Wissen-News Der Eichenprozessionsspinner profitiert vom Klimawandel
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20. Juli 2023, 14:20 Uhr
Der Eichenprozessionsspinner ist gefährlich für die Eichen-Population. Wenn es nun dank des Klimawandels im Frühjahr besonders warm ist, treffen die Larven der Tiere auf ein reichhaltiges Futter-Angebot. Die Folge ist eine schwer kontrollierbare Vermehrung der Schädlinge.
In vielen Parks und Wäldern tauchen seine Raupen im Frühjahr auf: Der Eichenprozessionsspinner wird in seiner Ausbreitung in Deutschland durch den Klimawandel begünstigt. "Sicherlich haben die sich rasch ändernden klimatischen Bedingungen auch Einfluss auf die Entwicklung des Eichenprozessionsspinners", sagt Henrik Hartmann, Leiter des Waldschutzinstituts beim Julius Kühn-Institut (JKI) in Quedlinburg. Ausschlaggebend für die Entwicklung seien die Witterungsbedingungen im Spätsommer beim Falterflug und der Eiablage sowie im Frühjahr während des Larvenschlupfs. Stiegen die Temperaturen im Frühjahr zeitig an, fielen Schlupf und Laubaustrieb für die hungrigen Insekten günstig zusammen.
Der wärmeliebende Schmetterling ist nach Einschätzung des JKI-Waldschutzinstituts fast überall in Deutschland verbreitet. "Allerdings ist die Ausdehnung und Stärke von Gebiet zu Gebiet unterschiedlich", sagt Hartmann. Aktuell arbeite das Institut daran, zusammen mit den Bundesländern eine zentrale Erfassung von Befallsgebieten und -stärken einzurichten.
Lebenskraft der Eichen beeinträchtigt
"Mit der Häufung von Fraßjahren kommt es zu einer zunehmenden Beeinträchtigung der Lebenskraft der Eichen, die zum Absterben von Bäumen führen kann", erklärt Sylke Mattersberger vom Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt. Das könne ganze Waldbestände schwächen. Geschwächte Eichen seien wiederum weniger widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, Mehltau oder weiteren Schädlingen wie dem Schwammspinner und dem Eichenprachtkäfer. In Sachsen-Anhalt breitet sich der Schmetterling nach Angaben des Landeszentrums seit rund 15 Jahren aus.
Neue Mittel gegen den Eichenprozessionsspinner?
Bisher werden die Schädlinge meist durch Absaugen bekämpft, mitunter kommen andere Mittel wie aufgesprühte Biozide zum Einsatz. In Nordrhein-Westfalen wird aktuell die Verwirrung der männlichen Tiere durch Sexuallockstoffe getestet, die in Form von kleinen Kügelchen in die Bäume geschossen werden. Das soll die Paarung der Tiere verhindern, wie Ole Theisinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW, berichtet. Erprobt wird die Methode unter anderem an Eichenalleen, in einem Park und auf einem Friedhof.
dpa/iz