Mittwoch, 26.05.2021: Vom kleinen Senfkorn

Winzig ist es. Und kugelrund. Das Senfkorn. Es lässt sich mit zwei Fingern kaum fassen. Immer wieder kullert es weg. Flutscht über den Tischrand und verschwindet nach unten. Na gut - ich nehme das kleine Ding und stecke es zurück ins Gewürzdöschen. Zu all den anderen schwarzen und weißen Senfkörnern da drin.

Jesus nahm sich eines Tages ein solches kleines kullerndes Ding zum Vergleich. Wenn das Senfkorn auf's Land gesät wird, sagte er, so ist es das Kleinste unter allen Samenkörnern. Doch wenn es gesät wird, so geht es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so dass die Vögel im Himmel unter seinen Schatten sitzen können. Und so ist es mit den göttlichen Dingen unter uns, mit Fünkchen von Gottes Welt mitten in unserem Alltag. Die kleinen Körnchen bringen mich ins Nachdenken. Nicht nur Senfsorten bilden kleine Samen. Doch das Senfkorn gilt sowohl in der westlichen Kultur als auch in der asiatischen als Metapher für etwas sehr Kleines. Man geht heute davon aus, dass es sich bei dem hier genannten Senfkorn um die Samen des Schwarzen Senfs handelt.

Allerdings lese ich im Lexikon: Selten wird die Pflanze über drei Meter hoch. Kultiviert wird sie allerdings seit Menschengedenken. Von klein zu groß, wächst aber überall. Zuerst wirkt sie winzig und unscheinbar; dann kann eine große buschige Pflanze daraus werden. Bis zu drei Meter hoch. Doch, selbst Vögel können darauf sitzen. Wie anschaulich für Lebensvorgänge überhaupt: Alles Große war vorher klein: Der Mensch zuerst ein Embryo, das riesige All am Anfang Ur- Energie in einem Punkt. Hier allerdings erzählt Jesus von der göttlichen Welt: So ist es mit ihr. Überall kann sie wachsen, kann aus winzigen Impulsen etwas bewirken, das weiter wächst zum Wohle anderer. Das macht mir Mut. Welchen Impuls im Sinne Jesu könnte ich heute setzen? Kleines Senfkorn, hilf mir auf die Sprünge.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.