Covid-19 Immunität nach Infektion oder Impfung: Antikörper halten bis zu zwei Jahren

18. Juli 2022, 14:11 Uhr

Mehrere neue Studien zeigen, dass die Antikörper gegen Covid-19 nach einer Corona-Infektion oder nach der Impfung viel länger halten, als bislang angenommen: Zwischen einem und zwei Jahren.

Wie lange ist man nach einer durchgemachten Coronainfektion vor einer erneuten Ansteckung geschützt – und was bringt es aktuell noch, im vergangenen Jahr geimpft worden zu sein? Weil sich während der laufenden Sommerwelle viele Menschen zum ersten oder bereits zum zweiten Mal mit Corona anstecken, stellt sich für viele die Frage: Gibt es überhaupt eine andauernde Immunität gegen Sars-Coronavirus-2?

Zwei neue Studien geben auf Basis unterschiedlicher Daten eine recht klare Antwort darauf: Die durch Infektion oder Impfung gebildeten Antikörper halten sehr lange und bieten entsprechend auch lange Schutz. Kommt es also dennoch zu Ansteckungen, dann liegt das wohl vor allem an der Evolution des Virus und der Fähigkeit neuer Varianten wie BA.4 und BA.5, die bereits aufgebaute Immunität zu umgehen.

Genesene: Nach Infektion bis zu 16 Monate Schutz

Hiam Chemiatelly und Kollegen von der Cornell Universität in den USA haben Daten des Gesundheitssystems des arabischen Staats Katar ausgewertet. Dort werteten sie die verfügbaren Informationen zu Infektionen und Reinfektionen bei Ungeimpften im Zeitraum vom 28. Februar 2020 bis zum 5. Juni 2022 aus. Demnach hatten Genesene einen bis zu 16 Monate nachweisbaren Schutz vor einer neuen Ansteckung. Bei den Virusvarianten vor Omikron ergab sich für Genesene ein rechnerischer Schutz vor einer erneuten Ansteckung von 85,5 Prozent.

Erst durch das Auftauchen von Omikron verringerte sich dieser Schutz auf 38 Prozent in den ersten sechs Monaten nach dem Auftauchen der Varianten im Dezember 2021. Setzen die Forscher die nachlassende Immunität rein rechnerisch fort, ergibt sich für sie 15 Monate nach Beginn von Omikron immerhin noch ein Schutz von 10 Prozent für die an einer Pre-Omikron-Variante erkrankten und genesenen Patienten.

Hybride Immunität am stärksten – Genesene haben 100 Prozent Schutz vor schweren Verläufen

Die Autoren warnen allerdings, daraus den Schluss zu ziehen, dass eine Impfung für Genesene überflüssig sei. Laut Laith Abu-Raddad, Infektiologe in Katars Hauptstadt Doha, der an mehreren Studien beteiligt war, zeigen die Daten eindeutig: Die Kombination aus Impfung und überstandener Infektion liefert den stärksten Schutz. Die sogenannte hybride Immunität ist nach aktueller Studienlage also weiterhin Goldstandard gegen Corona.

Laut der Daten aus Katar zeigten aber auch Genesene bei einer erneuten Ansteckung keine Symptome einer schweren Erkrankung mehr. Noch 14 Monate nach der ersten Infektion hatten sie demnach 100 Prozent Schutz vor schweren oder sogar tödlichen Verläufen von Covid-19. Die Autoren schränken hier aber ein, dass die Bevölkerung von Katar eher jung ist.

Antikörper nach Impfung und Infektion bleiben bis zu zwei Jahren bestehen

Eine zweite Studie im renommierten Fachjournal PNAS präsentiert Hochrechnungen dazu, wie lange der Schutz von Genesenen und Geimpften durch Antikörper hält. Basis für die Berechnung sind mehrere Grundlagen. Zum einen betrachteten die Forschenden die Entwicklung von Antikörpern nach einer Erkältung mit den seit langem gängigen humanen Coronaviren. Zum anderen betrachteten sie Daten zur Haltbarkeit der Antikörper nach den Impfungen mit den vier Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson.

Auf dieser Basis berechneten Jeffrey Townsend, Statistiker an der Universität Yale und seine Kollegen die Wahrscheinlichkeit einer Durchbruchsinfektion. Die beiden mRNA Impfstoffe führten demnach zu höheren Antikörperwerten, als überstandene Infektionen. Diese Antikörper bleiben demnach im Schnitt bis zu 29,6 Monate bestehen und können im Maximum sogar bis zu sieben Jahren erhalten bleiben. Bei einer natürlichen Infektion betrug der Durchschnittswert nur 21,5 Monate. Das bedeutet aber in beiden Fällen ein gewisses Schutzniveau, das rund zwei Jahre anhält.

Antikörpertests könnten bei Einzelnen mehr Aufschluss zur Immunität bringen

Nach einer Impfung mit einem der Vektorimpfstoffe von Astrazeneca oder Johnson & Johnson verhielt sich der Abbau der Antikörper ähnlich wie bei einer natürlichen Infektion. Nach der Impfung mit Astrazeneca bleiben Antikörper im Schnitt 22,4 Monate, bei Johnson & Johnson im Schnitt 20,5 Monate bestehen.

Beide Studien unterstreichen erneut, dass eine Immunität bei den meisten Menschen sehr stabil verläuft. Dem entgegen steht im Grunde nur die wachsende Fähigkeit des Virus zum Ausweichen der Immunität. Und die Impfung wirkt nicht bei allen Menschen gleich, sondern kann in einzelnen Fällen auch zu schwach anschlagen. Hier könnten Antikörpertests mehr Gewissheit bringen.

17 Kommentare

Niemann am 20.07.2022

Also Kombination aus Infektion und Impfung ist jetzt der Goldstandard. Das kann man sich wirklich nicht mehr ausdenken was hier abgeht. Die Frage bleibt allerdings, warum so Impfgeil? Laßt doch erst mal alle richtig infettionieren und dann impfen und alles ist vorbei.

Klempnerthoss am 19.07.2022

Wir sind der lebende Beweis dafür, dass eben genau die genannte Kombination absolut keinen Schutz bringt. Jede erdenkliche Impfung und trotzdem einmal nach 5 Monaten und dann nach drei Monaten wieder infiziert mit Symptomen. Was daraus ohne Impfung geworden wäre, weiß niemand, aber weder Infektion noch Impfung oder beides zusammen halten länger als ein halbes Jahr! Es wurde auch jeweils mit verschiedenen Impfstoffen gearbeitet usw, aber jeder erdenkliche Konstellation ist nach einem halben Jahr hinfällig. Da kann jemand in der Theorie herum "forschen" und Spezialist sein, wie er will. Die mit Gold überschütteten Hersteller dürfen gern wieder ein kleines bisschen für ihre Milliarden tun, und funktionierende Impfstoffe entwickeln, statt wie hier, zu behaupten, es wäre nicht nötig und die Antikörper reichen die nächsten Jahre. Erfahrungen konnten genug gesammelt werden, aber seit einem Jahr hört man von niemandem mehr irgendwas in der Richtung. Also hopp hopp

MDR-Team am 19.07.2022

Hallo @astrodon,
bitte bleiben Sie sachlich. Dumme Fragen gibt es nicht, denn ein Austausch über Wissen und die Beseitigung von fehlendem Wissen soll an dieser Stelle gefördert werden.
Dankeschön und liebe Grüße