Ein Wohnblock für Flüchtlinge in Suhl von außen
Die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl ist chronisch überbelegt. Das sieht auch Suhl OB Knapp so. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Erstaufnahmeeinrichtung Erneut Polizeieinsätze in Flüchtlingsunterkunft in Suhl

21. September 2023, 13:14 Uhr

Erneut ist es in Suhl in der Nacht zum Donnerstag zu einer Auseinandersetzung zwischen Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft gekommen. Gleichzeitig sieht Ministerpräsident Ramelow Thüringen bei der Aufnahme von Flüchtlingen "am Limit".

In der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Suhl ist es in der Nacht zu Donnerstag zu einer Schlägerei zwischen zwei Bewohnern gekommen. Wie eine Polizeisprecherin MDR THÜRINGEN auf Nachfrage sagte, waren ein 26-Jähriger und ein 22-Jähriger aus noch unklarer Ursache in Streit geraten. Der 26-jährige Mann erlitt leichte Verletzungen. Die Ermittlungen laufen.

Einrichtung überfüllt - keine Lösung in Sicht

In den vergangenen Tagen und Wochen häuften sich wegen der gedrängten Situation für die Geflüchteten die Vorfälle in der Unterkunft. Auf dem Friedberg in Suhl werden zunächst alle Flüchtlinge registriert und untergebracht, die nach Thüringen kommen. Aktuell leben dort nach MDR THÜRINGEN-Informationen mehr als 1.170 Menschen. Die Kapazität der Unterkunft liegt offiziell derzeit bei 1.254 Bewohnern. Nach Einschätzung von Suhls Oberbürgermeister André Knapp und Landesverwaltungsamt ist ein normaler Betrieb mit maximal 800 Menschen möglich.

Das Thüringer Migrationsministerium hatte vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass in Suhl bald bis zu 1.400 Menschen untergebracht werden sollen. Denn momentan hat die Landesregierung auch noch keine Angebote für eine neue Erstaufnahmeeinrichtung bekommen. Bisher soll es nur unverbindliche Anfragen geben.

Auch für die Geflüchteten selbst ist die Lage in Suhl äußerst schwierig: Sozialarbeiter berichten von prekären Wohnsituationen oder Problemen mit teils rechtsextremem Wachschutzpersonal.

Ramelow: Thüringen "am Limit"

Im Interview mit der "Rheinischen Post" äußert auch Regierungschef Bodo Ramelow (Linke) Sorgen mit Blick auf die Aufnahme von Geflüchteten. Die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl habe längst mehr Menschen aufgenommen als vertretbar erscheine, Thüringen sei "am Limit".

Forderungen der CDU nach stationären Kontrollen an den deutschen Grenzen im Osten lehnte Ramelow aber ab. Vielmehr müsse das solidarische Verteilsystem in Europa funktionieren und die Schleuserkriminalität mit einem "europäisch-afrikanischen Schulterschluss" bekämpft werden, so Ramelow. "Und alle, die hier sind, müssten nach drei Monaten eine Arbeitserlaubnis haben, damit jeder für sich selbst sorgen kann und muss." Dann höre auch "die Mär von der Bedrohung durch Geflüchtete" auf, so Ramelow.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow spricht zu den Genossen seiner Partei Die Linke
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Rebsch

Gezielte Kampagne von Russland und Belarus?

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) warf Russland und Belarus vor, Flüchtlinge zu instrumentalisieren, um Druck auf Deutschland auszuüben. "Hinter den wachsenden Migrationszahlen über Osteuropa steht eine gezielte Kampagne von Russland und Belarus", sagte Maier den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". "Die Autokraten in Moskau und Minsk wollen Deutschland destabilisieren - und sie nutzen dafür auch Migration als Druckmittel."

MDR (bee/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 21. September 2023 | 11:30 Uhr

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