Ein Landwirt bringt mit seinem Traktor und einer großen Pflanzenschutzspritze ein hochwirksames Pflanzenschutzmittel auf das Feld aus.
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Wissen News Mögliche Glyphosat-Verlängerung – Kritik aus der Wissenschaft

22. September 2023, 08:52 Uhr

Die Zulassung des Pflanzenschutzmittels Glyphosat soll laut eines Vorschlags der EU-Kommission um zehn Jahre verlängert werden. Die Abstimmung über den Vorschlag ist für den 13. Oktober vorgesehen - doch es gibt Kritik.

Der Vorschlag der EU-Kommission enthält einige Bedingungen und Einschränkungen für die erneute Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels. Beispielsweise soll es Höchstwerte für fünf toxikologisch relevante Verunreinigung im Glyphosat nach Herstellung geben. Außerdem sollen die EU-Mitgliedstaaten klären, wie hoch die Belastung durch mögliche Glyphosat-Rückstände für Verbraucherinnen und Verbraucher sein könnte – auch in Folgekulturen.

Der Vorschlag zur Zulassung sieht zusätzlich besonderen Schutz von Pflanzen und kleinen pflanzenfressenden Säugetieren vor, die ebenfalls mit Glyphosat in Kontakt kommen können. Neben dem Schutz von Menschen geht es in dem Vorschlag der EU-Kommission also auch um den Erhalt von Artenvielfalt.

Ökologen sehen EU-Vorhaben mangelhaft

Trotz der neuen Maßstäbe im Sinne des Umweltschutzes äußern einige Ökologinnen und Ökologen deutliche Kritik. "Grundsätzlich widerspricht der Vorschlag der EU-Kommission allen öffentlichen Diskussionsergebnissen der zurückliegenden Jahre,“ sagt etwa Maria Finckh, Leiterin des Fachgebietes Ökologischer Pflanzenschutz der Universität Kassel. EU-weit betrachtet gäbe es zwar einige Verbesserungen, doch: "Für Deutschland sind die Einschränkungen fast keine Veränderung des Status Quo.“

Finckh kritisiert, dass Insekten, insbesondere Bienen, in dem Vorschlag nicht berücksichtigt werden. Die direkte Auswirkung auf das Mikrobiom (dazu gehören alle Mikoorganismen) und die antibiotische Wirkung von Glyphosat werde einfach ignoriert. Die Ökologin plädiert daher für ein klares Verbot und einen definierten Übergangzeitraum, um die Landwirtschaft entsprechend umzustellen.

Andreas Schäffer, Umweltbiologe und Direktor des Instituts für Umweltforschung der RWTH Aachen bemängelt allgemein fehlende Umsicht der EU in Sachen Pflanzenschutzmittel: "Die anderen Beschränkungsvorschläge sind für alle Pestizide relevant, nicht für Glyphosat.“

cbue

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 21. September 2023 | 12:48 Uhr

1 Kommentar

AlexLeipzig vor 33 Wochen

Wirklich schade, daß hier offenbar der Mut fehlt, sich gegen die mächtige Chemie-Lobby durchzusetzen und Glyphosat endlich zu verbieten.