Kadaver-Suchhunde Hunde sollen mit Schweinepest infizierte Wildschweine aufspüren

09. Juli 2022, 05:00 Uhr

Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Schweinepest auch in Thüringen ankommt. Besonders geschulte Hunde sollen im Fall der Fälle helfen, infizierte Wildschweine im Wald aufzuspüren. Ein Besuch bei zwei Kadaver-Suchhunden.

Aiko und Anton sind vier Jahre alt. Die beiden Weimaraner stammen aus einem Wurf. Sie toben in ihrem Gehege in der Hundeschule von Andreas Hummel in Gleichamberg. Anton ist der Draufgänger und Aiko eher ein bisschen zurückhaltend. "Aber er hat eine besonders feine Nase und bietet sich für schwierige Aufgaben immer wieder an", sagt Trainer Andreas Hummel.

Genau deshalb ist Aiko Kadaver-Suchhund geworden. Sollte die Afrikanische Schweinepest in Thüringen oder im benachbarten Bayern auftreten, soll Aiko einen wichtigen Job machen. Aber die Aufgabe ist hart und nicht jeder Hund kann sie erfüllen.

Die für Schweine tödliche Seuche rückt immer näher. Für Michael Krause vom Landratsamt in Meiningen ist es nur noch eine Frage der Zeit. Im Fall der Fälle gilt es, verendete Wildschweine so schnell wie möglich aus dem Wald zu holen. Krause ist in Sachen Afrikanische Schweinepest das Bindeglied zwischen dem Veterinäramt und der Jagdbehörde.

Kadaver-Hunde sind am effektivsten

Bei einer Übung im Landkreis Anfang des Jahres sei eines sehr deutlich geworden: Kadaver-Suchhunde seien durch nichts zu ersetzen.

Wir haben mit Drohnen gesucht und Menschenketten gebildet, aber der Hund war einfach am effektivsten.

Michael Krause, Landratsamt Meiningen

Bisher gibt es neben Aiko noch zwei weitere ausgebildete Kadaver-Suchhunde. "Das reicht auf gar keinen Fall aus", so Krause. Er schätzt, dass es mindestens 100 Hunde sein müssten. Und mit deren Ausbildung müsste sofort angefangen werden. Das zeige das Beispiel Aiko.

Bellen auf Kommando

Vor etwa einem Jahr hat Trainer Andreas Hummel mit dem Training begonnen. Denn die Aufgabe, die der Rüde im Ernstfall übernehmen muss, ist keine einfache. Aiko muss in einem riesigen, unwegsamen Gelände verendete Wildscheine finden, wegen der Infektionsgefahr aber möglichst nicht berühren und so lange bellen, bis der Hundeführer kommt.

"Allein dem Hund das Bellen auf Kommando beizubringen, dauert Tage", so Hummel. Der Hund wird dabei mit einem Spielzeug oder Futter so lange gereizt, bis er bellt. "Die große Kunst ist dann, dem Hund auch wieder Grenzen zu setzen. Nicht dass er dann in die Küche läuft und sich vor den Futternapf stellt und bellt."

Schussfestigkeit ist das A und O

Kadaver-Suchhunde müssen aber auch mutig sein. Wenn zum Beispiel noch lebende Wildschweine auf Angriff übergehen. "Dann ist es gut, wenn sich der Hund davon nicht beeindrucken und am besten den Jäger den Rest mit dem Gewehr erledigen lässt", sagt Hummel. Deshalb ist Aiko zusammen mit Hundebruder Anton auch regelmäßig beim Schusstraining mit dabei.

Egal ob Jagd- oder Suchhund, die Tiere müssen den Schuss mit etwas Positivem verbinden.

Andreas Hummel, Hundetrainer aus Gleichamberg

"Hat ein Hund Angst, haut er ab, rennt in Panik auf die Straße und verursacht vielleicht noch einen Unfall. Wir müssten den Hund dann ewig suchen und er würde danach auch nicht ordentlich weiter arbeiten", beschreibt Hummel das Problem.

7-Tage-Kurs reicht nicht aus

Mit einem Wochenkurs sei es deshalb für Kadaver-Suchhunde nicht getan. "Die Ausbildung dauert Monate und die Prüfung ist zurecht anspruchsvoll", ergänzt Michael Krause. Wer in Thüringen seinen Hund ausbilden lassen möchte, bekommt vom Land einen Zuschuss von 500 Euro. "Die Zahl ist zwar erst einmal auf 20 Hunde begrenzt, aber es ist ein Anfang", so Krause.

Andreas Hummel schnappt sich jetzt erst einmal seinen Aiko und geht auf den Trainingsplatz. Kurz zuvor hat ein kleines Stück Wildschweinfell auf dem Gelände versteckt. Es dauert keine 30 Sekunden, bis Aiko das Teil gefunden hat und bellt. So lange, bis Hummel ihm ein Leckerchen gibt und überschwänglich lobt.

Weil es heute außergewöhnlich heiß ist, darf er danach zusammen mit seinem Bruder auch noch im angrenzenden Teich baden. Da sind sich Aiko und Anton dann wieder sehr ähnlich. Die beiden liebes es, im Wasser zu toben.

MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 09. Juli 2022 | 07:00 Uhr

0 Kommentare

Mehr aus der Region Suhl - Hildburghausen - Sonneberg - Ilmenau

Mehr aus Thüringen