Gruppe von Neandertalern in der Eiszeit
Klimawandel führt zu Fluchtbewegungen Bildrechte: imago images/Mary Evans

Menschheitsgeschichte Klimaflüchtlinge: So überlebten Jäger und Sammler das letzte Eiszeit-Maximum

06. März 2023, 10:25 Uhr

Das Maximum der jüngsten Eiszeit lag vor 25.000 bis 19.000 Jahren. Ein internationales Forschungsteam hat nun mittels Genomsequenzierung versucht herauszufinden, welche Wanderungsbewegungen den Menschen dabei halfen, diese Eiszeit zu überstehen. Die Forschenden konzentrierten sich dabei auf die Genome von 365 Individuen alter Kulturen. Dies sei der bislang größte jemals erstellte Genomdatensatz europäischer Jäger und Sammler. Ihre Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht.

Die Forschenden stellten fest, dass sich die Menschen der sogenannten Gravettien-Kultur, die vor 32.000 bis 24.000 Jahren auf dem europäischen Kontinent verbreitet waren, nicht näher mit einander verwandt waren. Zwar verband sie eine gemeinsame archäologische Kultur, doch die Populationen im Westen und Südwesten (heutiges Frankreich und Iberien) unterschieden sich genetisch von denen in Zentral- und Südeuropa (heutiges Tschechien und Italien). Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Menschen während der letzten kältesten Phase der letzten Eiszeit Zuflucht in Südwesteuropa suchten, weil es klimatisch günstigere Bedingungen bot. Im Gegensatz dazu war die italienische Halbinsel, anders als angenommen, kein Rückzugsort, da die in Zentral- und Südeuropa lebenden Jäger und Sammler der Gravettien-Kultur nach dem Kältemaximum dort nicht mehr genetisch nachweisbar sind. Das bedeutet, dass die Westgravettier das glaziale Maximum überlebten, die Ost- und Südgravettier hingegen verschwanden.

Auf der italienischen Halbinsel hingegen ließen sich Menschen mit einem anderen Genpool nieder. Die Nachfahren dieser Gruppe wiederum haben sich dann vor rund 14.000 Jahren über ganz Europa verbreitet und andere Populationen verdrängt. Grund für diese Verbreitung waren laut der Forschenden wahrscheinlich auch klimatische Veränderungen, auf die die Menschen mit den Wanderungen reagierten. Zu dieser Zeit erwärmte sich das Klima deutlich, Wälder breiteten sich aus. Möglicherweise war das der Anlass für die Menschen aus dem Süden, ihren Lebensraum auszuweiten. Die früheren Bewohner hingegen könnten mit dem Schwund ihres Lebensraums, der Mammutsteppe, verdrängt worden sein.

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