Ein neuer Dorfladen
Der 2020 eröffnete 24-Stunden-Dorfladen in Altengottern ist der erste seiner Art. Bildrechte: MDR THÜRINGEN/Claudia Götze

Infrastruktur In Thüringen entstehen 16 neue Dorfläden

10. November 2021, 19:27 Uhr

In Thüringen werden 16 neue Dorfläden gebaut. Sie sollen 24 Stunden an sieben Tage die Woche geöffnet sein. Denn die Kunden scannen die Einkäufe selbst und bezahlen mit ihrer Bankkarte.

Erst die Bodenplatte, dann das Metallgerüst und zum Schluss die Innenausstattung. 16 neue 24-Stunden-Läden werden mit Fördermitteln vom Land neu gebaut oder neu ausgestattet. Dazu ein Kaffeeautomat, eine Sammelstelle für die Paketpost und eine digitale Info-Tafel sowie eine E-Ladestation.

Der Tante-Emma-Laden solle ein Treffpunkt werden, sagt Kammerforsts Bürgermeister Christian Konkel (FDP). Dass er direkt am Feuerwehrgerätehaus und zwischen Kindergarten und Friedhof liegt, sei ein zusätzlicher Pluspunkt. Seine Gemeinde im Unstrut-Hainich-Kreis hat seit fünf Jahren keinen Lebensmittelmarkt mehr, der nächste ist im sieben Kilometer entfernten Oberdorla.

Die Pläne für einen Dorfladen gibt es schon länger. Das Förderprogramm des Landes kam im Frühjahr 2021 für Kammerforst genau richtig. Die Finanzierung konnte gesichert werden. So ein Markt kostet zwischen 450.000 und 500.000 Euro. Davon kommen bis zu 200.000 Euro vom Land. Der Eigenanteil liegt in Kammerforst bei 35.000 Euro. Großer Vorteil: Das Grundstück gehört bereits der Gemeinde.

24-Stunden-Markt: Vorbild Altengottern

Der erste Dorfladen dieser Art wurde 2020 in Altengottern eröffnet. Nach seinem Vorbild werden nun thüringenweit 16 neue "Tante Emma Tag und Nachtläden" gebaut oder mit digitaler Technik umgerüstet. Die Märkte gehören den Gemeinden und Vereinen und werden für 20 Jahre an die "Emmas Tag- und Nachtmarkt GmbH" verpachtet.

1.000 Produkte auf 120 Quadratmetern

Auf 120 Quadratmetern werden etwa 1.000 Produkte angeboten. Mit Kundenkarte öffnet man die Tür und kauft ein - ganz ohne Personal. An einer digitalen Kasse wird der Inhalt des Einkaufskorbs eingescannt und mit einer Bankkarte bezahlt. Das geht rund um die Uhr - und wird per Kamera überwacht. Die Kasse spricht mit dem Kunden und bedankt sich beispielsweise für den Einkauf.

100 interessierte Gemeinden in Thüringen

Das Land hatte im Frühjahr ein passendes Förderprogramm aufgelegt. Zur ersten Video-Konferenz hatten sich mehr als 100 Gemeinden angemeldet. 27 davon stellten später den Förderantrag, übrig blieben 20. Für viele Gemeinden waren die Fristen für Bauantrag und Fertigstellung innerhalb eines halben Jahres zu knapp.

Auch die Verwaltungsgemeinschaft "Nesseaue" im Landkreis Gotha hatte das Nachsehen, wo die Gemeinden Nottleben, Friemar, Bienstädt und Pferdingsleben einen Dorfladen bauen wollten. "Sechs Wochen für einen Bauantrag - das schafft eine Gemeindeverwaltung nicht", sagt VG-Chefin Birte Kalmring. Auch die Fertigstellung bis Ende November sei nicht zu leisten. Birte Kalmring hat deshalb auf eine Neuauflage des Förderprogramms gehofft. Das aber wird nach Angaben des Thüringer Infrastrukturministeriums nicht verlängert.

Kein Förderstopp für Dorfläden

Das Auslaufen der Förderrichtlinie für 24-Stunden-Dorfläden zum Jahresende gehe jedoch nicht mit einem Förderstopp von Dorfläden einher, sagt Referent David Kehrberg. Im Gegenteil: Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) verfüge über ein anderes, bewährtes Instrument, um Einrichtungen der Nahversorgung in ländlichen Räumen zu fördern: das Programm ILE/REVIT.

Förderung vom Land ist vorgesehen

Die Förderrichtlinie ist bis Ende 2023 in Kraft und soll auch über diesen Zeitraum hinaus fortgeführt werden. 50 Millionen Euro sind im Entwurf des Thüringer Haushaltsplans für das Jahr 2022 dafür vorgesehen. Einrichtungen der Nahversorgung wie zum Beispiel Dorfläden können aber auch über die Maßnahmen für Kleinstunternehmen der Grundversorgung sowie Einrichtungen für lokale Basisdienstleistungen gefördert werden.

Das ist ein absoluter Gewinn.

Grabes Ortschaftsbürgermeister Karsten Lutze

Auch in Grabe wird der 24-Stunden-Laden gebaut. Bis Anfang Oktober musste der Mühlhäuser Ortsteil zittern, weil die Finanzierung des Eigenanteils nicht gesichert war. Der Stadtrat hat in letzter Minute einem Eigenanteil von 107.000 Euro zugestimmt. Der Markt kostet 451.000 Euro, davon kommen 200.000 Euro vom Land. Ortschaftsbürgermeister Karsten Lutze freut sich auf den Markt: Er sei ein wichtiger Baustein für Lebensqualität auf dem Land. "Das ist ein absoluter Zugewinn, wenn Fahrgemeinschaften nicht mehr funktionieren und Leute in ihrem Ort einkaufen können."

Hier entstehen 24-Stunden-Läden:

Burgtonna (Kreis Gotha)
Emleben (Kreis Gotha)
Ettersburg (Weimarer Land)
Geschwenda (Ilmkreis)
Göttern (Kreis Greiz)
Grabe (Unstrut-Hainich-Kreis)
Greußen (Kyffhäuserkreis)
Großvargula (Unstrut-Hainich-Kreis)
Kammerforst (Unstrut-Hainich-Kreis)
Langenwetzendorf (Kreis Greiz)
Mellenbach-Glasbach (Saalfeld-Rudolstadt)
Nägelstedt (Unstrut-Hainich-Kreis)
Nobitz (Altenburger Land)
Rohr (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)
Saalburg-Ebersdorf (Saale-Orla-Kreis)
Wolfmannshausen (Landkreis Schmalkalden-Meiningen)

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | THÜRINGEN JOURNAL | 09. November 2021 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Andreas_OT am 12.11.2021

Die Förderung läuft nicht ab, das Geld fließt in den Bau des Ladens. Der Betreiber muss die Rentabilität nachweisen. Die ersten dieser Läden laufen mittlerweile über ein Jahr.

FMH am 11.11.2021

24 Stunden geöffnet? Da kann man sich gut vorstellen wer diese Läden nachts besucht. Der Normalbürger sicher nicht. Kassierer soll es ja nicht geben, dafür wird sicher Wachpersonal nötig sein.

micha72 am 11.11.2021

So ein Unfug. Für 500000 Euro einen Konsum bauen? Finanziert zum Großteil vom Steuerzahler. Sobald die Förderung abläuft wird der Betreiber diese Läden abstoßen. Wenn auf dem Dorf echter Bedarf am kleinen Laden bestehen würde gäbe es die Läden von selbst. Die Dorfbewohner kaufen aber in der Stadt, auch wenn es kleine Läden gibt, deshalb lohnt es sich nicht mehr auf dem Land kleine Läden zu betreiben. Wie immer hat es der Verbraucher selbst in der Hand! Aber Steuergelder zu verschwenden ist ja so einfach ...

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