Ein Lederlaufkäfer, der von Forschenden in Leipzig mit einem RFID-Transponder ausgestattet wurde.
Die Leipziger Forscher versahen Insekten wie dien Lederlaufkäfer mit kleinen, leichten RFID-Transpondern. Bildrechte: Stefan Bernhardt / iDiv

Klimakrise Insekten können den Klimawandel in Mischwäldern besser überleben

27. April 2023, 08:53 Uhr

Insekten können die durch den Klimawandel häufiger werdenden Hitzewellen besser überleben in ökologisch durchmischten Lebensräumen wie Mischwäldern. Das ist Ergebnis einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die jetzt im Fachjournal "Global Change Biology" veröffentlicht wurde.

Die Wissenschaftler um die Forscherin Jördis Terlau hatten insgesamt 465 Individuen von sechs verschiedenen Insektenarten in Versuchsumgebungen untersucht. Dafür nutzten sie das iDiv Ecotron, eine Einrichtung, in der einzelne abgeschlossene Ökosysteme unter Laborbedingungen untersucht werden können. In den sogenannten Eco-Units können Umweltbedingungen wie Licht, Nährstoffe oder Luftfeuchtigkeit gezielt gesteuert werden.

Die untersuchten sechs Spezies sind in der Region Leipzig heimisch, darunter der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus), die Gemeine Feuerwanze (Pyrrhocoris apterus) und die Hausgrille (Acheta domesticus). Alle Tiere bekamen sogenannte RFID-Transponder, also kleine Chips, die sich mit Hilfe von Radiowellen ansteuern und auslesen lassen. In den Eco-Units simulierten die Forschenden dann die Bedingungen der Hitzewellen der Sommer 2018 und 2019, bei denen die Temperaturen Spitzenwerte von 38,7 Grad Celsius erreichten. Außerdem waren die Untersuchungsumgebungen mit dem Blattlaub von vier verschiedenen Bäumen bestückt worden, entweder fein säuberlich sortiert oder stark vermischt.

Bei der Beobachtung stellen die Forschenden fest, dass die Insekten in den durchmischten Umgebungen viel ruhiger agierten als wenn die verschiedenen Laubsorten voneinander getrennt waren. "Wir gehen davon aus, dass das gemischte Laub nicht nur Schutz vor der Hitze bietet, sondern eben auch verschiedene Nahrungsquellen. Dadurch müssen sich die Insekten auf der Nahrungssuche weniger bewegen und können Energie sparen. Das hilft ihnen dabei, nicht zu überhitzen", erklärte Jördis Terlau. Im umgekehrten Fall waren die Tiere gezwungen, auf der Suche nach geeigneter Nahrung ihre Rückzugsorte zu verlassen, was sie bei großer Hitze Lebensgefahr aussetzt.

Studien wie diese sind wichtig, um den Einfluss der globalen Erwärmung auf Insekten zu verstehen. Insekten sind zentral für viele wichtige Ökosystemleistungen, auf die Landwirte zwingend angewiesen sind, etwa die Bestäubung von Pflanzen, die Bildung von Humus und die generelle Verbesserung der Bodenqualität.