Unterrichtspsychologie Frontalunterricht führt zu schlechteren Ergebnissen

30. September 2021, 20:00 Uhr

Wenn Schüler*innen aktiv am Unterricht beteiligt werden, lernen sie mehr. Das zeigt eine neue Studiensammlung aus den USA. Dies gilt auch für die Uni – auch wenn das Gefühl dort etwas anderes sagt.

Seitenansicht: Ein Schüler oder Student hat den Kopf auf den Tisch gelegt und schläft, neben ihm notieren Schülerinnen oder Studentinnen in Hefte
Immer schön abschreiben und … zuhören. Ist okay, aber es gibt bessere Varianten. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Folie auf den Projektor und abschreiben, bitte! Vielleicht kennen Sie das noch aus Schulzeiten. Oder: Folie auf den Projektor, abschreiben und ein bisschen zuhören. Vielleicht kennen Sie das noch aus Studienzeiten. Oder Sie hatten eben Glück – also, wie man's nimmt. Frontalunterricht macht es beiden Parteien von Lehre und Lernen einfach: bequem in der Vorbereitung, in der Ausführung und in der Aufnahme.

Das Problem: Frontalunterricht – aus Perspektive der Lernenden: passives Lernen – ist häufig ermüdend und wenig effektiv. Umgekehrt wird ein zumindest anderer Schuh draus: Interaktive Unterrichtsprozesse, Diskusisonen, Feedback und KI-gestütztes Lernen mit interaktiver Software sorgen für eine bessere akademische Leistung. Zusätzlich sei bei solchen Lernansätzen auch eine erhöhte emotionale und soziale Unterstützung für die Lernenden festzustellen. Das legen Forschende der Carnegie Mellon University im US-amerikanischen Pittsburgh nahe, die in Zusammenarbeit mit Teams von anderen Universitäten verschiedene Erkenntnisse zum Thema zusammengefasst haben.

Corona zwang zum Umdenken

"Wir wollten sehen, was wir aus dem Lehren und Lernen während Corona gelernt haben und was in den Unterricht zurückgebracht werden kann", so Nesra Yannier aus dem Forschungsteam. "Corona zwang Pädagog*innen, Schüler*innen auf neuartige Weise einzubeziehen und Lehrer*innen experimentierten mit neuen Technologien."

Ein junger Lehrer sitzt freudig mit interessierten jungen Schülerinnen und Schülern zusammen an einem Tisch und demonstriert etwas
Aktiver Unterricht regt Schüler*innen an, selbst Gedanken zu produzieren Bildrechte: imago images/Panthermedia

Der Vorteil am aktiven Lernen: Schüler*innen würden quasi auf dem Fahrersitz Platz nehmen und Gedanken produzieren, statt passiv Informationen aufzunehmen. Das gilt im Übrigen nicht nur für Schulklassen, sondern auch für Lehrveranstaltungen an Hochschulen. Interessanterweise würden Studierende zwar denken, dass sie in traditionellen Vorlesungen mehr lernen als bei aktiven Lernansätzen – in Wirklichkeit ist es aber andersherum.

Die Forschenden hoffen, dass künftig mehr Pädagog*innen aktives Lernen in ihren Unterricht mit einbeziehen - und weniger Folien zum Abpinseln auf den Polylux legen.

flo

Link zur Studie

Das Paper New research shows learning is more effective when active erschien am 30. September 2021.

DOI: 10.1126/science.abj9957

3 Kommentare

Anni22 am 01.10.2021

Frontalunterricht und Vorlesung sind nicht das Gleiche. Auch beim Frontalunterricht kann man Schüler einbeziehen, was auch die Regel ist. Bei Vorlesungen sieht es schon schlechter aus, da wird meist wirklich nur Vorgetragen. Auch Vorlesungen werden aber aufgearbeitet. Also meiner Meinung nach kann man jede Lernform interessant gestalten oder eben stink langweilig. Wenn "Gruppenarbeit" nur bedeutet das jeder ein Arbeitsblatt ausfüllen darf, dann ist das auch nicht unbedingt spannender.
An der Uni muss man auch sehen, dass oft eine Vorlesung für sehr viele Studenten gehalten wird, das ist interaktiv nicht machbar.

Atheist am 01.10.2021

Ich habe die Überschrift gelesen, geklickt, schnell ohne nur einen Blick auf dem Text zu legen, nach unten Gescrollt um Ihnen mitzuteilen das ich sprachliche Verordnungen als Frau strickt ab!
Ich werde nix lesen was mich als Person nur auf mein Geschlecht reduzieren will!

MDR-Team am 01.10.2021

@Atheist,
vielen Dank für diese Information.

Mehr zum Thema