Lichtverschmutzung durch SpaceX? Starlink-10: Wie schnell ist das Internet aus dem Weltall?
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18. August 2020, 17:01 Uhr
Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX will die Erde mit Internet aus dem Weltraum versorgen. Dafür schickt es tausende Starlink-Satelliten ins All. Besonders in den Tagen nach ihrer Eingliederung in die Erdumlaufbahn erscheinen sie als helle Lichterkette am Himmel. Am 18. August sind die nächsten 58 Internet-Satelliten ins Weltall gestartet. Das Vorhaben wird jedoch kritisiert. Ist die Kritik berechtigt? Und wie schnell ist das Internet aus dem All überhaupt?
Von überall und zu jeder Zeit auf schnelles Internet zugreifen? Für die meisten Großstädter nichts ungewöhnliches. Für viele ländliche Räume in Deutschland immer noch Zukunftsmusik. Könnte Internet aus dem Weltraum die Lösung sein. Das private Raumfahrtunternehmen SpaceX will dies mit seinen Starlink-Satelliten ermöglichen.
Dabei handelt es sich um Mini-Satelliten, die Highspeed-Internet an jeden Ort der Erde liefern können. Damit dies klappt, muss ein breites Netz von Internet-Satelliten in den Weltraum befördert werden. Am 18. August ist die Starlink-10 Mission gestratet. Um 16.31 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit hob eine "Falcon 9"-Trägerrakete erfolgreich in Cape Camnaveral ab, um die nächsten 58 Satelliten in den Weltraum befördern.
Satelliten statt Sternschnuppen
Das Vorhaben stößt jedoch auf viel Gegenwind. Bereits am 7. August 2020 wurde mit Starlink-10 die letzte Fuhre an Satelliten in den Orbit befördert. Besonders in der Anfangsphase kann man die Satelliten gut erkennen. Wie eine Lichterkette ziehen sie über den Nachthimmel hinweg. Nach einigen Tagen werden sie dann nicht mehr zu erkennen sein.
Im August war dies für manche Astronomie-Freunde ein bitterer Beigeschmack. Viele wollten sich die Sternschnuppen der Perseiden anschauen. Eine Lichterkette an weißen Punkten war für manche eine Überraschung.
Kritik auch von den Profis
Die Internationale Astronomische Union (IAU) fürchtet, dass die Internet-Satelliten von Starlink den Nachthimmel für astronomische Beobachtungen zu sehr erhellen. Ein dunkler und funkstiller Himmel wäre für die Organisation wünschenswert. Nicht nur, damit Astronomen das Universum besser verstehen können. Auch weil sie den Nachthimmel für uns alle schützen wollen.
Dabei kann man sich eine Welt ohne Satelliten gar nicht mehr vorstellen. Sie liefern uns Fernsehen-Programme, warnen uns frühzeitig vor Katastrophen und helfen bei der Navigation. Wie die Auswirkungen von tausenden weiteren Satelliten auf den Nachthimmel sein werden, weiß die IAU jedoch nicht.
Dies wird sich erst noch herausstellen. Dennoch sucht die IAU zusammen mit der American Astronomical Society (AAS) das Gespräch mit dem Betreiber SpaceX. Dieser zeigt sich offen und experimentiert an verschiedenen Farbanstrichen. Dadurch sollen die Satelliten am Nachthimmel nicht mehr auffallen.
Starlink wird dunkler
Ohnehin werden die Starlink-Satelliten an Leuchtkraft verlieren. Die hellen Lichterketten sind nur in der Anfangsphase zu erkennen. Nach dem Launch und in der Phase der Umlaufbahnanhebung sind sie zu beobachten.
Die Dauer des Starlink-Phänomens hängt vom erreichen der gewünschten Betriebshöhe ab. Sobald diese erreicht ist, richten sich die künstlichen Objekte neu aus. Die Helligkeit nimmt ab und die Lichterketten verschwinden.
Wann und wo kann man die Starlink-Lichterkette beobachten?
Wer sich davon selbst überzeugen will, kann sich die Tools von "Heavens Above" und "Find Starlink" anschauen. Letzteres gibt es sogar als App für Android und iOS. Nach der Standortangabe zeigt einem Find Starlink die nächsten Termine an, an denen die Satelliten über einen hinweg fliegen. Die Anwendungen von Heavens above sind umfangreicher und konzentrieren sich nicht nur auf Starlink.
Hobby-Astronomen können sich somit an einem vorübergehenden Phänomen erfreuen. Eine Lichterkette am Himmel sieht man nun mal nicht alle Tage. Die Sicht auf natürliche Himmelsphänomene bleibt erhalten, kann in der Anfangsphase nach dem Launch jedoch getrübt sein. SpaceX plant jährlich über 1.400 Starlink-Satelliten zu bauen. Wie sich die Situation für professionelle Beobachtungen auswirkt, bleibt abzuwarten.
Wie steht es um das Internet in Deutschland?
Können die Internet-Satelliten auch für Deutschland interessant sein? Beim Glasfaserausbau hinkt Deutschland weit hinterher. In Sachen Highspeed-Internet muss Deutschland etwa für Südkorea wie ein Entwicklungsland aussehen. Das asiatische Land bildet nämlich die Spitze im Ausbau von Festnetz-Breitbandanschlüssen. Das schnellste Netz hat allerdings derzeit Singapore - zumindest laut dem Global Index von Speedtest, einem Anbieter für Bandbreitenmessungen im Internet. Über 200 Mbit pro Sekunde sind hier Durchschnitt, Deutschland kommt mit 94 Mbps auf Platz 34, bei einem weltweiten Durchschnitt von 74 Mbit.
Im Bereich des mobilen Internets sieht es nicht besser aus. Hier schafft die Bundesrepublik rund 38 Mbps, das ist Platz 44 und nur leicht über dem weltweiten Durchschnitt von knapp 35 Mbps. In Europa sind Norwegen und Bulgarien die Spitzenreiter – und die liegen noch vor den USA (Platz 34). Angeführt wird diese Liste von Südkorea.
Für wen ist das eigentlich?
Über mobile Anwendungen war bei Starlink bisher noch nichts bekannt. Aber das wird sich offenbar noch ändern. Denn das Unternehmen sucht aktuell einen Senior Software-Entwickler für "Starlink Mobile". Wenn sie also mobile Anwendungen, "mit denen Kunden über unsere Satellitenkonstellation mit dem Internet verbunden werden können" entwickeln können, dann sollten Sie sich hier bewerben.
Aber erst einmal geht es um alle anderen, die noch schnelles Netz suchen und sich dafür ein "dünnes, flaches, rundes UFO auf einem Stock" (Zitat Elon Musk) ins Zimmer stellen wollen. Was das dann kostet, dazu gibt es bisher noch keine Aussagen. Experten vermuten, dass die Empfangsgeräte ähnlich teuer werden wie gängige Router. Noch in diesem Jahr soll das Angebot in den USA und Kanada starten, 2021 überall auf der Welt.
Und da ist der Bedarf noch riesig. Laut einem Bericht der ITU/UNESCO Broadband Commission von 2019 (hier als pdf) verfügen rund 51 Prozent der Menschen weltweit über schnelles Internet. 49 Prozent also nicht - ein riesiger Markt. Und mit Oneweb ist einer der möglichen Konkurrenten in diesem Jahr aus dem Rennen gegangen. Dafür geht ein anderer gerade an den Start. Amazon hat Ende Juli erklärt, dass die Federal Communications Commission der USA die Genehmigung erteilt hat, 3.236 Satelliten zu betreiben. Das Projekt heißt Kuiper, angelehnt an den Kuipergürtel, der jenseits des Neptun zehntausende Objekte beinhaltet.
Schnelles Netz, sinnvoller Preis
Anders als Starlink hat Amazon in seiner Mittelung bereits einen Verweis auf mobiles Internet. "Neben der direkten Bereitstellung von Bodenstationsdiensten für Kunden wird Project Kuiper auch Backhaul-Lösungen für Mobilfunkanbieter bereitstellen, die den LTE- und 5G-Dienst auf neue Regionen ausweiten", so das Unternehmen. Backhaul steht dabei für die Anbindung an zentrale Netzknoten.
Und das soll für jeden bezahlbar sein, so Amazon. Oder mit den Worten von Rajeev Badyal, Vizepräsident für Technologie beim Projekt Kuiper: "Wir machen unglaublich viele Erfindungen, um schnelles, zuverlässiges Breitband zu einem Preis bereitzustellen, der für Kunden sinnvoll ist."
Wie schnell ist das Internet aus dem All?
Neben dem Preis wird bei Starlink und Kuiper vor allem eins entscheiden: Wie schnell ist das Internet aus dem All? Verschiedene Onlineplattformen berichten, dass jetzt erste Ergebnisse von Beta-Testern von Starlink aus den USA durchgesickert sind - trotz Geheimhaltungsklauseln in den Testverträgen. Die Testergebnisse wurden auf Reddit veröffentlicht. Sollten diese Zahlen stimmen, dann liegen die Downloads im Schnitt bei 40 bis 50 Megabit pro Sekunde. Im Vergleich zu normalen Breitbandzugängen also eher unterer Durchschnitt.
Neben den Downloadraten ist aber auch die sogenannte Latenzzeit wichtig. Die beträgt nach den verfügbaren Daten zwischen 20 und 94 Millisekunden. Latenz, auch Ping genannt, ist die Zeit, die ein Datenpaket von Ihrem Gerät zu einem Server im Netz und zurück benötigt, sie bestimmt also mit, ob das Netz schnell ist oder eher träge. Normal sind um die 20 Millisekunden, Glasfaserverbindungen schaffen auch Werte unter 5 Millisekunden.
MDR-Team am 19.08.2020
Hallo "fiddle", es geht nicht um die Latenz von Amsterdam nach Auckland, sondern die unserer täglichen Nutzung, die jeder mit zB. einem Speedtest messen kann. Liebe Grüße
fiddle am 18.08.2020
Der letzte Absatz ist schlecht recherchiert, und damit das Ergebnis des gesammten Artikels. Die Latenz von bspw. Amstersam nach Auckland (über 99,9% Glasfaser) liegt bei mindestens 300ms. Starlink hat also dreimal so wenig Verzögerung, das interessiert nicht nur Börsen, sondern auch ein interkontinentales Telefongespräch ist damit mal erträglich.
Thommi Tulpe am 18.08.2020
Sagen wir mal so: Zumindest kann das Internet im Weltall nicht sehr viel langsamer sein als mancherorts in Deutschland.