Sungeel und Samsung Recyclingfabrik kommt nicht nach Rudolstadt - Investor zieht Antrag zurück

01. April 2023, 06:11 Uhr

Für 62 Millionen Euro wollten zwei koreanische Konzerne einen Recyclingbetrieb in Rudolstadt bauen. Dort sollen alte Batterien wieder nutzbar gemacht werden. Die Bedenken gegen den Bau waren groß. Einwohner, Umweltorganisationen und Nachbarorte befürchten erhebliche Nachteile. Jetzt hat das Unternehmen den Bauantrag zurückgezogen.

Die südkoreanischen Konzerne Sungeel und Samsung C&T investieren nun doch nicht in Rudolstadt. Der Antrag auf Genehmigung einer Batterie-Recycling-Anlage ist am Donnerstag zurückgezogen worden, teilte das Unternehmen Sungeel Recycling Park Thüringen GmbH mit.

Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz als zuständige Behörde sei informiert. Ein Sprecher sagte, das Grundstück im Industrie- und Gewerbepark Rudolstadt-Schwarza genüge in diesem speziellen Fall nicht den Anforderungen.

Sorgen um Luftqualität und mögliche Schadstoffe

Gegen die Recycling-Anlage hatte es in der Region heftigen Widerstand gegeben. Viele Anwohner befürchteten, dass die Abgase der Anlage Menschen und Natur schädigen könnten. Bei den Behörden gingen rund 2.000 Einwände ein.

Die Kreisverbände von Nabu und BUND Saalfeld-Rudolstadt beispielsweise hatten schon im Dezember mitgeteilt: "In sensiblen Tallagen wie dem Saaletal sind solche Anlagen nicht zu verantworten, da Schäden von Mensch und Natur zu erwarten sind."

Kritisiert wurden die Gesundheitsgefährdungen durch entstehende Luftschadstoffe bei den Trocknungs- und Verbrennungsvorgängen, die deutliche Zunahme von Lärmbelastungen, Abwasserbelastung der Saale und des Verkehrsaufkommens.

In sensiblen Tallagen wie dem Saaletal sind solche Anlagen nicht zu verantworten.

Rainer Hämmerling. Nabu Kreisverband

Erst vor wenigen Tagen hatten Konzern-Verantwortliche die Baupläne im Rudolstädter Stadthaus öffentlich vorgestellt. Geplant waren rund 150 Arbeitsplätze.

Kreislaufwirtschaft ist "unerlässlich"

Die Sungeel Recycling Park Thüringen GmbH war als Joint Venture zwischen Sungeel HiTech Europe Kft. und Samsung C&T Deutschland GmbH gegründet worden.

Angesichts des anhaltenden Wachstums der Batterieproduktion und des Elektrofahrzeugmarktes in Deutschland ist man nach eigenen Angaben weiterhin davon überzeugt, dass eine Kreislaufwirtschaft im Produktionsprozess von Fahrzeugbatterien durch lokale Investitionen in Batterie-Recyclinganlagen unerlässlich ist. Der Investor werde deshalb seine Suche nach einem geeigneten Standort für sein Ansiedlungsprojekt in Deutschland fortsetzen.

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will versuchen, den koreanischen Konzern von einem anderen Standort in Thüringen zu überzeugen. Man sei "in konstruktiven Gesprächen" mit Sungeel, sagte Tiefensee MDR THÜRINGEN. Thüringen als führender Batteriestandort in Deutschland sei auf die Ansiedlung entsprechender Recyclingbetriebe angewiesen.

MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. März 2023 | 20:00 Uhr

6 Kommentare

emlo am 01.04.2023

"Damit Politiker mit Erfahrungen und Wirtschaftlichen Errungenschaften an das Ruder kommen" - Wen genau haben Sie da im Blick? Würde mich wirklich interessieren! Beim derzeit vorhandenen politischen Personal in Thüringen, auch und gerade in den Oppositionsparteien, habe ich da nicht nur leichte Zweifel.

camper21 am 31.03.2023

Ich schlage vor, wir breiten das" Grün Band", welches uns an der westlichen und südlichen Grenze umgibt, über ganz Thüringen auszubreiten. Wozu noch Bauen und die Umwelt belasten, wenn dort die Bevölkerungszahl immer weiter schrumpft, weil dort keiner mehr leben möchte?

Lyn am 31.03.2023

Ein anderer Standort, in Thüringen, das wäre prima.
Viel Erfolg, Herr Tiefensee.
Und hoffentlich kneifen sie nicht wegen der hiesigen Rahmenbedingungen.

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