Sonnabend, 15.05.2021: Gelassen gefährdet

In zwei Kleinbussen tourten wir im vorigen Februar durchs Heilige Land. Eindrücklich bleibt mir die unübersehbare Gelassenheit, mit der die Israelis mit der ständigen Bedrohung leben, die sie umgibt. Da fahren wir am Vorabend des Schabbat auf das Gelände eines Kibbuz, das weitgehend vom palästinensischen Autonomiegebiet umgeben ist. Es wird daher gut bewacht. Als wir das Eingangstor passieren, sitzen die beiden Soldaten gemütlich an einem Campingtisch vor ihrem Wachhäuschen, die Maschinengewehre an den Tisch gelehnt und genießen ihr festliches Mahl zur Begrüßung des Schabbat. Wir müssen schmunzeln über so viel Gelassenheit in dieser prekären Situation.

Am 14. Mai 1948 rief David Ben-Gurion als Ministerpräsident den Staat Israel aus. Einen Tag später, heute vor 73 Jahren, wird dieser neu geborene Staat von den USA, der Sowjetunion und den Vereinten Nationen anerkannt. Nicht aber von den arabischen Nachbarn. Diese hatten im Vorfeld angekündigt, die Zionisten ins Mittelmehr zu schieben. Noch in der Nacht erklärten sie Israel den Krieg. Und so griffen am 15. Mai 1948 die Armeen Ägyptens, Transjordaniens, Syriens, des Libanon und des Irak den jungen Staat an. Israel wurde nicht besiegt. Im Verlauf des Nahost-Konfliktes geschieht Unrecht auf beiden Seiten. Einseitigkeit hilft da nicht.

Aber das beeindruckt mich: Da sagt Gott seinem alten Volk Israel zu, dass ihn seine Berufung nie gereuen wird, dass er zu diesem Volk steht, auch durch alle Tiefen hindurch. Und dann überlebt dieses Volk Progrome über Jahrhunderte, die Schoa, und auch diese Übermacht, die von allen Seiten das kleine Land überrennt. Gründet wieder eine eigene Nation, haucht seiner alten Sprache neues Leben ein, findet seine Identität in einem sagenhaften Kulturmix und lebt in erstaunlicher Gelassenheit auf diesem Pulverfass. Wenn Gott einer ist, der so zu seinem Wort steht, dann gilt das auch für mich. Dann darf auch ich in allen Lebenslagen gelassen sein, weil Gott zu mir steht.

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