Eine Halle des Industriedenkmals Maxhütte in Unterwellenborn.
Der alte Kran in der Gasmaschinenzentrale bewegt sich wieder. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Industriedenkmal Gasmaschinenzentrale Unterwellenborn: 100-jähriger Riesenkran rollt wieder

07. November 2023, 08:42 Uhr

Früher transportierte der große Lastenkran Maschinenteile quer durch die große Halle der Gasmaschinenzentrale. Und ab sofort darf der 100-jährige Veteran wieder rollen und den Mitgliedern des Fördervereins bei ihrer Arbeit helfen.

Langsam steigt der große Kranhaken in die Höhe, aufmerksam beobachtet von den Mitgliedern des Kulturpalastvereins Unterwellenborn. Seit zwei Jahren sind sie Mieter in der früheren Gasmaschinenzentrale, die bis 1990 die nahegelegene Maxhütte mit Druckluft und Strom versorgte. Sieben riesige Gasdynamos standen einst in der großen Halle, mit dem 40-Tonnen-Kran wurden Maschinenteile transportiert.

Jetzt soll der Kran wieder gute Dienste leisten. Der Verein will die Ausstellung umbauen. Dafür müssen auch Maschinen quer durch die Halle versetzt werden. "TÜV hat der Kran jetzt wieder, auch dank der Hilfe vom Stahlwerk", sagt Hartwig Bärnt, der Vorsitzende des Kulturpalastvereins. Er freut sich, dass das Unternehmen Reparaturen am Kran bezahlt und außerdem für die Ausbildung von zwei Kranführern übernommen hat. Der Verein hätte das allein nicht stemmen können.

Eine Frau und ein Mann zerschneiden ein rotes Band.
Vereinschef Hartwig Bärnt und Stahlwerk-Prokuristin Sina Neumann durchschneiden am Montag feierlich das Band für den neuen Fluchtweg. Jetzt dürfen auch mehr Besucher zeitgleich in das Denkmal. Bildrechte: MDR/ Andreas Dreißel

Großbaustelle Elektroanlage

Der Kran ist nicht die einzige Baustelle in der Gasmaschinenzentrale. Vor zwei Jahren, kurz nach der Übernahme des Industriedenkmals durch den Verein, sperrte der TÜV die Elektroanlage. Die Anlage ist Jahrzehnte alt und nicht mehr sicher. Nach der Hiobsbotschaft wandte sich der Verein hilfesuchend an den Vermieter, die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen. Dort gab es zwar keine Mittel für eine neue Elektroanlage. Allerdings konnten die Erfurter dem Verein wenigstens mit einem Provisorium unter die Arme greifen. Damit sind wenigstens die wichtigen Veranstaltungen abgesichert.

Ein großer Industriekran an der Decke einer Industriehalle.
Dank des Kranes können Maschinen jetzt innerhalb der Halle versetzt werden. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Auch bei den zugelassenen Besucherzahlen müssen die Unterwellenborner Abstriche hinnehmen. "Nach den Ereignissen bei der Love-Parade wurden die Vorgaben für die Sicherheit nochmals verschärft", sagt Hartwig Bärnt. In der Gasmaschinenzentrale fehlte bisher ein zweiter Fluchtweg. Deshalb durften maximal 199 Besucher rein. Größere Veranstaltungen, die mehr Besucher anlocken und auch mehr Geld in die Vereinskasse spielen sollten, waren damit nicht möglich.

Stahlwerk hilft Verein

Zum Glück gab es auch hier Hilfe vom Stahlwerk. Für insgesamt 25.000 Euro konnte der Verein eine zusätzliche Treppe bauen, die zum Notausgang führt und damit für mehr Sicherheit sorgen soll. Bei einem Vor-Ort-Termin konnten Vereinschef Hartwig Bärnt und Stahlwerk-Prokuristin Sina Neumann am Montag feierlich ein Band durchschneiden.

Das Industriedenkmal in Unterwellenborn Die Gasmaschinenzentrale kann nach Vereinbarung besichtigt werden. Interessenten können sich unter 0152-34804800 oder info@kulturpalast-unterwellenborn.de anmelden. Die Gasmaschinenzentrale ist leider nicht barrierefrei!

Sina Neumann freut sich vor allem, dass der Verein bei seinen Plänen auch die jüngere Generation im Blick hat. Die Ausstellung soll nutzerfreundlicher werden. Bisher ist sie noch von Schautafeln mit sehr viel Text geprägt. Das soll sich ändern. "Wir haben jetzt Tablets für die Besucher", sagt Vereinsmitglied Steffen Palm. "Die Besucher können damit viele der großen Maschinen virtuell erleben." Die Gasmaschinen-App ist inzwischen viersprachig: Neben Deutsch und Englisch gibt es auch Erläuterungen in Portugiesisch und Ukrainisch.

Ein Zettel pangt an alten Stromkästen in der GMZ.
Überall in der Gasmaschinenzentrale gibt es solche Hinweisschilder. Viele Geräte sind noch im Originalzustand. Bildrechte: MDR/ Andreas Dreißel

Adventsmarkt in Planung

Zeit zum Zurücklehnen haben die Vereinsmitglieder nicht. Im nächsten Jahr wollen sie mit der Elektroanlage ein ganzes Stück weiterkommen. Viele Arbeiten wollen sie in Eigenleistung ausführen. Auch dafür hat das Stahlwerk schon Hilfe signalisiert. Noch gibt es allerdings nicht genug Material, um die Gasmaschinenzentrale mit neuen Elektrokabeln auszustatten. Dafür will der Verein jetzt Sachspenden bei Unternehmen aus der Region sammeln.

Die nächste große Veranstaltung steht auch schon auf dem Plan: Am 16. Dezember soll in der Gasmaschinenzentrale ein Adventsmarkt stattfinden.

MDR (Andreas Dreißel)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 06. November 2023 | 19:00 Uhr

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