Prof. Dr. Gerhard Hindricks, Leiter der DHZC-Rhythmologie hält ein Modell des neuartigen Herzschrittmachers in der Hand
So sieht der nur knapp vier Zentimeter lange Herzschrittmacher aus. Durch ihn wird erstmals eine drahtlose Zweikammer-Stimulation ermöglicht. Seine Batterie soll mehr als 17 Jahre halten. Bildrechte: Maier/DHZC

Wissen-News Neuartiger Herzschrittmacher in Berlin eingesetzt

27. September 2023, 14:55 Uhr

Erstmals in Europa wurde an der Berliner Charité jetzt ein völlig neuartiger Herzschrittmacher eingesetzt. Das kleine Gerät gelangt über eine Oberschenkelvene in den Körper und hat eine besonders lange Batterielaufzeit.

Am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC) wurde bei einem 80-jährigen Patienten erstmals in Europa ein neuartiger, kabelloser Herzschrittmacher implantiert. Dieses nur knapp vier Zentimeter große Gerät, das über einen venösen Zugang in der Leiste eingeführt werden kann, stelle nach Angaben der Mediziner einen bedeutenden Fortschritt in der Medizintechnik dar. Mit einer Batterielaufzeit von mehr als 17 Jahren und der Fähigkeit zur drahtlosen Zweikammer-Stimulation stelle der Herzschrittmacher eine sichere und zuverlässige Option für Patientinnen und Patienten dar, die eine Stimulation sowohl im rechten Herzvorhof als auch in der rechten Herzkammer benötigen, heißt es in einer Mitteilung.

Schrittmacherpatient Jürgen Günther (80, Mitte) aus Berlin mit Mitgliedern des Teams der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Deutschen Herzzentrum der Charité, Campus Virchow-Klinikum
Schrittmacherpatient Jürgen Günther (80, Mitte) aus Berlin mit Mitgliedern des Teams der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Deutschen Herzzentrum der Charité, Campus Virchow-Klinikum Bildrechte: Maier/DHZC

Gerhard Hindricks, Leiter des Bereichs Rhythmologie am DHZC, äußerte seine Zufriedenheit über diesen medizinischen Durchbruch: "Wir freuen uns sehr, bei dieser wichtigen Innovation in Europa führend beteiligt zu sein. Wir sind überzeugt, dass wir vielen Patientinnen und Patienten in Zukunft eine noch bessere Lebensqualität ermöglichen können." In Deutschland allein benötigen jedes Jahr rund 110.000 Menschen erstmals oder erneut einen Herzschrittmacher.

Der Einsatz als Zweikammer-System steht in Europa noch unter dem Vorbehalt der Zulassung, mit der aber zum Ende des Jahres gerechnet wird. Das System wird als großer Schritt in Richtung Vermeidung von Risiken angesehen, die mit herkömmlichen Schrittmachern und ihren Sonden verbunden sind. Laut der Mitteilung des DHZC ermögliche es nicht nur eine präzise Platzierung und gegebenenfalls Neupositionierung, sondern durch sein kabelloses Design minimiere es auch das Risiko von Infektionen und Komplikationen, die bei der Entnahme traditioneller verkabelter Sonden auftreten können.

(rr)

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