Landgericht Meiningen Mandanten Geld vorenthalten: Rechtsanwalt muss hinter Gitter

27. November 2023, 15:56 Uhr

Er verkaufte das Haus einer Seniorin - und behielt den Kaufpreis. Noch heute schuldet er der Frau mehr als 100.000 Euro. Dies ist nur ein Fall von vielen, die dazu führten, dass ein Rechtsanwalt jetzt zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde.

Das Meininger Landgericht hat am Montag einen Rechtsanwalt aus dem Wartburgkreis wegen gewerbsmäßiger Untreue zu vier Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Nach Überzeugung der Richter enthielt der Anwalt mehreren Mandanten jahrelang Geld vor, das ihnen zustand. Zudem verhängten die Richter ein dreijähriges Berufsverbot.

Angeklagter im Gerichtssaal Meiningen
Der verurteilte Anwalt am Tag der Urteilsverkündung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Im Prozess ging es um insgesamt elf Fälle und einen Betrag von 375.000 Euro. Noch immer schuldet er den Betroffenen mehr als eine Viertelmillion Euro. Mit dem Geld habe der Anwalt immer wieder Löcher gestopft, aber auch seinen gehobenen Lebensstil finanziert, hieß es im Urteil des Meininger Landgerichts. An mehreren Verhandlungstagen war der Angeklagte zudem nicht vor Gericht erschienen.

Allein einer heute 83-Jährigen schuldet der Anwalt noch mehr als 100.000 Euro. Er hatte ihr Haus verkauft und einen Teil des Geldes an eine Mandantin gezahlt, der er ebenfalls jahrelang Geld vorenthalten hatte. Vom Hausverkauf erfuhr die 83-Jährige zufällig von Dritten. Die pflegebedürftige Frau lebt heute in einem Seniorenheim, die Hälfte der Pflegekosten zahlt das Sozialamt.

Rechtsanwalt schon einmal verurteilt

Die Staatsanwaltschaft hatte eine höhere Haftstrafe, nämlich fünf Jahre und vier Monate, wegen gewerbsmäßiger Untreue gefordert. Die Staatsanwälte hatten eine frühere Verurteilung wegen ähnlicher Vorwürfe einbezogen. Damals war der Anwalt zu einer Bewährungsstrafe und einem Berufsverbot verurteilt worden.

Die Verteidiger des Anwalts verzichteten auf einen konkreten Strafantrag. Sie argumentierten aber, der Anwalt solle nicht wegen gewerbsmäßiger, sondern wegen einfacher Untreue verurteilt werden. Der Angeklagte sagte vor Gericht, sein Handeln tue ihm leid. Zugleich erhob er schwere Vorwürfe gegen die Medien.

Mehr zu diesem und weiteren Fällen aus Thüringer Gerichtssälen hören Sie im Angeklagt-Podcast:

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MDR (ch/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 27. November 2023 | 19:00 Uhr

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