Finanzen Im Visier der Bankenaufsicht: Sonderbeauftragter kontrolliert VR Bank in Bad Salzungen
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01. Dezember 2023, 16:53 Uhr
Ein Kontrolleur der Bankenaufsicht Bafin kümmert sich ab Freitag um die Geschäfte der VR Bank in Bad Salzungen. Hintergrund sind offenbar millionenschwere Verluste. Für Kunden der Bank soll das allerdings keine Folgen haben.
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Die Geschäfte der VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden werden seit Freitag von einem Sonderbeauftragten der Bankenaufsicht Bafin beaufsichtigt. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN hat der Beauftragte am Freitag seine Tätigkeit in dem Geldhaus aufgenommen. Offiziell heißt es, er solle den Vorstand bei dessen Arbeit unterstützen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters handelt es sich bei dem Kontrolleur um Christian Gervais, ein früheres Vorstandsmitglied der Volksbank Köln.
Seit Jahren im Visier der Aufsicht
Die Bank steht seit Jahren im Visier der Bankenaufsicht, unter anderem wegen ihrer Investments bei Immobilien und im Sportbereich. Vor einigen Tagen hatte der Anwalt der VR Bank mitgeteilt, dass das Haus voraussichtlich Geld aus dem Sicherungsfonds der Genossenschaftsbanken benötigen werde.
Hintergrund sind offenbar Verluste im zurückliegenden Jahr. Diese belaufen sich nach Angaben des Anwalts auf etwa fünf Millionen Euro.
Bundesverband: Kundeneinlagen sicher
Die Sprecherin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Melanie Schmergal, sagte MDR THÜRINGEN, die Kunden der Bank müssten sich um ihre Einlagen keine Sorgen machen. Die Bank in Thüringen sei Mitglied der Sicherungseinrichtung des Verbandes. Das bedeute, dass die im Verband zusammengeschlossenen Banken füreinander einstünden.
Die Sicherungseinrichtung des BVR habe die Aufgabe, "drohende oder bestehende wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den angeschlossenen Instituten abzuwenden oder zu beheben". Dafür führe sie auch Sanierungsmaßnahmen zugunsten von Instituten durch.
Umfang der Hilfe ist noch nicht klar
Ob und in welchem Umfang die VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden Hilfe braucht, ist unklar. Nach MDR-Informationen ist der Geschäftsbericht der Bank für das Jahr 2022 noch immer nicht testiert. Das bedeutet, dass er bislang noch nicht von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer als korrekt bestätigt worden ist.
Der bisherige Vorstandschef der Bank, Stefan Siebert, hatte vor einigen Tagen seinen Rücktritt erklärt - offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Zuvor hatten Medien über ein kritisches Schreiben der Bafin an die Bank berichtet. Darin soll die Bankenaufsicht die Bank aufgefordert haben, ihre Eigenkapitalquote zur Absicherung gegen finanzielle Verluste zu erhöhen.
Bankenchef schon vor drei Jahren in Kritik
Vor drei Jahren hatte die Bafin ein Abberufungsverfahren gegen Siebert angestrengt, weil sie dessen Zuverlässigkeit zur Führung von Bankgeschäften in Frage gestellt hatte. Später hatte die Bankenaufsicht das Abberufungsverfahren aber fallengelassen.
MDR (dr/dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 01. Dezember 2023 | 19:00 Uhr
M. W. vor 44 Wochen
Entweder das oder der BaFin hat es (mal wieder) an Konsequenz gefehlt, wofür das jetzt bekannt gewordene Ausmaß der Probleme eher der Bank sprechen würde. So eine Lage entsteht nicht in ein oder zwei Jahren. Das kann und möchte ich aber gar nicht beurteilen. In den aktuellen Presseartikeln wurde allerdings berichtet, dass das damalige Untreueverfahren mit einer gegen Siebert verhängten Geldauflage von 240.000 Euro geendet hat. So ganz ohne Grundlage können die Vorwürfe dann nicht gewesen sein. Deshalb sollte man das Handeln der BaFin schon nochmal kritisch hinterfragen.
martin vor 44 Wochen
Nun ja, die BaFin hatte vor ein paar Jahren ja schon mal Ermittlungen aufgenommen, aber nichts gefunden um ihn abzusetzen. Die damaligen Verdachtsmomente waren offensichtlich nicht ausreichend.
M. W. vor 44 Wochen
Es gibt nach den Berichten des MDR seit Jahren Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten in dieser Bank inklusive eines Strafverfahrens wegen Untreueverdachts gegen deren Vorstandschef Siebert und er konnte dennoch bis vor 2 Wochen weiter als Bankvorstand Kundengelder und Bankvermögen verwalten? Wie ist sowas möglich? Ich will hoffen, dass diese ganze Story nun gründlich aufgearbeitet wird und durch die Staatsanwaltschaft zügig Ermittlungen in Bezug auf strafbares Verhalten der dafür Verantwortlichen aufgenommen werden. Vor allem sollte man sich offenbar die Rolle unseres Ex-Ministerpräsidenten Althaus als Mitglied des sog. Aufsichtsrates gründlich ansehen.