Montag, 06.05.2019: Bitte die Tür freihalten

Vor kurzem hatte ich eine spannende Begegnung in der Straßenbahn: Während sich die Türen gerade an der Haltestelle öffneten, schimpfte eine Dame beim Aussteigen plötzlich laut los. Es sei ja unmöglich, dass niemand mehr Platz machen würde und überhaupt, es gäbe keine Mitmenschlichkeit mehr. Puh, das war mal eine klare Ansage! Allerdings schüttelten einige in der Bahn vorsichtig den Kopf. Interessanterweise wollten alle, die vor der Dame standen, aussteigen. Es stand also niemand im Weg.

Ich selbst war etwas abseits der Tür und habe angefangen zu überlegen. Steht es wirklich so schlimm um unsere Mitmenschlichkeit im Alltag? Es fielen mir sofort viele Situationen ein, in denen ich durchaus Hilfe oder Unterstützung in der Straßenbahn erlebt habe. Da ist der Mann, der extra Platz macht, wenn ein Kinderwagen oder Rollstuhl hereinkommt. Oder die Frau, die aufmerksam eine ältere wacklige Dame vor sich beobachtet und sie in der Kurve sofort festhält, als sie zu fallen droht. Oder es kommt noch jemand zur Bahn gerannt und Jugendliche halten die Tür solange auf. Und stellen Sie sich vor - das passiert tagtäglich! Egal ob jung oder alt, egal welcher Herkunft und egal zu welcher Uhrzeit. Es gibt eine sehr hohe Hilfsbereitschaft!

Vermutlich sind die Situationen manchmal zu einfach, zu unscheinbar, ja fast unsichtbar. Umso besser, dass es überall Leute gibt, die nicht wegsehen. Die deutliche Ansage in der Straßenbahn hat auch mich wieder wachgerüttelt. Es ist wichtig, die Augen im Alltag füreinander offen zu halten. Vielleicht braucht jemand in meinem Umfeld Hilfe oder Unterstützung. Oder auch einfach nur ein nettes Wort und eine aufmunternde Geste. Egal ob in der Straßenbahn oder an anderen Orten. Helfen kann ich anderen Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort.

  

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Elisabeth Schwope
Bildrechte: Elisabeth Schwope

Kurzbiografie Elisabeth Schwope

Elisabeth Schwope

geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen | 2010-13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau | 2013-14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau | seit 2014 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig | 2014-16 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau | seit 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord | seit Herbst 2017 in Elternzeit | wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.