Faktencheck Ist Covid-19 tödlicher als die Grippe?
Hauptinhalt
17. Dezember 2020, 13:00 Uhr
Trauriger Rekord: Mit 952 Todesfällen hat das Robert-Koch-Institut am 16. Dezember die bisher höchste Todeszahl in der Corona-Pandemie gemeldet. Und dennoch gibt es noch immer Menschen, die die Gefährlichkeit des SARS-CoV-2-Virus anzweifeln und behaupten: An und mit Corona würden angeblich in etwa genau so viele Menschen sterben wie bei einer schweren Grippewelle. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie seien deshalb überzogen. Aber was stimmt wirklich? Ist Covid-19 tödlicher als die Grippe?
In Sachsen werden die Betten auf den Intensivstationen knapp, das Personal arbeitet über das Limit hinaus. Dass wir solche Schlagzeilen in dieser Form nicht von Grippe-Wellen kennen, dürfte schon ein Hinweis darauf sein, dass Covid-19 und die Influenza sich nur schwer vergleichen lassen. Aber woran sterben denn nun mehr Erkrankte? Fragen wir eine Frau, die es wissen muss: Thea Koch ist die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Dresden und behandelt schwer erkrankte Menschen. Ist die Sterberate bei Corona-Infizierten nun höher?
Ja. Die ist definitiv höher. Wir haben noch nie einen solchen Anfall an so schwer erkrankten Patienten auf den Intensivstationen erlebt. Da spreche ich nicht nur für Dresden. Dass wir so viele Patienten mit schwerstem Lungenversagen auf den Stationen haben, ist für uns ein Novum, das war zu keiner Influenza-Epidemie der Fall. Das ist wirklich nicht vergleichbar.
Wagen wir trotzdem einen Versuch: Bei der besonders schlimmen Grippewelle in der Saison 2017/2018 gibt das Statistische Bundesamt eine Todeszahl von 25.100 Personen an. Diese Zahl ist allerdings nur eine Berechnung der Statistiker. Tatsächliche laborbestätigte Fälle hat es laut RKI knapp 1.700 gegeben. Bei Covid-19 sind das - Stand jetzt - rund 23.500.
Hier handelt es sich um keine Schätzung oder Berechnung. Eine wichtige Kennziffer ist die Case Fatality Rate oder Letalitätsrate. Die beziffert den Anteil der Personen mit einer bestimmten Erkrankung, die an eben dieser sterben. Bei der Grippewelle von 2017/2018 lag die dem RKI zufolge bei 0,5 Prozent. Und wie sieht es bei Covid-19 aus?
Die Gesamtletalität beträgt circa 1,8, 1,9 Prozent. Bei Patienten, die so schwer erkranken, dass sie beatmet werden müssen, liegt die Sterblichkeit deutlich höher. Die haben alle ein schweres Lungenversagen. Die Sterblichkeit liegt da zwischen 30 und 50 Prozent.
Die Daten sagen also: Etwa 1,8 Prozent der gemeldeten Covid-Erkrankten in Deutschland sterben - im Gegensatz zu 0,5 Prozent bei einer schweren Grippewelle. Allerdings: Da es noch keine Langzeitdaten gibt und wir uns mitten in einer Infektionswelle mit höheren Todeszahlen als im Frühjahr befinden, ist diese Zahl nicht endgültig.
Rückblick auf die erste Welle
Schauen wir also auf die erste Welle: Ein US-Forschungsteam hat eine internationale Metaanalyse zur Infektionstodesrate gemacht. Die beschreibt das Verhältnis von Todesfällen zu Infektionen und ist immer erst im Nachhinein zu ermitteln. Das Ergebnis: Covid-19 ist deutlich tödlicher als die Grippe. Und das Risiko zu sterben, steige mit dem Alter dramatisch, erklärte Charité-Virologe Christian Drosten die Studie in seinem Coronaupdate-Podcast. Ihm zufolge hat die Influenza über einen mehrjährigen Zeitraum eine Infektionssterblichkeit von 0,05 Prozent in den USA, einer Metaanalyse zufolge hat Covid-19 eine Infektionssterblichkeit von 0,8 Prozent.
Das ist 16 mal so viel wie die Influenza. Für jeden Influenza-Toten gibt es 16 Covid-19-Tote in den USA. Die amerikanische Bevölkerung ist aber jünger als die deutsche. Das heißt, wir müssten in Deutschland mit einer Infektionssterblichkeit rechnen, die nach dieser Auswertung an ein Prozent herangeht.
Was wäre wenn - seriöse Zahlen zu ungebremster Ausbreitung gibt es nicht
Und dann gibt es da noch einen wichtigen Punkt: Wie hoch die Sterbezahlen wären, wenn sich das Virus ungebremst ausbreiten würde, kann niemand seriös sagen. Darauf weist auch der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Georg Thiel, immer wieder ausdrücklich hin:
Unsere aktuellen Sterbefallzahlen bilden die Entwicklung vor dem Hintergrund der ergriffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ab. Sie erlauben keine Aussagen über die Gefährlichkeit der Pandemie an sich.
MDR-Team am 29.12.2021
Hallo olewe, wieso ziehen Sie in Bezug auf die Influenza Zahlen von 1918 heran und nicht die aktuellen Influenzazahlen der vergangenen Jahre? Seit 1918 ist ziemlich viel Zeit vergangen, an einem Grippeimpfstoff wurde erst ab Mitte der 1930er Jahre gearbeitet. Heute sind viel Menschen in Deutschland immunisiert. Eine Grippe verläuft deswegen heutzutage weniger schlimm als es noch vor 100 Jahren der Fall war. Mit besten Grüßen vom MDR Wissen Team
olewe am 28.12.2021
Ich bin relativ verwirrt. Wenn ich etwas vergleiche müssen auch die richtigen Daten herangezogen werden. Alle bisher errechneten Werte können nicht richtig sein. Wenn ich die Todesrate der Influenza aus dem Jahr 1918 nehme ist nach meinen Recherchen die Rede von ca. 260.000 (alleine nur in Deutschland) Toten was um ein vielfaches höher ist als die der Corona-Toten. Wenn ich jetzt die aktuelle Influenza-Todesrate mit der Corona vergleichen wollte müsste ich ca. 100 Jahre warten. Es sei denn die Lehrer in der Schule haben mir was falsches beigebracht.
RavenOnJ am 17.10.2021
Hier offenbart sich eine Rechenschwäche, die Sie unbedingt angehen sollten, bevor Sie weitere unsinnige Kommentare schreiben:
93.000 von 4.150.000 sind nicht 0,022%, sondern 2,2%. Diese Zahl ist sogar höher als die offizielle.