Mann mit Schlafapnoe-Syndrom, trägt beim Schlafen eine CPAP Maske.
Menschen mit dem Schlafapnoe-Syndrom haben ohnehin schon oft zu leiden. Im Zusammenhang mit Alzheimer gehen die nächtlichen Atemaussetzer laut einer neuen Studie auch mit dem Wegfall von Gehirnzellen einher. Bildrechte: IMAGO / Jochen Tack

Alzheimer-Forschung Möglicher Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und schrumpfendem Gehirn

02. Juni 2023, 11:42 Uhr

Aus älteren Studien weiß man, dass Schlafapnoe mit erhöhtem Demenzrisiko verbunden ist. Eine neue Studie legt nun auch einen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und schrumpfendem Gehirnvolumen nahe.

Frühere Forschung hat schon gezeigt, dass das Schlafapnoe-Syndrom, eine Schlafstörung, die durch wiederholte Atemaussetzer gekennzeichnet ist, mit einem erhöhten Demenzrisiko in Verbindung steht. Eine neue Studie geht nun einen Schritt weiter und untersucht den Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und dem Volumen bestimmter Gehirnbereiche. Die Studie wurde in der medizinischen Fachzeitschrift der American Academy of Neurology veröffentlicht.

Amyloid-Plaques als Alzheimer-Vorboten

Schon viele Jahre, bevor bei Alzheimer-Patienten klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich in deren Gehirn sogenannte Plaques aus fehlerhaft gefalteten Beta-Amyloid-Peptiden. In der neuen Studie wurden nun Menschen, die solche Amyloid-Plaques, aber noch keine Gedächtnisprobleme hatten, mit Menschen ohne Amyloid-Plaques verglichen. Insgesamt waren es 122 Probanden, alle mehr als 65 Jahre alt, 26 von ihnen hatten Plaques im Gehirn. Die Probanden unterzogen sich Hirnscans, machten Gedächtnistests und nahmen an einer nächtlichen Schlafstudie teil. Die Gedächtnistests wurden dann nach durchschnittlich 21 Monaten wiederholt.

Dabei entdeckte die Forschungsgruppe um Geraldine Rauchs vom französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (INSERM), dass bei den Personen mit Amyloid-Plaques diejenigen, die auch eine schwerere Schlafapnoe hatten, eher ein geringeres Hirnvolumen im medialen Temporallappen einschließlich des Hippocampus aufwiesen, was auf einen Verlust von Gehirnzellen hindeuten könnte. Bei Personen ohne Amyloid-Plaques gab es hingegen keinen Zusammenhang zwischen Schlafapnoe und Hirnvolumen.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass einige Menschen anfälliger für die negativen Auswirkungen von Schlafapnoe sein könnten", sagte Rauchs. "Menschen, die sich in einem sehr frühen Alzheimer-Stadium befinden, zeigten eine besondere Anfälligkeit für Schlafapnoe."

Korrelationen, aber keine Kausalität

Die Autorinnen und Autoren machen deutlich, dass ihre Studie noch nichts über Ursache und Wirkung aussagen kann. Aber zumindest gab es zwei deutliche Korrelationen. Zum einen eben zwischen Schlafapnoe und schrumpfendem Temporallappen. Und zum anderen zwischen Gehirnvolumen und Gedächtnis, denn in der gesamten Probandengruppe gingen geringere Volumina im Hippocampus mit schlechteren Ergebnissen beim Gedächtnistest einher.

Trotz fehlenden Kausalitätsnachweises ergibt sich laut Studienleiterin Geraldine Rauchs eine mögliche Hoffnung für Alzheimer-Patienten mit Schlafapnoe. Sie empfiehlt nun weitere Forschung, um herauszufinden, ob eine erfolgreiche Behandlung des Schlafapnoe-Syndroms die kognitiven Fähigkeiten der Patienten verbessert und die Neurodegeneration im Gehirn aufhalten oder zumindest verzögern könnte.

(rr)

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