Das Influenzavirus hat eine leicht ovale Form, und trägt blaue, Brokoli-förmige Moleküle auf seiner hier rot eingefärbten Hülle.
Computergrafik eines Influenzavirus. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Influenza Ungewöhnlich viele Grippefälle für die Jahreszeit

23. Mai 2022, 15:50 Uhr

Die Zahl der Grippeinfektionen nimmt zu in Deutschland. Inzwischen sind mehr Menschen mit Influenza infiziert als zur gleichen Jahreszeit vor der Coronapandemie. Bei Kindern hat die Grippe Corona inzwischen überholt.

Das Robert Koch-Institut sieht zwar noch keinen Anlass zur Besorgnis, doch die Entwicklung der Fallzahlen ist auffällig: Nach zwei Jahren fast vollständiger Abwesenheit kehrt die Grippe nach Deutschland zurück. In den ersten beiden Maiwochen erkrankten mit rund 3.500 Personen mehr Menschen an Influenza als zur gleichen Zeit vor der Pandemie. Das dürfte eine unmittelbare Folge der Lockerung beziehungsweise Aufhebung der Coronaregeln sein. Damit könnte es nun zu einer Situation kommen wie im vergangenen Sommer und Herbst, als das Respiratorische Synzytial Virus (RSV) gehäuft übertragen wurde. Damals erkrankten vor allem viele Kinder. Auch in anderen Teilen der Welt waren bereits sasisonal untypische Influenza-Ausbrüche beobachtet worden, unter anderem im Dezember in Brasilien, dem dortigen Sommer.

Influenza inzwischen Platz 1 bei Virustests

"Nach den Osterferien haben sich bei Kindern zunehmend Influenzaviren ausgebreitet. Seit der 17. KW sind die virologischen Kriterien für den Beginn einer Grippewelle erfüllt, die Influenza-Aktivität ist bisher nur geringfügig erhöht", heißt es im aktuellen Wochenbericht der AG Influenza des RKI. Ähnlich wie damals auf der Südhalbkugel ist jetzt auch in Europa das Grippevirus vom Typ Influenza A H3N2 dominant.

Bei den Kindern mit Atemwegsinfektionen habe die Zahl der bestätigten Grippefälle laut RKI inzwischen die Zahl der Coronainfektionen überholt. Bei den im Rahmen des Sentinelsystems eingesammelten Stichproben führten Influenzaviren den Anteil der nachgewiesenen Viren sogar an. Sie waren in 16 Prozent der Proben enthalten, Sars-CoV-2 dagegen nur in 14 Prozent. Auch regional macht sich die späte Grippewelle bemerkbar. So wurden laut einem Agenturbericht in Sachsen-Anhalt im April 183 Influenza-Infektionen gezählt. Im Mai waren es bisher bereits 280. Grippebedingte Todesfälle wurden bislang noch nicht registriert.

RKI: Späte Grippewelle durch freiwillige Kontaktbeschränkungen verhindern

"Eine späte Grippewelle mit deutlich steigender klinischer Aktivität sollte möglichst verhindert werden, indem Personen mit akuter Atemwegssymptomatik zu Hause bleiben und sich auskurieren oder zumindest den Kontakt zu größeren Personengruppen (wie beispielsweise in der Schule, am Arbeitsplatz oder bei privaten Treffen in Innenräumen) strikt meiden", merken die Autoren des Wochenberichts an. Denn eigentlich sprächen die Bedingungen gegen eine Ausweitung der Grippeinfektionen: "Saisonale Faktoren begünstigen den Rückgang der Atemwegsinfektionen insgesamt weiterhin."

Es könnte allerdings trotzdem zu einer weiteren Zunahme der Infektionen kommen. Ein solches Szenario war von Forschenden bereits während des ersten Pandemie-Jahres immer wieder befürchtet worden für den Zeitpunkt nach Lockerung der strengen Hygienemaßnahmen. Ob es nun tatsächlich zur befürchteten Super-Grippewelle kommt, ist allerdings offen.

Corona: Leichte Zunahme neuer Omikron-Sublinien BA.5 und BA.4

Bei Corona registrieren die Labore inzwischen auf niedrigem Niveau einen leichten Anstieg der Infektionen mit den neuen Omikron-Sublinien BA.4 und BA.5. Infektionen mit BA.4 machen demnach aktuell 0,3 Prozent der in Deutschland sequenzierten Corona-Virusgenome aus, bei BA.5 seien es 1,4 Prozent. BA.2 ist dagegen mit 97,4 Prozent weiterhin klar dominant. Die von BA.4 und BA.5 ausgelöste fünfte Welle in Südafrika hat inzwischen ihren Zenit bereits überschritten. Die Fallzahlen erreichten demnach bei weitem nicht die Höhe der vorangegangenen Wellen.

(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 20. Mai 2022 | 10:55 Uhr

2 Kommentare

Der Pegauer am 25.11.2022

Jahrelang sind wir bei Grippewellen ohne Maske und Selbstisolation ausgekommen und das bei einer Impfquote von maximal 40 Prozent. Wer krank war, blieb zu Hause oder ging zum Arzt, und auf der Arbeit hörte man frühmorgens häufig den Satz: "Ich gebe Dir heute mal nicht die Hand" und der Gegenüber nickte verständnisvoll und wusste Bescheid.
Dass heute soviel Kinder krank werden, ist eher einer ungesunden Lebensweise geschuldet. Wir waren als Kinder auch bei Mistwetter draußen. Aber heute wird ja erwartet, dass der Staat das Land in einen klinisch reinen Raum mit einem idealen Klima überführt. Das sieht man ja schon wieder daran, dass man am liebsten nun die "Maßnahmen" wegen jeder Atemwegsinfektion gerne weiterführen möchte.

Reuter4774 am 25.05.2022

Nein eben nicht sich selbst wegsperren und isolieren. Das Immunsystem trainieren lassen, dafür ist es da! Wir sind so anfällig für Atemwegsinfektionen weil das Immunsystem sich fast 2 Jahre nicht mit Keimen auseinandersetzen durfte.