Herstellung von Carbonbeton in Oschatz
Bauboom contra Klimawende - Baustoffe der Zukunft: Herstellung von Carbonbeton in Oschatz Bildrechte: © MDR/Stephan Heise

Wissen-News Vier Preisträger beim Sächsischen Landespreis "Baupraxis der Zukunft"

11. März 2024, 17:21 Uhr

"Nachhaltig, innovativ, zirkulär" lauteten die Anforderungen beim erstmals ausgelobten Sächsischen Landespreis "Baupraxis der Zukunft". Ein vielseitiger Baustoff aus Ziegelbruch und Lehm, ein außenliegendes Dämm-Heiz-Kühl-System, Leichtbauwände aus Carbonbeton und Lehmprodukte aus regionalem Abraum sind die siegreichen Projekte.

Ziel des Wettbewerbs war es, einen Überblick zu erhalten, welche Konzepte, Ideen, Forschungsergebnisse und Prototypen für eine nachhaltige Baupraxis der Zukunft bereits in Sachsen bestehen und welche Potenziale noch gehoben werden können. Zudem soll das Nachdenken über eine zukunftsfähige Baupraxis in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt werden.

Vielseitiger Baustoff aus Ziegelbruch und Lehm aus Freiberg

Der Landespreis in der Kategorie "Baustoffe" ging an das Projekt "GeopaZ" vom Institut für Technische Chemie der TU Bergakademie Freiberg. Das Forscherteam hat eine Technologie zur Herstellung von ziegelbruchbasierten Geopolymerbaustoffen entwickelt. Der innovative Umgang des Projekts mit der sehr hohen Menge ziegelbruchbasierter Bauabfälle, die derzeit nur etwa zur Hälfte weiterverwertet und als Baustoffe geringerer Qualität eingesetzt werden, zeichnet den Beitrag als hochgradig relevant aus.

"Geopolymere sind Baustoffe, die sich verhalten wie Zement oder sogar noch teilweise bessere Eigenschaften haben als Zement, aber eben fast CO2-frei sind in der Herstellung. Und Sie lassen sich grenzenlos recyclen", erklärt Martin Bertau, der an der TU Bergakademie Freiberg den Lehrstuhl für Technische Chemie innehat. "Ich kann Polymere aber auch aufschäumen und erhalte ein Material, das ähnlich wie Styropor gute Dämmeigenschaften mitbringt. Dieser Stoff aber hat eine einzigartige Bauphysiologie. Es ist atmungsaktiver als herkömmliche Baustoffe. Das Gebäude atmet, es kommt nicht zur Schimmelbildung." Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der von ihnen entwickelte Geopolymer-Baustoff im nächsten Jahr den Sprung in die großtechnische Anwendung schafft.

Diverse Baumaterialien, ein Bauklo und ein Gabelstapler stehen unter freiem Himmel auf einer Baustelle im Bezirk Mitte. 3 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Innovative Außenwanddämmung und Carbonbeton-Leichtbauwände aus Dresden

Einen Landespreis in der Kategorie "Bauteile und Bauarten" erhielt der Beitrag "SustainaShell" – eingereicht von der gleichnamigen Forschungsgruppe vom Institut für Bauklimatik der TU Dresden, der WiD Wohnen in Dresden GmbH & Co. KG und der EA Systems Dresden GmbH. Die Projektgemeinschaft hat eine innovative Außenwanddämmung mit integriertem, erneuerbarem Energiekonzept zur eingriffsarmen Sanierung von Bestandsgebäuden entwickelt.

In derselben Kategorie hat auch die Einreichung "C-Wall" einen Preis gewonnen. Sie stammt von der gleichnamigen Projektgemeinschaft, der Vertreter des C³ – Carbon Concrete Composite e. V. vom Institut für Massivbau an der TU Dresden sowie der Kahnt & Tietze GmbH und der Betonwerk Oschatz GmbH angehören. Dabei wurden Leichtbau-Thermowände in Carbonbetonbauweise entwickelt.

"Der hohe Innovationsgrad der Leichtbau-Thermowände, die weit fortgeschrittene Forschung, Erprobung und in Teilbereichen bereits erfolgte Zertifizierung ermöglichen eine schnelle Umsetzbarkeit in größerem Maßstab. Die aufgezeigten Ressourceneinsparungen von 50 Prozent bei einer nahezu vollständigen Recyclingfähigkeit in Kombination mit der hohen Skalierbarkeit des Systems überzeugen die Jurymitglieder als tragfähigen Lösungsansatz insbesondere für neue Wohnungsbauten", heißt es in der Begründung der Jury.

Sonderpreis geht für Lehmprodukte aus Abraum nach Leipzig

Mit dem Sonderpreis "Baustoffe, Bauteile und Bauarten" wird der Bauzirkel – Verein für ökologisches Bauen Leipzig e. V. für die Entwicklung von Lehmprodukten aus regionalem Abraum ausgezeichnet.

Alle vier Preisträger erhalten je 7.500 Euro, denn der Landespreis war mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.

(rr, pm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Sächsischer Bauindustrie droht Sand- und Kiesmangel | 23. Januar 0024 | 10:06 Uhr

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