Mittwoch, 14.10.2020: Abstand

"Alles Gute zum Geburtstag", rufen wir nacheinander der Kollegin zu. "Und bleib schön gesund." Mit zwei Meter Abstand zueinander stehen wir im Kreis um sie herum. Blumen und Geschenke legen wir auf einem Tisch daneben ab. Bloß keine Berührung, bloß nicht einander zu nahekommen. Die Corona-Pandemie bringt uns bei, auf Distanz zu gehen. Wir verzichten auf den Handschlag bei der Begrüßung und halten mindestens 1,50 Meter Abstand zum Nächsten. Besonders schmerzlich wird das Abstandhalten an Geburtstagen oder am Krankenbett - also gerade dann, wenn wir vertrauten Menschen nicht nur mit Worten, sondern mit einer Berührung nahe sein wollen.

Ich habe in den letzten Monaten gemerkt, wie wichtig die Hände im Umgang mit anderen sind. Mit dem viel diskutierten Mund-Nasen-Schutz habe ich mich arrangiert. Aber dass ich zur Begrüßung keine Hand reichen darf, dass ich auf die Umarmung zum Geburtstagsgruß verzichten muss und dass ich meinen Großvater nur auf zwei Meter Entfernung nahekommen darf, dass schmerzt richtig. In jeder entsprechenden Situation frage ich mich: Was ist für mein Gegenüber jetzt gerade wichtiger: Abstand oder Nähe. Soll ich die gebotenen Hygieneregeln einhalten oder braucht es eine Berührung - gewissermaßen als Medizin für die Seele.

Es ist gut, dass ich bei Gott keine dieser Bedenken zu haben brauche. In der Bibel lese ich: "Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!" Zu Gott muss ich keinen Abstand halten - und er auch nicht zu mir. Er streckt mir seine Hand entgegen. Ich kann sie bedenkenlos ergreifen. Bei Gott besteht keine Ansteckungsgefahr.

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