Mühlenfähre
Die Mühlenfähre bringt Pendler über den Hohenwarte-Stausee. Bildrechte: MDR/Stefanie Reinhardt

Eine Fahrt mit der Mühlenfähre In fünf Minuten über den Hohenwarte-Stausee

01. Dezember 2020, 10:46 Uhr

In dieser Woche ist Thüringens einzige Autofähre in die Sommersaison gestartet. Jeden Tag von neun bis 17 Uhr pendelt die Fähre zwischen Linkenmühle und Altenbeuthen. Für Urlauber und Pendler am See ist die Fähre die einzige Möglichkeit, den Stausee mit dem Auto zu überqueren. Mit dem Wiederaufbau der Linkenmühlebrücke könnte sich das ändern. Einen ersten Schritt dazu gab es am Gründonnerstag.

Jeden Morgen ab neun Uhr steht Fährmann Jörg Schein bereit: Mit der Mühlenfähre pendelt er von der Anlegestelle unterhalb des Gasthauses Linkenmühle rüber auf die andere Seite des Hohenwarte-Stausees. 400 Meter lang ist die Strecke, fünf Minuten dauert die Fahrt nach Altenbeuthen. Bis zu drei Autos passen drauf. Vor allem Urlauber fahren mit. Aber auch Anwohner nehmen die Fähre über den See. "In der Woche ist das meist überschaubar", sagt der Fährmann. "Am Wochenende zähle ich nicht mehr mit, wie oft wir hin und her fahren, es geht ständig hin und her." Meistens stehe die Fähre ab den Mittagsstunden bis zum Abend nicht mehr still.

Leinen los heißt es bei fast jedem Wetter. "Außer bei Gewitter und Sturm", sagt Jörg Schein. "Das lassen wir lieber vorbeiziehen." Denn viel Tiefgang habe die Fähre nicht. "Gerade mal 70 Zentimeter reicht der Bug ins Wasser", sagt Schein. Seit zehn Jahren steuert er die Fähre, von April bis Oktober geht es über den See. In der kalten Jahreszeit wechselt er das Steuerrad der Fähre gegen das Lenkrad eines Busses des Busunternehmens Kombus. Das betreibt auch die Fähre seit 1995 auf dem See.

Linkenmühlebrücke soll wieder aufgebaut werden

Luftbild von der Brücke Linkenmühle vom 08.04.1945. Die Brücke über die Saale ist unbeschädigt.
Luftbild von der unbeschädigten Brücke Linkenmühle vom 08.04.1945. Bildrechte: GDI-Th, Freistaat Thueringen, TLVermGeo

Auf der 400 Meter langen Fahrt gibt es außer dem Blick auf die Berge noch etwas zu sehen: Die steinernen Widerlager der Linkenmühlebrücke, die hier bis 1945 stand. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke zerstört. Schon seit Jahren gibt es politische Bestrebungen, sie wieder aufzubauen. Allen voran der ehemalige Landrat von Saalfeld-Rudolstadt und Fuhrunternehmer Hartmut Holzhey. Mit Hochseilartisten lenkte er den Blick der Öffentlichkeit im April 2018 auf den Bau einer Brücke über den See. Für viele Anwohner am Ufer in Altenbeuthen wäre die Brücke ein Gewinn, so Holzhey. Die beiden Landkreise sehen mit dem Bau auch Chancen, den Tourismus am Thüringer Meer anzukurbeln.

Kritik kommt dagegen von einigen Gastgebern am Stausee. Zum Beispiel von Dörte Fröhlich, die den Campingplatz oberhalb der Linkenmühle betreibt. "Ich sehe in der Brücke keinen großen touristischen Gewinn", sagt sie. "Unsere Gäste kommen ja gerade wegen der Unberührtheit und der Ruhe am Rande des Naturschutzgebietes hierher", sagt sie. Das Geld für die Brücke wäre besser in den Ausbau von Straßen, Rad- und Wanderwegen investiert, meint sie.

Was wird aus der Mühlenfähre?

Währenddessen werden die Pläne für die Brücke langsam konkret. Am Gründonnerstag trafen sich die beteiligten Politiker in Altenbeuthen. Die beiden Landräte von Saalfeld-Rudolstadt und dem Saale-Orla-Kreis, die Bürgermeister der Gemeinden Gössitz und Altenbeuthen sowie der Staatssekretär des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur setzten ihre Unterschrift unter eine gemeinsame Absichtserklärung, die Brücke bauen zu wollen.

Wie der Landrat von Saalfeld-Rudolstadt, Marko Wolfram (SPD), MDR Thüringen sagte, werden damit die ersten beiden Planungsphasen für den Bau gestartet. "Dabei sollen mögliche Varianten für eine Brücke geprüft werden", sagt Wolfram. Außerdem solle ein Planungsbüro beauftragt und die voraussichtlichen Baukosten berechnet werden. "Mit den Ergebnissen wird im Herbst 2019 entschieden, ob die Brücke zwischen Linkenmühle und Altenbeuthen gebaut wird“, sagt Wolfram. Für die Mühlenfähre geht die Fahrt also erstmal weiter. Dietmar Wurmb, Betriebsleiter von Kombus in Saalfeld, sagte MDR Thüringen: "Auch wenn die Brücke einmal da ist, wird es die Fähre noch geben. Möglicherweise aber an einer anderen Stelle."

Quelle: MDR THÜRINGEN

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