Neandertaler-Jäger im Gallo-Romeins Museum
Ein Neandertaler im Gallo-Römischen Museum im belgischen Tongeren. Sie und andere Frühmenschen kämpften wohl mit Hyänen um Aas. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Wissen-News Frühmenschen haben offenbar mit Riesen-Hyänen um Aas konkurriert

04. Oktober 2023, 11:23 Uhr

Im Südeuropa der Frühzeit kämpften die Menschen mit Riesen-Hyänen um Aas, das Säbelzahntiger und Jaguare übrig gelassen hatten. Dabei waren sie vor allem wegen der Größe ihrer Gruppen häufig erfolgreich.

Für die Studie untersuchte ein internationales Forschungsteam den Wettbewerb um Aas zwischen sogenannten Homininen (Frühmenschen sowie ausgestorbene frühzeitliche Verwandte wie Neandertaler) und Riesen-Hyänen (Pachycrocuta brevirostris) auf der Iberischen Halbinsel im späten Pleistozän (also vor 1,2 bis 0,8 Millionen Jahren). Dazu simulierten die Experten, ob die ausgestorbenen Säbelzahntiger-Arten Homotherium latidens und Megantereon whitei sowie die ebenfalls ausgestorbenen Europäischen Jaguare (Panthera gombaszoegensis) genügend Kadaver für die Frühmenschen und die Hyänen übrig gelassen haben könnten und wie dies ihre Gruppengrößen beeinflusst haben könnte.

Das Ergebnis: Die Frühmenschen gingen auf Nahrungssuche in Gruppen von fünf und mehr Individuen und konnten mit dieser Größe die Riesen-Hyänen von den Aasstellen verjagen. Somit vergrößerten sich die Menschenpopulationen in der Simulation immer weiter, während die der Riesen-Hyänen sanken. Im späten Pleistozän starb diese Hyänenart schließlich aus, wohl auch, weil sie nicht mehr genug Kadaver als Nahrungsgrundlage fand.

Die Wissenschaftler konnten in der Simulation auch zeigen, dass Menschengruppen von mittlerer Größe wohl am besten für die Aassuche waren. Denn in sehr kleinen Gruppen waren unsere Vorfahren nur erfolgreich, wenn die Raubtierdichte und damit auch die Menge an Kadaver hoch waren. Bei einer Anzahl von rund zehn Individuen waren sie auch teilweise in der Lage, Säbelzahntiger und Jaguare zu verscheuchen. Bei noch größeren Gruppen benötigten die Frühmenschen wiederum sehr viel Aas, um alle Mitstreiter ernähren zu können. Letztlich spekulieren die Forschenden, dass das Aas für die frühen Menschen eine wichtige Energiequelle war - besonders im Winter, wenn es nur wenig pflanzliche Nahrung gab.

cdi

Ursus arctos

1 Kommentar

Stealer vor 32 Wochen

Die Studie ist schon interessant, allerdings setzt sie ein paar Punkte voraus, die ich zumindest für diskussionswürdig halten würde.

Bspw., dass Homotherium solitär lebte - wenn nicht, hätten weder Homininen noch Hyänen eine Chance und vom Kadaver würde viel weniger übrig bleiben.

Zum anderen, dass Pachycrocuta ebenfalls solitär lebte und ausschließlich Aas fraß. Dann würde ein so großes Tier ebenfalls geeignete Beute für einen Topprädator wie Homotherium darstellen, zumal es sich dann auch ständig in dessen Nähe aufhalten müsste, um an derart große Kadaver zu kommen. Würde Pachycrocuta aber in Rudeln gelebt haben oder sich zumindest mit mehreren Artgenossen das Aas geteilt haben, würde die Gruppenanzahl der Homininen der Studie nicht mehr stimmen. Und eine reine Ernährung aus Aas der Megafauna ist bei der Größe als einzeln lebendes Tier auch nicht so unbedingt wahrscheinlich, auch vor den Homininen - zu klein und zudem allein, um Homotherium zu vertreiben, zu groß für die Reste.