So soll der neue IT-Campus der Digitalagentur Dotsource in Jena aussehen.
So soll der neue IT-Campus der Digitalagentur Dotsource in Jena aussehen. Bildrechte: ATP Berlin Planungs GmbH

Dotsource Wie eine Stadt in der Stadt: IT-Campus soll in Jena für bis zu 100 Millionen Euro entstehen

01. Januar 2023, 08:34 Uhr

Die schnell wachsende Digitalagentur Dotsource will in ihren neuen Standort in der Alten Feuerwache Jena bis zu 100 Millionen Euro investieren. Läuft alles nach Plan, sollen die Büroflächen und Wohnungen in vier Jahren bezugsfertig sein. Die 2006 von Christian Otto Grötsch gegründete inhabergeführte Firma mit inzwischen 525 Mitarbeitenden will weiter wachsen.

Christian Otto Grötsch hat Großes vor in seiner Heimatstadt Jena. Seit zwei Jahren plant er mit seinem Team am "Dotsource-Campus" und bekommt Rückenwind von der Stadtverwaltung. Die rund 5.000 Quadratmeter Bürofläche im Gebäudekomplex Goethe-Galerie seien angesichts des rasanten Firmenwachstums wohl bald ausgereizt, sagt er.

Alte Jenaer Feuerwache als Glücksfall

Neu bauen ist in Jena aber leichter gesagt als getan, erst recht wenn es ein Neubau in der Innenstadt sein soll. Bei seiner Suche stieß Grötsch auf die vor einigen Jahren leergezogene Alte Feuerwache in der Saalbahnhofstraße. Für ihn ein Glücksfall, doch als erste Planungen im Stadtrat vorgestellt wurden, fanden das nicht alle gut.

Wir gehen davon aus, dass wir Ende nächsten Jahres dort Baurecht haben und der Abriss der alten Gebäude beginnen kann.

Christian Grötsch Firmengründer und Geschäftsführer von Dotsource

Bedenken gab es wegen der Nachbarschaft zum Damenviertel, einem reizvollen Jenaer Quartier aus der Gründerzeit. Auch der 65 Meter hohe Wohnturm mit 16 Etagen, der aus dem Gebäudekomplex herausragen soll, gefiel nicht allen. Inzwischen steht der Bebauungsplan, so Grötsch - und soll voraussichtlich im April öffentlich einsehbar sein. Läuft alles nach Plan, könne der Abriss der alten Gebäude am neuen Standort Ende nächsten Jahres beginnen.

"Dotsource-Campus" mit Supermarkt, Wohnungen, Restaurant und Park

Der "Dotsource-Campus" werde wie eine kleine Stadt in der Stadt, beschreibt der 42-Jährige das Projekt. Es ist ein imposantes Bauvorhaben: 10.000 Quadratmeter Bürofläche für die eigene Firma, um das weitere Wachstum abzusichern. Darüber hinaus sollen ein Supermarkt, ein Restaurant und ein kleiner Park mit Veranstaltungsfläche entstehen. Auch an zwei Tiefgaragen-Ebenen unter dem Komplex ist gedacht. Im Wohnturm sind 50 Wohnungen geplant.

So soll der neue IT-Campus der Digitalagentur Dotsource in Jena aussehen.
Mit dem Dotsource-Hochhaus soll eine Linie mit dem höchsten Gebäude des neuen Universitätscampus Inselplatz, das gerade gebaut wird, entstehen. Zudem ist nahe des Intershop-Firmensitzes ein weiteres Hochhaus in Jena geplant. Bildrechte: ATP Berlin Planungs GmbH

Die "Skyline" von Jena wird sich verändern

Ein Teil davon sei für die eigenen Mitarbeiter reserviert, sagt Grötsch. Denn sie hätten es oft schwer, in Jena etwas Passendes zu finden. Das Hochhaus macht das Vorhaben für ihn auch aus anderem Grund spannend. Es entstehe in einer Linie mit dem höchsten Gebäude des neuen Universitätscampus Inselplatz, das gerade bis auf eine Höhe von 75 Metern in den Himmel wächst. Unweit davon soll gegenüber dem Intershop-Firmensitz ein weiteres Hochhaus errichtet werden. Die "Skyline" von Jena verändert sich.

Es wird wie eine kleine Stadt in der Stadt und wir freuen uns schon alle sehr darauf, wenn wir dort einziehen können.

Christian Grötsch Firmengründer und Geschäftsführer von Dotsource

Christian Otto Grötsch ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur Dotsource aus Jena.
Christian Otto Grötsch ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur Dotsource aus Jena. Bildrechte: Dotsource

Es ist ein mutiges Projekt für ein mittelständisches Unternehmen in diesen Zeiten. Doch die beiden "Christians" - Christian Grötsch und Christian Malik - sind Optimisten. Beide haben ihre Passion für elektronischen Handel und Digitales zum Beruf gemacht. Grötsch gehörte 2004 zu den ersten Absolventen des E-Commerce-Studiengangs an der damaligen Fachhochschule Jena, heute Ernst-Abbe-Hochschule (EAH). Beide waren sie als Software-Entwickler unter anderem bei der Intershop AG tätig.

Größer als Branchenpionier Intershop und 100 neue Jobs im Jahr geplant

Ihre 2006 gegründete Digitalagentur ist mit 525 Beschäftigten - rund 380 davon in Jena - inzwischen größer als der Branchenpionier Intershop. Weitere Firmenstandorte gibt es in Leipzig, Dresden, Stuttgart und Berlin. Im zu Ende gehenden Geschäftsjahr konnte die Agentur ihren Umsatz laut Grötsch auf gut 37 Millionen Euro steigern. Im Vorjahr waren es knapp 29 Millionen Euro.

Mit einem Wachstum von 20 bis 30 Prozent und jährlich um die 100 Neueinstellungen rechnen die Firmeninhaber auch künftig. "Dieser Drang zur Digitalisierung und der Trend zum E-Commerce, das ist ein Megatrend, der sicherlich noch zehn oder 20 Jahre weitergehen wird."

Dieser Drang zur Digitalisierung und der Trend zum E-Commerce, das ist ein Megatrend, der sicherlich noch zehn oder 20 Jahre weitergehen wird.

Christian Grötsch Firmengründer und Geschäftsführer von Dotsource

Seit 17 Jahren, also von Anbeginn an, haben die Firmengründer das Thema Nachwuchsgewinnung auf dem Schirm. Aus- und Weiterbildung - auch von Quereinsteigern - sind für Christian Otto Grötsch die entscheidenden Werkzeuge gegen den Fachkräftemangel. Aus diesem Grund unterstützt Dotsource unter anderen die beiden E-Commerce-Studiengänge an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Unlängst erst initiierte Grötsch gemeinsam mit neun weiteren Jenaer Digitalunternehmen die Stiftung einer neuen Professur an der Friedrich-Schiller-Universität. Zusätzlich bildet Dotsource gemeinsam mit dem Jenaer Berufsschulzentrum Karl-Volkmar-Stoy Kauffrauen und -männer für E-Commerce aus.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jenaer Digitalagentur Dotsource.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jenaer Digitalagentur Dotsource. Bildrechte: dotSource | Markus Schlevogt

Jungen Menschen soll es so leichter gemacht werden, den Weg in die Digitalbranche einzuschlagen. Alles Engagement zusammen mache Dotsource zu einem attraktiven Arbeitgeber, auch für Frauen, konstatiert Grötsch nicht ohne Stolz. Ein Frauenanteil von 25 Prozent sei nicht selbstverständlich in dieser Branche. Selbst im Management schlägt sich das jetzt nieder.

Nach Frank Ertel als drittem Geschäftsführer komplettiert ab 2023 die bisherige Verwaltungschefin, Janine Bohnenberg, das vierköpfige Spitzenteam. Herumgesprochen hat sich auch, dass in der Dotsource-Familie nicht nur hart gearbeitet wird, sondern auch coole Partys steigen. Demnächst gibt es noch mehr Raum dafür.

MDR (AP/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR Aktuell | 28. Dezember 2022 | 22:50 Uhr

23 Kommentare

DermbacherIn am 03.01.2023

Mir fehlen beim Artikel eindeutig die Hintergrundinformationen, z.B wie werden die MitarbeiterInnen entlohnt, was sagen die AnwohnerInnen bzw BewohnerInnen von Jena zu dem Bauvorhaben und so weiter!

kleiner.klaus77 am 02.01.2023

Aber an sich eine wirklich gute Idee für das Mikroklima in der Innenstadt von Jena, es würde aber ca 20 bis 30 Jahre dauern, bevor dies Auswirkung hat, aber so ein Betonbau hat sofort Auswirkungen auf das Mikroklima!

DermbacherIn am 02.01.2023

Sie sind sich also dort sicher, dass die MitarbeiterInnen auch in dem Gebäude wohnen und einkaufen, indem sie auch arbeiten? Bei der Gehaltsstruktur werden sie sich dies nicht leisten können!

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