Palästinenser suchen nach israelischen Angriffen in einem eingestürzten Gebäude nach Überlebenden.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Mohammed Talatene

Gaza-Israel-Krieg Tote bei Angriff auf Schule im Gazastreifen

05. November 2023, 10:19 Uhr

Israel hat nach palästinensischen Angaben eine Schule im Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Gazastreifens angegriffen. Mindestens 15 Menschen seien getötet worden. Das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge bestätigte die Attacke. Nach Angaben des US-Sondergesandten David Satterfield sind bis zu einer Million Menschen auf der Flucht.

Im Gazastreifen hat es nach Angaben Terrororganisation Hamas einen israelischen Angriff auf eine UN-Schule gegeben. Dabei seien mindestens 15 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Die Hamas warf Israel eine gezielte Attacke auf die Schule im Flüchtlingslager Dschabalia vor. Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) bestätigte die Attacke.

Das israelische Militär erklärte dazu, einer vorläufigen Untersuchung zufolge habe es die Anlage nicht gezielt angegriffen. Es sei jedoch möglich, dass eine Explosion auf diesem Gelände Folge eines israelischen Angriffs auf ein anderes Ziel gewesen sei.

Bereits in der vergangenen Woche soll es bei einem israelischen Luftangriff auf Dschabalia zahlreiche Tote gegeben haben. Darunter soll auch ein Hamas-Kommandant gewesen sein. Israel rechtfertigt die Angriffe damit, dass die Terrororganisation Flüchtlingslager, UN-Schulen und Krankenhäuser als Verstecke und Waffenlager missbrauche.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

Geiseln nach Luftangriffen vermisst

Nach Angaben der Hamas werden mehr als 60 der von ihr entführten Geiseln infolge israelischer Luftangriffe auf den Gazastreifen vermisst. Allein 23 israelische Geiseln seien unter Trümmern verschüttet, teilen die Al-Kassam-Brigaden mit, die militärische Organisation der Hamas. Die Zahl der Geiseln in der Gewalt der Hamas war zuletzt auf rund 240 beziffert worden.

Israel ruft begrenzte Feuerpause aus

Israel hat die Aufforderung an die Bevölkerung wiederholt, den Norden des Gazastreifens wegen einer bevorstehenden Intensivierung der Offensive zu räumen. Dafür wurde eine mehrstündige Feuerpause für das Gebiet einer Hauptverbindungsstraße angekündigt. "Wenn Sie sich und Ihre Lieben schützen wollen, befolgen Sie unsere Anweisung, nach Süden zu fahren".

Bis zu eine Million Menschen auf der Flucht

Palästinenser inspizieren die Schäden an Gebäuden, die von israelischen Luftangriffen getroffen wurden, im Flüchtlingslager Dschabalia im nördlichen Gazastreifen.
Flüchtlingslager Dschabalia Bildrechte: picture alliance/dpa | Fadi Wael Alwhidi

Der US-Sondergesandte David Satterfield sagte in Amman, dass bereits zwischen 800.000 und eine Million Menschen in den Süden des Gazastreifens gezogen seien. Zwischen 350.000 bis 400.000 hielten sich noch im Norden von Gaza-Stadt und Umgebung auf.

Kämpfe wurden auch aus dem israelisch-libanesischen Grenzgebiet gemeldet. Die israelische Armee teilte mit, Kampfflugzeuge hätten Hisbollah-Ziele angegriffen. Einwohner im Süden des Libanons sprachen von den schwersten Luftangriffen seit Ausbruch des Gaza-Krieges.

Habeck: Die Hamas muss zerstört werden

Der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel ist nach Ansicht von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck "eine Kampfansage an die zivilisierte Welt". Dieser Angriff erfordere eine notwendige Konsequenz von Israel, sagte Habeck in einer Videobotschaft für die Landesdelegiertenversammlung der rheinland-pfälzischen Grünen in Saarburg.

Im Grunde muss die Hamas zerstört werden, weil sie den Prozess des Friedens im Nahen Osten zerstört.

Robert Habeck Bundeswirtschaftsminister

Auch die Palästinenser hätten das Recht auf einen eigenen Staat. Die Zweistaatenlösung sei die richtige politische Antwort. Die Hamas habe jedoch an einer solchen Lösung kein Interesse, sagte Habeck. Sie kämpfe nicht dafür, dass die palästinensische Bevölkerung einen eigenen Staat bekomme. Sie kämpfe für den Krieg.

Israel will Hamas-Chef Sinwar "finden und eliminieren"

Yoav Gallant (M), Verteidigungsminister von Israel, spricht bei einem Besuch der 36. Brigade, die an der Grenze zum Gazastreifen stationiert ist, mit Soldaten.
Yoav Gallant (Mitte), Verteidigungsminister von Israel Bildrechte: picture alliance/dpa/GPO | Ariel Hermoni

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat angekündigt, den Chef der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen aufzuspüren und zu töten. "Wir werden Sinwar finden und eliminieren", sagte Gallant in Tel Aviv. Sinwar gilt als einer der Drahtzieher des Großangriffs auf Israel am 7. Oktober.

Der 61-Jährige ist seit 2017 der politische Anführer der Hamas. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen verstecken sich Sinwar und der militärische Hamas-Anführer Mohammed Deif im Tunnelsystem im Gazastreifen.

Ausreisen offenbar gestoppt

Menschen versammeln sich um einen Krankenwagen, nachdem dieser vor dem Eingang des Schifa-Krankenhaus angegriffen wurde.
Krankenwagen nach einem Angriff Bildrechte: picture alliance/dpa/XinHua

Die Terrororganisation Hamas hat die Ausreisen aus dem Gazastreifen offenbar gestoppt. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf den Ägyptischen Roten Halbmond. Betroffen seien Ausländer, verletzte Palästinenser sowie Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft. Grund sei ein israelischer Angriff auf einen Krankenwagen. Die israelische Armee warf der Hamas nach eigenen Angaben vor, den Krankenwagen benutzt zu haben. Mehrere Terroristen seien bei dem Beschuss getötet worden.

Dem US-Sender CNN zufolge warteten 730 Menschen auf ihre Ausreise aus dem Gazastreifen, darunter gut 150 Deutsche sowie knapp 390 US-Bürger.

Unterdessen spitzen sich wegen des Krieges die Spannungen zwischen Israel und der Türkei immer weiter zu.

Katar sieht Geiseln in großer Gefahr

Katar warnt, die fortdauernde Bombardierung des Gazastreifens erschwere die Bemühungen um die von Hamas verschleppten Geiseln. Dies habe Außenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani seinem amerikanischen Kollegen Antony Blinken verdeutlicht, heißt es in einer Mitteilung des katarschen Außenministeriums.

dpa/Reuters(isc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. November 2023 | 16:00 Uhr

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