Kochfeld mit Künstlicher Intelligenz (KI-Illustration)
Bildrechte: MDR Wissen mit Hilfe von KI (DALL-E)

Wissen-News Technologie aus Ilmenau: Smarter kochen mit KI

07. August 2024, 05:00 Uhr

Drei junge Männer aus Ilmenau wollen das Kochen smarter machen. Ihr System "KitchenGuard" nutzt Sensoren und künstliche Intelligenz, um die Essenszubereitung effizienter und sicherer zu machen. Nun haben die drei ein Gründungsstipendium erhalten, damit das Projekt markttauglich werden kann.

Vorab sei erwähnt: Das Bild über diesem Artikel ist nur eine Illustration und hat nichts mit dem konkreten Produkt aus Ilmenau zu tun. Bilder vom Ilmenauer "KitchenGuard" gibt es noch nicht, schließlich ist das Projekt noch in der Entwicklungsphase. Aber die verläuft so verheißungsvoll, dass drei junge Gründer aus Ilmenau nun für zwölf Monate mit dem EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der Europäischen Union gefördert werden. Die Stipendiaten erhalten neben einer finanziellen Unterstützung zur Sicherung des persönlichen Lebensunterhalts bis zu 30.000 Euro für Sachausgaben und 5.000 Euro für Coachings.

Ihr "KitchenGuard" genanntes System soll Induktionskochfelder revolutionieren. Es nutzt ein KI-gestütztes Wahrnehmungssystem mit künstlichen neuronalen Netzen. Das Kochfeld wird um nützliche Kochfunktionen erweitert, wodurch die Bedienung des Herds intuitiver werden soll. So erkennt das Sensorsystem präzise den aktuellen Kochzustand, zum Beispiel simmerndes (knapp unter dem Siedepunkt) oder kochendes Wasser, und regelt selbstständig die Temperatur entsprechend. Mit Methoden des maschinellen Lernens und einem künstlichen Wahrnehmungssystem, einem sogenannten "Perception Model", werden in Echtzeit präzise Aussagen über das Kochgeschehen getroffen und Gefahrensituationen, zum Beispiel durch überkochende Flüssigkeiten, verhindert.

KI soll in der Küche beim Stromsparen helfen

Für den Verbleib der gesammelten Daten beim Endverbraucher ist gesorgt, versprechen die Gründer. Ein wichtiger Pluspunkt soll außerdem das Stromspar-Potenzial sein. Durch automatisierte Prozesse sollen rund 30 Prozent Strom weniger verbraucht werden. Das Gründungsteam geht davon aus, dass beim Einsatz eines KitchenGuard-Kochsensors in nur zehn Prozent aller deutschen Haushalte pro Jahr 315 Gigawattstunden an elektrischer Energie eingespart werden könnten, das entspreche dem Jahresertrag von 15 großen Windkraftanlagen.

"Als Erstes werden wir an der Projektplanung und am Businessplan arbeiten", sagt Jan-Philipp Bott, der in Ilmenau technisch orientierte Betriebswirtschaft studiert hat. "Gleichzeitig entwickeln wir unsere Sensor-Technologie weiter." Man sei auch schon mit einem Kochfeldhersteller in Kontakt, mit dem eine Entwicklungspartnerschaft aufgebaut werden soll. Unterstützt wird das Team in dem oft kritischen Gründungsphasenzeitraum von zwei Branchenexperten: ihrem Mentor Joachim Bös, Leiter des Fachgebiets Industrielle Anwendungen von Medientechnologien an der TU, und Jan Radicke mit seinem Team des "Ilmkubator" genannten Gründungsservice der TU Ilmenau.

Links/Studien

Mitteilung über das Gründungsstipendium für "KitchenGuard" auf der Internetseite der TU Ilmenau

(rr/pm)

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Bildrechte: Colourbox.de

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 06. August 2024 | 15:30 Uhr

11 Kommentare

martin vor 5 Wochen

@MDR: Danke für ihre Reaktion. Ich erlaube mir allerdings trotz der VO eine erhebliche Skepsis zu behalten. Einerseits bezieht sie sich auf "Produkte" - der gesamte Forschungs- und Entwicklungsbereich ist weiterhin faktisch unreguliert. Darüber hinaus stellt sich die Frage einer wirksamen Kontrolle. Wie soll wirksam kontrolliert werden, dass mit generischen Modellen kein Missbrauch getrieben wird? Haben die Datenschützer dafür genügend für dies sehr spezielle Gebiet hinreichend qualifiziertes Personal? Ich habe da mit Blick auf die Bezahlungen im öffentlichen Dienst ./. Bezahlung in der IT für KI Spezialisten erhebliche Zweifel....

Allerdings halte ich die VO schon mal besser als die bisher völlig fehlende Regulation.

MDR-Team vor 5 Wochen

Hallo martin,
grundsätzlich gilt auch beim Einsatz von KI, dass bei der Verarbeitung von personenbezogenen Daten die bereits bestehenden Datenschutzgesetze (z. B. DSGVO, TDDDG) einzuhalten sind. Zusätzlich wurde kürzlich eine Verordnung auf EU-Ebene (KI-VO) vorgestellt, die sich mit Rahmenbedingungen des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz beschäftigt: https://www.bfdi.bund.de/DE/Fachthemen/Inhalte/Technik/KI-Verordnung.html?nn=251928
Beispiele sind ein Verbot von Social Scoring und von bestimmten Methoden der Gesichtserkennung. Dementsprechend werden die Rahmenbedingungen zur Nutzung fortlaufend angepasst, sodass "die Regeln greifen können".
Liebe Grüße aus der MDR-Wissens-Redaktion

martin vor 5 Wochen

@MDR: Auch wenn ich "weils..." teilweise widersprochen habe, so finde ich seine Argumentation nicht völlig falsch. Bei Einsatz und Training von KI sehe ich durchaus das Problem, dass die bisherigen Regeln kaum greifen geschweige denn eine Nachvollziehbarkeit vorliegt, was mit persönlichen Daten genau passiert.

Daher ist Ihre Stellungnahme zwar sachlich richtig (nehme ich jedenfalls mal an) - aber sie scheint mir ein Stück weit am Kern der Kritik von "weils ..." vorbei zu gehen.

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