Freitag, 10.05.2019: Funkloch

In der heutigen Zeit ist es selbstverständlich, über Handy immer und überall erreichbar zu sein. Egal ob telefonisch oder per Messengerdienste - Nachrichten und Infos kommen meist sofort bei mir an. Wenn ich allerdings meine Eltern für einige Tage besuche, melde ich mich davor häufig im Freundeskreis ab. Nicht weil ich Ruhe haben will und eine Auszeit brauche. Im Gegenteil: die Ruhe vom Smartphone kommt von ganz allein. Und diese Stille nennt sich Funkloch.

Im Jahr 2019 kaum vorstellbar, aber es gibt sie wirklich noch - die Funklöcher. Im ersten Moment ist es ärgerlich. Da ist mitten im Gespräch die Verbindung weg. Rauschen, Stille. Es hat aber auch einen Vorteil: Ich bin nicht ständig auf Empfang, keine Anrufe oder belanglose Nachrichten reißen mich aus Gesprächen heraus. Ich kann vor allem zu Besuch sein, bin Gast und darf die Zeit genießen. Manche Menschen suchen sich bewusst mitten im stressigen Alltag solche Auszeiten. Tagungshäuser bieten extra Kurse an, es gibt spezielle Hotels zur Entspannung und Meditation oder auch in Klöstern Besinnungstage und Exerzitien. Solche Zeiten können eine Übung sein, mehr zu sich selbst und der inneren Mitte zu finden. Mir gefällt daher das Wort Exerzitien gut. Exerzieren meint dabei eine besondere Art Training: es sind geistliche Übungen, mich und mein Leben wieder "ins Lot zu bringen".

Abseits des Alltags können mich Meditation, Schweigen und Gespräche mit Begleitern innerlich wachsen lassen. "Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen", sagte die Heilige Teresa von Avila. In solchen Stille-Zeiten kann ich meinem Leib und meiner Seele Raum zur Entwicklung geben. Im Alltag nehme ich mir doch meist zu wenig Zeit dafür. Außer ich bin im Funkloch. Das kann manchmal schon sehr heilsam sein.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Elisabeth Schwope
Bildrechte: Elisabeth Schwope

Kurzbiografie Elisabeth Schwope

Elisabeth Schwope

geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen | 2010-13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau | 2013-14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau | seit 2014 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig | 2014-16 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau | seit 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord | seit Herbst 2017 in Elternzeit | wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.