Provenienzforschung Thüringer Museen: Suche nach Herkunft von Exponaten dauert länger
Hauptinhalt
14. August 2023, 11:58 Uhr
Fünf Thüringer Museen haben ihre Ausstellungen und Magazine nach Exponaten mit unklarer Herkunft durchgeschaut. Doch die Suche ist komplex und dauert länger als geplant, wie ein Beispiel aus Greiz zeigt.
Thüringer Museen haben in ihren Ausstellungen und Magazinen Exponate mit unklarer Herkunft gefunden. Wie der Museumsverband MDR THÜRINGEN mitteilte, wurden im Rahmen eines sogenannten Erstchecks zur Provenienzforschung zum Beispiel im Kupferstichkabinett in Greiz "Pustaha" entdeckt. Das sind Zauberbücher von der indonesischen Insel Sumatra.
Schwierige Herkunftssuche in Museen
Bei den fraglichen Gegenständen handelt es sich um Sammlungsstücke, die nicht aus Europa stammen. Sie wurden möglicherweise bei der Besetzung der Ursprungsländer durch Europäer den Eigentümern unrechtmäßig weggenommen. Museumschef Ulf Häder sagte MDR THÜRINGEN: "Wir wissen nur sehr wenig über die genaue Herkunft des Zauberbuchs."
Ein Etikett an dem Buch, weise darauf hin, dass es bei einem Hamburger Händler gekauft wurde, der dafür bekannt war, Relikte aus anderen Kontinenten einzuführen. Ob das Buch allerdings damals gekauft oder dem indonesischen Volk Bantu weggenommen wurde, ist noch unklar.
Das ist tatsächlich so, dass da ganz große Forschungslücken bestehen.
Für Sabine Beer vom Museumsverband Thüringen ist das kein Einzelfall: "Das ist tatsächlich so, dass da ganz große Forschungslücken bestehen", sagt sie. Gerade kleineren Museen würden Fachleute für die Provenienzforschung fehlen.
Details werden im September bekannt gegeben
Im Rahmen der Provenienzforschung wird geprüft, wie Exponate in die Thüringer Museen kamen und ob sie eventuell an die rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden müssen. Der Museumsverband wertet die Berichte der Museen nun aus und gibt dann Tipps für weitere Schritte. Mehr Einzelheiten will der Verband im September bekanntgeben.
Fünf Thüringer Museen haben Sammlungen durchgeschaut
An dem am Montag beendeten Projekt zur Herkunftsforschung beteiligten sich das Stadtmuseum Gera, das Naturkundemuseum Mauritianum in Altenburg, die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, das Thüringer Landesmuseum Heidecksburg in Rudolstadt und das Deutsche Spielzeugmuseum Sonneberg.
MDR (beu/jw)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. August 2023 | 19:00 Uhr
DER Beobachter vor 37 Wochen
Provenienzforschung und ethnische Forschung zu geraubtem Besitz ist nötig. Warum nicht wenn möglich die rechtlichen Eigentümer ermitteln lassen und als Dauerleihgabe o.ä. im jedweden sozusagen klimatischen Schutz von Museen und Galerien belassen? Unsere üblichen Kommentatoren sind eh kulturell und historisch ohne wirkliches Interesse. Leider. Sorry...
DER Beobachter vor 37 Wochen
Mal abgesehen davon, dass Provenienzforschung nicht nur "linksgrünes" Thema ist (netter Versuch), sondern auch handfeste rechtliche Konsequenzen hat: Sie wollen doch sicher nicht ernsthaft, dass die da Experten seienden in die Produktion (Robotik..) gingen oder in den Sozialdienstleistungsbereich?
DER Beobachter vor 37 Wochen
Die Probleme sind natürlich größere. Dürfen Historiker, Kunsthistoriker, Archäologen und Ethnologen nicht in ihrem Thema und zu geraubtem Kulturgut forschen?