Bildungspolitik Fast 1.700 Lehrer fehlen in Thüringen
Hauptinhalt
In Thüringen fehlen rund zehn Prozent der benötigten Lehrerinnen und Lehrer. Dazu sind noch einmal rund 1.000 Lehrer krank. Das Ministerium sieht die Ausbildung jedoch als ausreichend an und nennt eine andere Ursache.

In Thüringen fehlen derzeit fast 1.700 von insgesamt 17.000 benötigten Lehrern. Das geht aus Zahlen des Bildungsministeriums hervor. Demnach sind 652 Stellen nicht besetzt, außerdem sind fast 1.000 Lehrerinnen und Lehrer langfristig krank.
Die Zahl der ausgebildeten Lehrer sei nicht hoch genug - nicht nur in Thüringen, sondern in ganz Deutschland. Letztlich gehe das auch auf die 1990er- und 2000er-Jahre zurück, in denen zu wenige Lehrer eingestellt worden seien.
Studienplätze reichen laut Ministerium aus
Trotz des hohen Bedarfs hat die Zahl der ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer in Thüringen nicht zugenommen. Aus Zahlen des Wissenschaftsministeriums geht hervor, dass mehr als ein Studienjahrgang von Lehrerinnen und Lehrern von den Universitäten Jena und Erfurt nötig wäre, um allein die bestehende Lücke zu füllen.
Nach den Angaben des Wissenschaftsministeriums reichen die Ausbildungsmöglichkeiten jedoch aus. Die Studiengänge unterlägen keiner zahlenmäßigen Beschränkung.
CDU fordert mehr Einsatz
Die Thüringer CDU fordert von der Landesregierung mehr Engagement beim Kampf gegen den Lehrermangel. Statt über Zwangsfusionen zu diskutieren, sollten eher Themen wie Stundenausfall oder Lehrermangel angegangen werden, sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion, Mario Voigt. Gerade im ländlichen Raum würden solche Debatten für noch mehr Verunsicherung sorgen.
Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, forderte die Landesregierung zudem auf, entsprechend des Bedarfs auszubilden. In der Vergangenheit sei es versäumt worden, auf die steigenden Schülerzahlen zu reagieren. Es brauche dringend zusätzliche Ausbildungsplätze, schnellere Einstellungsverfahren sowie berufsbegleitende Qualifizierungen von Seiteneinsteigern, die auf die Lebenssituation der Angestellten passen.
MDRfragt-User kritisieren Bildungspolitik
Aus Sicht der Thüringer MDRfragt-Teilnehmenden hat die Thüringer Regierungskoalition ihr Versprechen für eine bessere Bildungspolitik nicht gehalten. Sie beklagen vor allem den Lehrermangel, aber auch den häufig damit einhergehenden Unterrichtsausfall, sowie mangelnde Digitalisierung an den Schulen. Das zeigt die aktuelle, nicht repräsentative, aber wissenschaftlich begleitete und gewichtete Befragung von MDRfragt. Rund 6.000 Menschen aus Thüringen haben sich daran beteiligt.
Das Thema Lehrermangel und Stundenausfall ist am Montagabend Thema bei Fakt ist! aus Erfurt.
MDR (flog,dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | Faktist aus Erfurt | 16. Januar 2023 | 22:10 Uhr
emlo vor 10 Wochen
Es ist ein Irrglaube, dass Fachleute automatisch auch die besseren Minister sind. Außerdem gibt es sehr oft Ministerien mit mehreren Zuständigkeiten (im Bund z.B. Verkehr und digitale Infrastruktur). Da kann es eigentlich gar keine Expertin / keinen Experten geben, die bzw. der das alles abdecken kann. Bei Ministern kommt es eher auf gute Management-Qualitäten an. Allerdings vermisse ich auch diese an so mancher Stelle...
emlo vor 10 Wochen
Da sieht man schön, wie alt das Problem ist und dass es keineswegs das alleinige Verschulden von RRG oder Herrn Holter ist. Allerdings ist es dringend geboten, wesentlich mehr für die Änderung dieser unhaltbaren Zustände zu tun!
emlo vor 10 Wochen
@Tpass: Warum sollte man die Mitverantwortung der CDU für die aktuellen Zustände verschweigen? Und RRG hat sehr wohl etwas für die Verbesserung der Lage getan, wenn auch augenscheinlich nicht genug. Wie ich gestern hier gelernt habe, wurde die Verbeamtung von Lehrern durch RRG in Thüringen wieder eingeführt.