren Tafel 18 min
Bildrechte: imago/photothek

Viele Stellen bleiben unbesetzt

In Thüringen fehlen Lehrer, weil es in der Vergangenheit einen Einstellungsstopp gab. Laut Holter werden seit einigen Jahren im Schnitt 1.000 junge Pädagogen eingestellt. Für dieses Schuljahr sei ein Drittel der Stellen bisher besetzt. Thüringens Bildungsminister sprach von einer Lehrergeneration, die an den Schulen fehle.

Veränderungen kündigte der Minister bei der Lehrerausbildung sowie Kursen für Seiteneinsteiger an. Schrittweise würden die gegenwärtig zwei Studienseminare mit bis zu 17 unterschiedlichen Einheiten zu einem Studienseminar mit fünf Standorten - einen in jedem Schulamtsbereich - umgebildet.

Thüringer Lehrerverband: Zuschläge wenig hilfreich

Der Chef des Thüringer Lehrerverbands, Frank Fritze, sagte MDR THÜRINGEN, Zuschläge für Lehrer, die in Regionen mit Lehrermangel arbeiten, seien wenig hilfreich. Solche Zuschläge gebe es bereits in anderen Bundesländern, ohne den gewünschten Effekt zu zeigen.

Zudem gebe es Kollegen, die schon seit Jahrzehnten in Regionen mit Lehrermangel arbeiten. Jetzt werde es dort Lehrer geben, die mehr verdienen sollen. Er glaube nicht, dass das dem Schulfrieden diene.


CDU kritisiert Beschluss

Kritisch reagierte auch die CDU-Landtagsfraktion. Der bildungspolitische Sprecher Christian Tischner sagte MDR THÜRINGEN, eigentlich habe der Landtag im letzten Jahr 24 Millionen Euro für die Lehrerzuschläge bereitgestellt. Angesichts des Lehrermangels sei der Beschluss nur ein halbherziger Schritt der rot-rot-grünen Landesregierung.

Laut Tischner gilt das auch für die geplanten Verwaltungsassistenten. Diese Assistenten müssten landesweit eingeführt werden, wenn die Landesregierung die Lehrer ernsthaft entlasten wolle.

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MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. September 2022 | 19:00 Uhr

12 Kommentare

MamaEF am 08.09.2022

Das ist leider so. Die "Jungleherer" werden aber auch so gern an den Schulen mit allen Aufgaben betraut die keiner von denen machen wollte, die schon da sind...
etwa Digitalisierung.... dieses Teufelszeug!

MamaEF am 08.09.2022

Interessieren tut es nur die, die damit zu tun haben und dieses Theater miterleben und überleben müssen. Pädagogen, Kinder und Jugendliche, Eltern, bestenfalls noch Großeltern und Lehrerhasser natürlich.
Für viele Rentner ist die Gasrechnung das größere Problem, für Unternehmer der Fachkräftemangel und für die Bauern der fehlende Regen....
Das ist mit allen Dingen so. Also nicht wundern.

MamaEF am 08.09.2022

Vielleicht sollte man in den Regionen wo der Mangel akut ist verstärkt um Seiteneinsteiger werben, die ggf. schneller an den Schulen einzusetzen sind.
Ebenso ist die Idee, Referendare in solchen Regionen einzusetzen, gar nicht mal so schlecht. Es wird halt dauern aus der Situation herauszukommen, in die man sich 20 Jahre reingeschlafen hat, in der Hoffnung es würde schon keiner merken. Da scheint es erstmal keine schnelle Lösung zu geben, auch nicht diese lächerlichen Geldbeträge. Ebenfalls kommt man mit Abordnungen nicht viel weiter. Klar bei Beamten geht das, aber so schafft man sich ggf. auch Langzeitkranke. Vielleicht kann man es wie bei den Ärzten machen, Studienplatz + ggf. finanzielle Unterstützung gegen Zusicherung nach Ausbildung für 10 Jahr in den betreffenden Regionen tätig zu sein.
Wobei hier noch die Frage zu klären wäre, ob Elternzeit hier rausgerechnet werden muss, viele Junglehrer wollen verständlicherweise nach dem Studium auch irgendwann mal eine Familie gründen..

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