Sonnabend, 17.10.2020: Schuhe

"Oh, Papa, Deine alten Turnschuhe kannst Du auch endlich mal wegschmeißen." Während der samstäglichen Hausreinigung sortiert die Tochter meine schwarzblauen Sportschuhe aus dem Schuhregal. Eine Schönheit sind sie wahrlich nicht mehr: die Oberseite zerschlissen, die Sohlen ausgetreten. Mit den Löchern vorn und an der Seite wirken sie mehr wie Sandalen. "Abgeranzt", würde die andere Tochter sagen.

Ich tue mich schwer damit, meine alten Lieblingsschuhe einfach zu entsorgen. Was habe ich mit ihnen nicht alles erlebt: die Radtour an die Ostsee, die Wanderung zur Schneekoppe, die regelmäßigen Waldläufe. Seit fast 15 Jahren begleiten sie mich treu durchs Leben. Da sind viele tausend Kilometer zusammengekommen - und eben viele angenehme Erinnerungen. Wenn ich mich jetzt von ihnen trennen soll, ist es so, als ob ich diese prägenden Erlebnisse mit entsorge. Das will ich nicht. "Ein bisschen halten sie ja noch, noch fallen sie nicht ganz auseinander.", wage ich einen weiteren Rettungsversuch gegenüber der Tochter. "Zuhause könnte ich sie doch noch anziehen, im Garten, oder bei Dunkelheit." Sie winkt ab.

Also ist es wirklich so: Auch für diese Schuhe gilt das biblische Wort: "Alles hat seine Zeit." Die Schuhe haben ihren Dienst getan. Sie haben mich ein Stück durchs Leben getragen. Sie hatten ihre Zeit, und nun sind sie leider nicht mehr zu gebrauchen. Sie sind vergänglich wie so vieles Materielle im Leben. Wenn ich mich jetzt von ihnen trennen muss, bleiben mir die Erinnerungen an die gegangenen Wege und an Episoden, die ich mit diesen Schuhen erlebte. Dass ist wichtiger, als ein paar alte kaputte Schuhe im Schrank zu haben.

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