Mädchen Grundschülerin löst Rechenaufgabe an Tafel
Dass Mädchen in Mathe tendenziell als nicht so befähigt wie Jungen gelten, hängt einer Studie zufolge auch mit einer verzerrten Beurteilung durch Lehrer zusammen (Themen-Archivbild). Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Wissen-News Lehrer überschätzen Jungen in Mathe und Mädchen in Sprache

06. März 2024, 14:33 Uhr

Dass Jungen in Mathe und Mädchen in Sprachen als die Besseren gelten, hat laut einer internationalen Studie unter Beteiligung der Uni Halle auch mit verzerrten Beurteilungen durch Lehrer nach Geschlecht zu tun. Diese Urteile entsprechen nicht immer den tatsächlichen Leistungen und prägen die weitere Entwicklung der Kinder über die Grundschulzeit hinaus.

Lehrer beurteilen die Fähigkeiten von Jungen in Mathematik und von Mädchen im Bereich Sprache tendenziell besser als es ihre tatsächlichen Leistungen in Tests nahelegen. Laut einer internationalen Studie hängt die verzerrte Beurteilung von Grundschulkindern systematisch mit dem Geschlecht der Schüler zusammen. Nach Angaben von Studien-Erstautorin Melanie Olczyk vom Institut für Soziologie der Martin-Luther-Universität Halle wirken sich die verzerrten Urteile auch langfristig auf die Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen aus.

Für die im Journal "Social Science Research" veröffentlichte Studie wertete die internationale Forschergruppe drei Längsschnittstudien aus Deutschland, England und den USA aus. Darin wurden insgesamt rund 17.000 Schüler über die Grundschulzeit hinweg begleitet, ihre Leistungen regelmäßig getestet sowie Eltern und Lehrer befragt. Dabei stellte das Team fest, dass die Beurteilung der Lehrkräfte nicht vollständig auf die gemessenen Leistungen der Kinder zurückgeführt werden konnte und Urteile teilweise verzerrt waren.

Diese Verzerrungen hingen den Studienautoren zufolge mit dem Geschlecht der Schüler zusammen. Die Forscher beobachteten auch Unterschiede zwischen den Ländern. So sei die Verzerrung im Bereich Mathematik in Deutschland am größten, im Bereich Sprache hingegen in England. In den USA fielen die Unterschiede demnach viel geringer aus. Zudem zeigte sich, dass sich der Mathe-Vorsprung der Jungen und der Sprachen-Vorsprung der Mädchen über die Grundschulzeit hinweg vergrößerte.

dpa (dn)

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