Ein Kind bei der Blutzuckermessung
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Diabetes-Forschung aus Leipzig Mehr Lebensqualität: Insulinabgabe per App auch für Kleinkinder mit Typ-1-Diabetes

17. April 2024, 17:04 Uhr

Automatisierte Pumpen, die die Insulinabgabe bei Typ-1-Diabetes regulieren, waren bisher vor allem für ältere Kinder und Jugendliche verfügbar. Eine internationale Studie mit Beteiligung der Universitätsmedizin Leipzig hat nun gezeigt, dass solche Systeme auch für Kleinkinder zwischen ein und sieben Jahren effektiv und sicher sind. Dadurch würde der Alltag der Eltern und Kinder deutlich erleichtert.

Bei Typ-1-Diabetes produziert der Körper kein eigenes Insulin zur Regulierung des Blutzuckerspiegels. Diese Autoimmunkrankheit tritt vor allem im jungen Alter auf und ist bisher nicht heilbar. Deutschlandweit leben derzeit rund 32.000 Kinder und Jugendliche mit der Krankheit. Für die jungen Patientinnen und Patienten ist das eine große Umstellung, weil der Blutzuckerspiegel viele Male am Tag gemessen und angepasst werden muss. Das bedeutet für sie, aber auch für die Eltern eine enorme Verantwortung und Strukturierung ihres Alltages.

Automatisierte Insulingabe auch für die Kleinsten

Bei Kleinkindern wird der Typ-1-Diabetes meist durch eine sensorunterstütze Pumpentherapie behandelt. Das heißt, der Insulinspiegel wird mit Hilfe einer Insulinpumpe und in Kombination mit einer kontinuierlichen Glukosemessung unter der Haut reguliert. Der Insulinbedarf bei dieser Altersgruppe schwankt über den Tag verteilt und von Tag zu Tag sehr und sie können nicht selbstständig auf den Blutzucker reagieren. Das bedeutet für die Eltern und Betreuungspersonen erhöhte Aufmerksamkeit und auch kurze, von vielen Unterbrechungen durchzogene Nächte.

Das könnte sich aber in Zukunft ändern, denn eine neue internationale Studie mit Beteiligung der Universitätsmedizin Leipzig zeigt, dass automatisierte Insulinabgabesysteme auch bei Kleinkindern im Alter zwischen ein und sieben Jahren eine effektive und sichere Möglichkeit sind, den Insulinspiegel zu regulieren. Normalerweise stehen diese Systeme nur älteren Kindern zur Verfügung.

Insulin per Algorithmus

Ein Smarphone, dass den Blutzuckerspiegel anzeigt, eine Insulinpumpe und ein weißer Plastiksensor, der den Glukosespiegel im Gewebe messen kann.
Mit diesen Hilfsmitteln ist die automatisierte Insulinabgabe auch bei kleinen Kindern mit Diabetes möglich. Bildrechte: CamDiab Ltd

Das Insulinabgabesystem wurde an der Universität Cambridge entwickelt. Dabei wird eine Android-App namens "CamAPS FX" zur Verwaltung des Blutzuckerspiegels genutzt. Diese passt die Insulindosis in Kombination einer Insulinpumpe und einer kontinuierlichen Messung des Glukosespiegels automatisch an. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes "Hybrid-Closed-Loop-System". Das heißt, die Eltern geben ihren Kindern zu den Mahlzeiten Insulin, zu allen anderen Zeiten wird die Insulinmenge aber abhängig vom Glukosespiegel im Blut automatisch vom Algorithmus gesteuert.

Das System wurde von 74 Kindern an sieben kinderdiabetologischen Zentren in Großbritannien, Österreich, Luxemburg und Deutschland getestet. Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass die App sicher und effektiver als die Standardtherapie in diesem Alter ist. Außerdem haben die Eltern berichtet, dass sie endlich wieder durchschlafen können, weil sie nachts nicht mehr auf erhöhte oder niedrige Blutzuckerwerte reagieren müssen. Ein großer Pluspunkt für Familien, die den Typ-1-Diabetes in ihren Alltag integrieren müssen, denn die Krankheit ist bisher nicht heilbar und die Rate der Typ-1-Diabetes-Neuerkrankungen steigt derzeit jährlich zwischen drei bis fünf Prozent. Was der Auslöser für diesen Umstand ist, ist noch nicht bekannt. Anderes als bei der Typ-2 Diabetes lässt sich bisher nicht sagen, ob und welche äußeren Einflüsse auf das Immunsystem wirken, um die Krankheit auszulösen.

Zur Studie:

idw/JeS

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