Freitag, 20.09.2019: Washington

Eins können sie ganz sicher die Amerikaner: Sich in Szene setzen. An einem der heißesten Tage - in Deutschland waren es ja im Juni auch öfters an 40 Grad Celsius - besuchten wir "The Capital", die Hauptstadt der USA: Washington. Der erste Präsident hatte sie auf ein an sich sumpfiges Gebiet gebaut, weil er selbst sein Privatanwesen in der Nähe hatte und lange Anreisen vermeiden wollte. Nein, den jetzigen Mr. President, Donald Trump, haben wir nicht gesehen, ans Weiße Haus sind wir auch mangels von Parkgelegenheit gar nicht herangekommen; aber im Kapitol waren wir. Draußen gefühlt 38 Grad, in der Ruhmeshalle der Nation: Klimatisierte Räume und eine kostenlose Führung mit einem Kurzfilm zur Geschichte von "God‘s own Country - Gottes geliebtem Land".

Es mutet uns Europäern schon etwas seltsam an, wenn die Begeisterung für das eigene Land - was uns Deutsche ohnehin schwer fällt - dann noch mit einem gewissen religiösen Pathos verbunden ist. In Amerika glaubt man noch an Gott. Es ist nicht immer der gleiche und nicht immer derselbe für jeden und jede, aber eine solche Nation und ihre Geschichte erklärt sich eben nicht aus sich selbst, meinen die Amerikaner.

Nun, das ist wie sooft die eine Seite. Als uns aber an einer Tankstelle ein stark tätowierter Mann in einem Jeep anspricht, vor dem wir uns wohl nachts ziemlich erschrocken hätten und - da er uns an der Kleidung als katholische Pfarrer erkannte hatte – plötzlich hervorsprudelte: „Ich danke Jesus, dass er mich befreit hat. Seit acht Jahren bin ich weg von der Nadel. Meine Grandma, die Oma, ist katholisch und hat immer für mich gebetet und durch ihr Gebet und durch Jesus bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich danke Gott und erbitte auch für euch Gottes Segen!“ Wenn einem dann eine solche Begegnung geschenkt wird - und es blieb nicht bei der einen -, relativiert sich das mulmige Gefühl, das einen beschlichen hatte. Da wird man als Gast in einem fremden Land etwas demütiger und zurückhaltender mit Urteilen und vielleicht gar Verurteilen. Echter, persönlicher Glaube ist immer ein Geschenk und verbindet uns untereinander.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Pfarrer Dr. Andreas Martin

Pfarrer Dr. Andreas Martin

geboren am 2. Juli 1957 in Greiz | erlernter Beruf: Bautischler | Studium "Mathematische Methoden und Datenverarbeitung in der Wirtschaft" | 1985 Abschluss als Diplomwirtschafter | 1998 Magisterstudium "Katholische und evangelische Theologie und Philosophie | von 2004-2006 Mitarbeiter im "St. Benno Verlag" | parallel Dissertation an der TU Dresden, Religionsphilosophie | ab Oktober 2006 Diplomstudien-Tagung Katholische Theologie und Dissertation im Fach Theologie an der Universität Erfurt | 2009 Diakonweihe und Dienst in Radebeul | 2010 Promotion zum Dr. theol. | 2010 bis 2015 Pfarrer in Altenburg/Thüringen | 2016-2020 Pfarrer in Markkleeberg und Leipzig | seit Oktober 2020 Caritasrektor des Bistums, er ist zuständig für die geistliche Begleitung und religiöse Weiterbildung von Mitarbeitern der Diözesancaritas | zudem priesterliche Dienste in der Pfarrei Meißen.

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.