Dienstag, 28.06.2022: In der Hand

Die ganze Handfläche und der Handrücken sind bemalt. Erst sehe ich nur die Verzierungen mit Blümchen und Herzen. Überlege, ob es ein jugendlicher Versuch ist, Tätowierungen zu imitieren. Dann erkenne ich dazwischen zwei Namen und Telefonnummern. Auf meine Frage, ob kein Blatt Papier zur Hand war, ernte ich einen skeptischen Blick. "Die Nummern sind voll wichtig." Erklärt das Mädchen. "Die will ich nicht verlieren, zuhause muss ich mir die dann gleich eintragen." In Zeiten von Smartphone und Co. erscheint es mir bei Teenagern zwar ein wenig Old School sich Telefonnummern mit dem Stift zu notieren. Die Ernsthaftigkeit, mit der mir die besondere Bedeutung gerade dieser beiden Nummer vermittelt wird, überzeugt mich dann doch. Es war genau richtig, alles gerade dort zu notieren. Folgerichtig, es dann noch zu verzieren, damit später Nummer und Name schnell "zur Hand" sind. Was ich Schwarz auf Weiß habe, kann nicht verloren gehen. Vor allem, wenn ich es direkt auf der Hand habe.

Eine alte Weisheit, die Gott selbst schon als Bild für seine Sorge und Treue zu seinem Volk benutzt: "Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände," (Jes. 49, 16) lässt er den Propheten Jesaja verkünden. Sein Volk hatte die Sorge, dass Gott nicht an ihrer Seite steht; dass er sie vergessen könnte. Ganz bildlich seine Zusage: "Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände,". Nicht auf einem Zettel oder in ein Buch, die dann irgendwo in Fächern oder Regalen verschwinden. Mitten in die Hand, die bei jedem Tun vor Augen ist.

Immer wieder wandert der Blick des Mädchens zu ihrer bemalten Hand, sie kann gar nicht anders. Beim Malen, Schreiben, Blättern, selbst beim Spielen mit der Federtasche ist ihr die künstlerisch gestaltete Handfläche vor Augen. Kaum eine Minute vergeht, in der sie nicht an die Menschen denkt, die ihr so wichtig sind, dass sie Platz in ihrer Hand gefunden haben.    

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