Verkehr Schulbustraining für Hunderte Erstklässler im Weimarer Land
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29. August 2024, 11:50 Uhr
Die meisten Schüler im Weimarer Land legen ihren Schulweg per Bus zurück. Wie sie sich im Schulbus verhalten sollen, trainieren Hunderte Kinder derzeit mit Fachleuten des kreiseigenen Busunternehmens.
In Zweierreihen ziehen die Schulanfänger aus Tannroda im Weimarer Land vom Schulhof. Ihr Ziel ist die Bushaltestelle nur wenige Meter entfernt. Dort gibt es heute eine ganz besondere Unterrichtsstunde. Jeannine Möller, Busfahrerin bei der Personenverkehrsgesellschaft Weimarer Land (PVG), bringt den Erstklässlern bei, wie sie sich im und am Schulbus zu verhalten haben.
"Das Schulbustraining ist eine wunderbare Ergänzung unserer Verkehrserziehung, die es ohnehin gibt", sagt Lehrerin Elisa Steinkraus. "Es ist ein ausdrücklicher Wunsch unserer Schule, denn mehr als die Hälfte der Kinder nutzen den Bus. Hier werden Schüler aus Tonndorf, Thangelstedt und vielen anderen Orten der Umgebung unterrichtet. Für sie ist das Schulbusfahren der neue Alltag."
Das Schulbustraining ist eine wunderbare Ergänzung unserer Verkehrserziehung.
Zahlreiche Schulen melden Bedarf an Schulbustraining an
Der Wunsch nach einem Schulbustraining kam aus etlichen Schulen im Landkreis. Insgesamt machen Jeannine Möller und ihre Kollegen an 21 Schulstandorten im Weimarer Land Halt und zeigen mehr als 790 Kindern, wie man sich richtig auf dem Weg zur Schule verhält. "Wir sind so oft auf den Bus angewiesen. Auch bei Ausflügen und Schwimmtagen nutzen wir den ÖPNV. Da gehört es einfach dazu, dass die Kinder wissen, dass man da nicht rennt und brüllt", so Steinkraus.
Wir sind so oft auf den Bus angewiesen.
"Das Ganze fängt schon an der Haltestelle an", sagt Jeannine Möller. "Dort ist es so wichtig, dass die Kinder nicht schubsen und drängeln. Wenn es der Platz erlaubt, sollten sie einen Meter von der Straße entfernt stehen." Die Realität sieht, zumindest in Tannroda, etwas anders aus. Eine Hecke versperrt den Weg. Der Bürgersteig ist sehr schmal. Hier ist besondere Vorsicht geboten, zumal es so etwas wie einen "toten Winkel" gibt, von dem die meisten Kinder bis heute noch nichts gehört haben.
Zu beachten: Nicht drängeln und Sitzplätze nicht blockieren
Auch das richtige Einsteigen will gelernt sein. "Einer nach dem Anderen und auch hier nicht von hinten schieben." Renate Göpfert aus dem Landratsamt unterstützt den besonderen Unterricht. Und dann? "Ich muss den Busfahrer nett grüßen und meine Fahrkarte vorzeigen." Dieses Mädchen fährt nicht zum ersten Mal mit dem Bus. Sie hat ihre Chipkarte griffbereit, muss nicht lang danach suchen und hält damit auch nicht den Verkehr auf.
Jeannine Möller gibt den Schulanfängern wichtige Tipps an die Hand. "Achtet bei der Wahl des Sitzplatzes darauf, dass keine Fensterplätze leer bleiben. Immer durchrutschen, damit Jeder einen Sitz finden kann. Und auf keinen Fall Sitze durch Schulranzen belegen." Apropos Ranzen. Wohin sollen die Kinder mit ihren Taschen? "Absetzen ist in jedem Fall Pflicht. Wer einen Sitzplatz hat, stellt den Ranzen vor sich hin oder auf seinen Schoß. Wer stehen muss, klemmt die Schultasche zwischen die Beine."
Auch das kann passieren, sagt Renate Göpfert. "Auf manchen Linien sind die Busse sehr voll. Dann müssen die Kinder mitunter stehen. Das A und O ist, dass sie sich richtig festhalten. Da darf kein Handy in der Hand gehalten werden, oder auch kein Stift."
Vollbremsung gehört auch zur Übung
Dass Renate Göpfert richtig liegt, erfahren die Kinder am eigenen Leib. Bei einer kleinen Spritztour durch den Ort leitet Fahrerin Jeannine Möller eine Gefahrenbremsung ein. Obwohl nur 30 km/h auf dem Tacho stehen, werden die Kinder ganz schon durcheinandergeschüttelt. Ein präparierter Kanister fliegt von hinten nach vorn durch den gesamten Bus.
Essen und Trinken im Bus sind strengstens verboten. Und gerade Bier auf der letzten Bank - das geht gar nicht.
Die Demonstration hat Eindruck und leider auch ein paar Tränen hinterlassen. Nicht alle Kinder waren darauf vorbereitet. "Doch ihr müsst es sein. Es kann immer etwas passieren und ein Tier oder etwas Anderes auf die Straße laufen, sodass ich bremsen muss", sagt Möller.
Was sie noch gelernt haben, will ich wissen. "Essen und Trinken im Bus sind strengstens verboten. Und gerade Bier auf der letzten Bank - das geht gar nicht", ist die Antwort, die ein kesser Schüler bringt. Wobei auch er zugeben muss: Ganz hinten sitzen meistens nur die Coolen. "Ich glaub', das sind die Teenager", wird von einer Mitschülerin ergänzt.
MDR (ost)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. August 2024 | 08:30 Uhr
Graf von Henneberg vor 13 Wochen
Seinerzeit hat uns der Busfahrer rausgeschmissen, wenn wir uns nicht benommen haben. Ganz einfach - und hat geholfen. Denn daheim gabs dafür auch noch ein paar Schellen.