Verbots-Debatte Hochzeitstauben sollen weiter in Erfurt fliegen dürfen
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20. Mai 2023, 10:45 Uhr
Herrenlose weiße Tauben in der Erfurter Innenstadt haben zu einer Diskussion um ein Flugverbot für Hochzeitstauben geführt. In einer Antwort der Stadtverwaltung zeichnet sich nun ein Kompromiss ab, der die Hochzeitstradition wahren und trotzdem Tiere schützen könnte.
Es ist ein einziges Flattern und Gurren in den Volieren von Siegmar Bube. Der Rentner hält aktuell zwischen 80 und 90 weiße Brieftauben in seinem Garten in Elxleben. Die Tiere wirken gepflegt und gesund, haben einen Innen- und Außenbereich in ihren Gehegen und Blick in den grünen Garten.
Außerdem bekommen sie regelmäßig die Möglichkeit zum Freiflug, finden schließlich aber immer nach Hause zurück. "Wir machen eigentlich alles richtig", sagt Siegmar Bube. Seine Tiere sind beringt und beim Brieftaubenzuchtverband registriert. Falls mal eine verloren geht, könnte sie anhand der Ringnummer also immer Siegmar Bube zugeordnet werden.
"Schwarze Schafe" sind das Problem
Anders ist es bei den herrenlosen weißen Tauben, die laut Erfurter Taubenverein immer häufiger in der Innenstadt gesichtet werden. Meist sind das keine Brieftauben - und nur die haben den nötigen Orientierungssinn, um wieder nach Hause zu finden. Orientierungslos mischen sie sich dann unter die Stadttauben, können sich gegen ihre freilebenden Artgenossen aber meist nicht durchsetzen, erklärt Bube, der das Problem nachvollziehen kann. "Aber das sind eben ein paar schwarze Schafe - die lassen weiße Tauben fliegen, die sich nicht orientieren können, um Freunden oder Bekannten bei deren Hochzeit einen Gefallen zu tun oder um das schnelle Geld zu machen", erklärt der Züchter. Und wegen diesen "schwarzen Schafen" drohte nun das Flugverbot für Hochzeitstauben in Erfurt.
Aufklärungskampagne statt Verbot
Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte eine Anfrage an die Stadtverwaltung gestellt, inwiefern ein Verbot nach dem Tierschutzgesetz umsetzbar wäre. Die Verwaltung antwortete, dies zu prüfen. Mittlerweile ist aber klar: Ein generelles Verbot soll es nicht geben. "Es geht darum, nur Tauben steigen zu lassen, die im Zweifel auch in der Lage sind, von dem Ereignis wieder zurück zu ihren Züchtern zu finden. Dass man darauf achtet, dass es Züchter sind, die wissen, was sie machen", erklärt Grünen-Stadtrat Jasper Robeck.
Züchtern wie Bube soll es also weiter möglich sein, Hochzeitstaubenflüge anzubieten. Die Stadt will auf Aufklärung setzen und kündigt in ihrer Antwort an die Grünen-Fraktion an, eine Informationskampagne starten zu wollen. Bürger und insbesondere Hochzeitspaare sollen aufgeklärt werden, welchen Züchtern sie beim Taubenspektakel vertrauen können und von welchen Angeboten sie die Finger lassen sollten. Laut Robeck wäre dieses Vorhaben möglicherweise gut beim Standesamt angesiedelt, denn vor dem Hochzeitshaus würden die meisten Taubenflüge stattfinden. Rund 15 waren es im vergangenen Jahr - bei insgesamt 800 Trauungen.
Weniger Tauben in Elxleben
Bei Bubes Kunden ist allerdings schon durchgesickert, dass Hochzeitstauben in Erfurt von manchen nicht gerne gesehen sind. "Die Anfragen sind die letzten paar Jahre sehr zurückgegangen, durch Corona sowieso und auch dieses Jahr merken wir es schon wieder, durch dieses Thema jetzt. Da sind doch viele vorsichtig, viele kapieren es auch nicht und denken, es ist schon verboten und lassen lieber Luftballons steigen", sagt er.
Auch wegen seines fortgeschrittenen Alters will Bube seinen Taubenbestand nun reduzieren - zwei Volieren hat er schon online verkauft, die werden in ein paar Monaten abgebaut. "Es ist ein schönes Hobby, die Tauben verdienen sich ihr Futter, aber ich möchte nicht mehr jedes Wochenende unterwegs sein in der Saison", sagt Bube. Ein paar dutzend Tauben möchte er aber noch behalten und die ein oder andere Hochzeit betreuen.
MDR (ls,mw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 19. Mai 2023 | 17:10 Uhr
Harka2 am 20.05.2023
Das Fliegenlassen von Hochzeitstauben hat in Thüringen keine Tradition und ist allein schon deshalb nur ein Randproblem.