Freitag, 16.10.2020: Die Einladung

"Niemand ist gekommen." Niedergeschlagen kommt Frau Müller auf mich zu. Sie lässt die Schultern hängen und blickt mich traurig an. "Keine einzige". Ihrer Stimme höre ich die Enttäuschung an. Sie hat im spätsommerlichen Garten einen Frühstückstisch reich gedeckt: frisches Brot und Brötchen, Käse, Wurst, selbstgemachte Marmeladen, eine bunte Obstplatte. Der Kaffee duftet. Die Morgensonne taucht die Tafel in ein warmes Licht. Jeden Monat lädt Frau Müller zum Frauenfrühstück ein. "Ja, zwei haben abgesagt", sagt sie, "aber die anderen? Warum kommen sie nicht?" Mutlos blickt Frau Müller auf den Tisch.

In der Bibel wird von einer ähnlichen Erfahrung berichtet: Wir lesen von einem Mann, der ein reichhaltiges festliches Mahl vorbereitet und nun großzügig dazu einlädt. Doch auch er wird enttäuscht: Keiner kommt. Mit teilweise fadenscheinigen Ausreden lassen sich die Eingeladenen entschuldigen. Der Gastgeber ist aufgebracht und zornig: Er lädt daraufhin alle ein, die ihm auf der Straße begegnen: "Arme und Obdachlose, Krüppel, Blinde, Lahme", so steht es in der Bibel. Und die kommen zahlreich und nehmen dieses unerwartete und unverdiente Geschenk an.

Hinter der Geschichte steht dieses Bild: Gott ist es, der uns Menschen einlädt. "Kommt, ich habe alles für Euch vorbereitet. Es gibt genug, der Tisch ist reich gedeckt. Hier habt ihr alles, was ihr zum Leben braucht. Brot für Leib und Seele." Doch viele Menschen haben Ausreden, um der Einladung Gottes nicht zu folgen: Die einen vertrauen auf ihre eigene Leistungskraft und wollen selbstbestimmt leben; andere sagen: "Es gibt keinen Gott."; und noch andere wollen das Leben erstmal genießen und sich später, "vielleicht im Ruhestand" mit Gott beschäftigen.

So schlagen viele Menschen Gottes Einladung aus. Nur die, die sich nicht mit Ausreden beschäftigen müssen, die, die wirklich existenzielle Hilfe brauchen, nehmen die Einladung sofort an. Sie finden einen Platz bei Gott, weil sie erkannt haben, dass sie Gott zum Leben brauchen.

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